
Wirtschaft transformieren
Gesunde Wirtschaft und erfolgreiche Energiewende bedingen einander. Im Zusammenspiel können sie Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Der Weg zur Klimaneutralität ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Unsere Volkswirtschaft weiterzuentwickeln ist dabei entscheidend, um Wettbewerbsfähigkeit und damit gesellschaftlichen Wohlstand zu sichern. Wie können sich deutsche Unternehmen dekarbonisieren? Welche Ansätze gibt es für die energieintensive Industrie? Und wie lässt sich Mobilität gestalten - unter Berücksichtigung von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und individuellen Bedürfnissen?
Ein kluger Maßnahmen-Mix entscheidet
Die Sektoren Industrie sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) machen gemeinsam über 40 Prozent des deutschen Energieverbrauchs aus. Deutlich mehr als 50 Prozent der hier eingesetzten Energie basieren auf fossilen Energieträgern, insbesondere Erdgas, aber auch Kohle und Öl. Im Industriesektor werden mehr als zwei Drittel davon als Prozesswärme und rund 20 Prozent zu Antriebszwecken genutzt. Bei Gewerbe, Handel und Dienstleistungen schlägt die Raumwärme mit rund 50 Prozent beim Energieverbrauch zu Buche. Für eine erfolgreiche Transformation eines Unternehmens in Industrie oder GHD braucht es also verschiedene Ansätze. Entscheidend ist die Kombination aus Maßnahmen zur Energieeffizienz und die Umstellung auf erneuerbare Energieträger.
Strategisch effizient

Erster und zentraler Ansatzpunkt für Unternehmen ist die Steigerung der Energieeffizienz. Mit einer systematischen Analyse der eigenen Energieverbräuche, der Identifizierung und Nutzung ihrer Effizienzpotenziale können sie gleich mehrfach profitieren: Neben Kostensenkungen bringen Investitionen in entsprechende Dienstleistungen und Produkte auch mehr Know-how und Innovationen bei den eigenen Prozessen und Produkten.
In verschiedenen Projekten unterstützt die dena Unternehmen dabei, diese Potenziale zu erschließen und in eine Gesamtstrategie für die Transformation einzubetten.
Produktion neu denken
Produzierende Unternehmen, ob in der Industrie oder im Gewerbe, sind zentral für die deutsche Volkswirtschaft. Sie stehen für ein Drittel der deutschen Wertschöpfung. Ihre Produktionsprozesse sind allerdings häufig mit hohen Treibhausgasemissionen verbunden. Das gilt vor allem für die traditionsreichen Industriezweige in der Chemieindustrie oder dem Metall verarbeitenden Gewerbe. Mit der Transformation sollen diese Produktionsprozesse effizienter und perspektivisch klimaneutral werden. Dazu braucht es in Teilen die Neuerfindung von Verfahren, technische Innovationen und Digitalisierung, um die Anlagen optimal auszusteuern.
Energieträger konsequent erneuern

Neben der Effizienzsteigerung ist der Umstieg auf Erneuerbare als zentraler Energieträger entscheidend für Unternehmen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität. Mit Elektrifizierung lassen sich viele Anwendungen auf erneuerbare Energien umstellen. Eine einfache Maßnahme ist der Umstieg auf entsprechende Stromlieferverträge. Anspruchsvoller, aber auch wirtschaftlich attraktiv, ist eine stärkere Eigenversorgung mit Strom, zum Beispiel durch Photovoltaikanlagen auf dem Firmengelände. Wichtig ist, gleich Möglichkeiten zur Speicherung und zur Flexibilisierung der Stromnachfrage mitzudenken und einzurichten. So lässt sich bereits im eigenen Unternehmen die mitunter schwankende Energieerzeugung durch Erneuerbare ausgleichen.
Viele Energieanwendungen, wie zum Beispiel bei der Stahlproduktion, erfordern sehr hohe Temperatur-Niveaus. Für diese häufig gasbasierten Verbrennungsprozesse braucht es vorrangig eine Umstellung auf synthetische Energieträger auf Basis erneuerbarer Energien wie grünen Wasserstoff.
Carbon Management
Bei allen Anstrengungen und Umstellungen in der Wirtschaft: Nicht alle klimaschädlichen Emissionen sind vermeidbar. Das gilt zum Beispiel für die Abfallbeseitigung, die chemische Grundstoffindustrie oder auch die Zement- und Bauindustrie. Hier kann ein gezieltes Abscheiden und Nutzen oder Einlagern von Kohlenstoff zu einer ausgeglichenen Klimabilanz beitragen.
Abwärme nutzen
Die bei Produktionsprozessen entstehende Abwärme macht oft einen erheblichen Anteil des Energieverbrauchs aus. Typische „Quellen“ sind neben der Prozesswärme auch Kühl- und Klimaanlagen oder Serverräume. Gerade bei der Informations- und Kommunikationstechnik wächst der Energieverbrauch stark: Immer mehr Daten benötigen immer mehr Energie, etwa in Rechenzentren. Auch hier entsteht viel Abwärme.
Diese Energie gezielt zu nutzen, ist ein wichtiger Baustein einer Klimaneutralitäts-Strategie für Unternehmen. Bereits die Modernisierung und Dämmung der Anlagen bringt positive Ergebnisse. Energie lässt sich in der Abwärmekaskade prozessintern oder als Raumwärme für betriebseigene Büroräume nutzen. Sie kann in ein Nah- und Fernwärmenetz eingespeist werden oder - mit der fortschreitenden Umgestaltung des Stromnetzes - auch zur Stromerzeugung dienen.

Wirtschaften im Kreislauf
Für produzierende Unternehmen kann die Umstellung auf ein kreislauforientiertes Wirtschaftsmodell Vorteile bieten. Dies bedeutet aber eine tiefgreifende Veränderung der gesamten Wertschöpfungskette. Von der Produktentwicklung über die Auswahl der Rohstoffe bis hin zur Gestaltung von Geschäftsmodellen werden alle Prozesse neu ausgerichtet. Dazu zählt etwa die Verwendung von Recyclingmaterialien und die Optimierung der Ressourceneffizienz. Weitere Elemente sind die Entwicklung modularer und reparierbarer Produkte sowie das Schaffen von Rücknahme- und Wiederverwendungsstrukturen.
Mobilität
Die Potenziale im Verkehrssektor zu erschließen, ist zentrale Voraussetzung, um die deutschen Energiewende- und Klimaschutzziele zu erreichen. Der Verkehrssektor macht rund 30 Prozent des deutschen Energieverbrauchs aus. Über 80 Prozent dieser Energie wird im Straßenverkehr eingesetzt, rund 15 Prozent im Flugverkehr. 90 Prozent der eingesetzten Energie basiert noch auf Erdöl.
Antriebe und Kraftstoffe

Um den dominierenden Erdölverbrauch zu reduzieren und Emissionen zu senken, gibt es unterschiedliche Wege: Batterieelektrische Antriebe, Brennstoffzellenfahrzeuge, Hybridfahrzeuge und in gewissem Umfang Verbrennungsmotoren mit alternativen Kraftstoffen. Marktreife, Verfügbarkeit, Anschaffungs- und Betriebskosten variieren dabei erheblich. Besonders dynamisch ist die Entwicklung bei E-Fahrzeugen mit immer mehr Modellen und wachsenden Reichweiten.
Effiziente E-Mobile
Allein in der Wahl der Antriebstechnologie stecken bereits enorme Potenziale, Energie zu sparen und CO2-Emissionen zu verringern: Der Verbrennungsmotor setzt nur 20 bis 30 Prozent der eingesetzten Energie in Bewegung um. Der Elektromotor ist drei bis vier Mal effizienter. Gleichzeitig lassen sich beim Elektro-Fahrzeug erneuerbare Energien „tanken“.
Hinzu kommen die Vorteile der Fahrzeugbatterie: Sie kann selbst produzierten Strom oder unterschiedliche Strompreise zu unterschiedlichen Tageszeiten nutzen. Als Speicher übernimmt sie eine Rolle im Energiesystem.
Diese Vorteile machen es beispielsweise für Logistik-Unternehmen attraktiv, in E-Autos zu investieren. Mit dem Aufbau nachhaltiger Fuhrparks und eigener Ladeinfrastrukturen sind sie und andere Unternehmen Treiber einer zukunftsfähigen Mobilität. Eine Vorreiterrolle haben Unternehmen der öffentlichen Hand, etwa für den Nahverkehr: Durch die Elektrifizierung von Bussen und weiteren Nutzfahrzeugen tragen sie aktiv zur Marktentwicklung bei.
Investitionen in die Infrastruktur

Eine gut ausgebaute Infrastruktur ist Voraussetzung für eine Transformation der Mobilität. Die Investitionsbedarfe für die verschiedenen Verkehrsträger sind groß. Die Straßeninfrastruktur trägt den größten Anteil an der Verkehrsleistung, benötigt aber besonders viel Fläche und Investitionen, etwa für den Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität.
Mehr Personen und Güter auf die Schiene zu verlagern, erfordert ebenfalls erhebliche Investitionen: in Schienen, Bahnhöfe - und die Digitalisierung, um den öffentlichen Verkehr flexibler und nutzerfreundlicher zu machen.