Gebäude und lokale Räume umbauen
Die Wärmewende ist essenziell für die Transformation - in einzelnen Gebäuden, im Quartier und in den Kommunen
Um 2045 Klimaneutralität zu erreichen, ist der Umbau des Gebäudesektors ein zentraler Bestandteil mit großen Potenzialen. Hier fallen die meisten CO2-Emissionen an, hier ist die Gesellschaft als Ganzes gefragt. Welche Maßnahmen beschleunigen die Transformation? Welchen Nutzen bringt die Betrachtung von Quartieren? Wie können die Kommunen die Mammutaufgaben lösen, vor die sie gestellt sind? Die dena unterstützt die Bundesregierung in zahlreichen Projekten dabei, Antworten auf diese Fragen zu finden.
Gebäude
Ungefähr 40 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland entfallen auf den Gebäudesektor. Um das Ziel der Klimaneutralität 2045 zu erreichen, muss also direkt bei den Gebäuden angesetzt werden. Dazu steht ein großes Portfolio an Lösungsansätzen zur Verfügung: von Energieeffizienz und energetischer Sanierung über den gezielten Einsatz erneuerbarer Energien und digitaler Technologien bis hin zu ressourcenschonendem und nachhaltigem Bauen.
Keine Energiewende ohne Wärmewende
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) setzt den Rahmen für das verstärkte Heizen mit erneuerbaren Energien statt Kohle, Erdöl oder Erdgas. In Neubaugebieten muss seit dem 01.01.2024 jede neu eingebaute Heizung mindestens 65% erneuerbare Energie nutzen, für Bestandsgebäude gilt das etwas später. In Ein- und Zweifamilienhäusern übernehmen Wärmepumpen im Bestand wie in Neubauten die Wärmeversorgung anstelle fossil betriebener Heizungsanlagen. Zur Erreichung der Klimaschutzziele spielen Wärmepumpen eine entscheidende Rolle.
Energieeffizienz durch Digitalisierung
Digitale Lösungen erleichtern es im Gebäudebereich, Energie effizienter zu nutzen. Die intelligente Vernetzung von Präsenz- und Bewegungsmeldern mit der Heizungssteuerung ermöglicht ein effektives Heizungsmanagement. Heizungsanlagen können durch lernende Algorithmen und Wetterdaten genaue Heizlastprognosen erstellen und so bedarfsgerecht Wärme erzeugen. Mit digitalen Technologien lassen sich Betriebsprozesse rund um die Uhr beobachten, zum Beispiel durch Aktoren und Pumpen. Auch die Sektorenkopplung und die Kombination verschiedener Technologien im Gebäude sind mit digitalen Lösungen leichter möglich und erschließen Potenziale zur Energieeinsparung.
Effektive Beratung
Etwa 63 Prozent der Wohngebäude in Deutschland sind vor dem Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung im Jahr 1979 entstanden. Hier sind die Effizienzpotenziale besonders hoch. Ältere Wohngebäude verbrauchen bis zu fünf Mal mehr Energie als nach 2001 errichtete Neubauten, die einen Energieverbrauch von durchschnittlich etwa 85 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) haben.
Wer energieeffizient und nachhaltig bauen oder sanieren will, ist auf die Unterstützung qualifizierter Energieeffizienz-Expertinnen und -Experten angewiesen. Sie sichern die Qualität von Energieeffizienz- bzw. Nachhaltigkeitsmaßnahmen an Gebäuden und begleiten Antragstellende im Förderprozess. Denn schon kleine Ungenauigkeiten in der Planungs- oder Bauphase können dazu führen, dass die erwarteten Einsparungen nicht erreicht und daran gebundene Fördergelder nicht ausbezahlt werden. Eine Alternative bietet ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) für Wohngebäude.
Serielles Sanieren
Die energetische Sanierung des Gebäudebestands ist essenziell, um Klimaneutralität zu erreichen. Aber die Sanierungsrate in Deutschland beträgt nur rund ein Prozent. Notwendig wäre mindestens das Doppelte, um bis 2045 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu haben. Hier kann die serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip für Beschleunigung sorgen. Denn dieser innovative Ansatz vereinfacht Prozesse und hebt Potenziale zur Kostensenkung. Das Prinzip stammt aus den Niederlanden und ist in mehreren europäischen Ländern erfolgreich. In Deutschland werden Pilotprojekte und erste Serien umgesetzt. Sie liefern vielversprechende Ergebnisse, der Markt für diese Lösungen wächst dynamisch.
Klimaneutrale Quartiere
Das Zusammenspiel von Gebäuden und Infrastrukturen im Quartier ist ein weiterer Baustein für Klimaneutralität. In der Vergangenheit bezog sich die Entwicklung von Quartieren vor allem auf städtebauliche und soziale Aspekte. Dieser Fokus hat sich um Energie- und Wärmenetze, lokale Sektorenkopplung und Klimafolgenanpassung erweitert. Denn im Quartier fallen wesentliche Entscheidungen zur Ausgestaltung des künftigen Energiesystems. Es geht um notwendige Infrastrukturen, verfügbare Energieträger und beteiligte Akteure. Die Quartiersbetrachtung bedarf eines umfassenden Ansatzes: Sie schließt Energiebedarf und mögliche Erzeugungskapazitäten ein, die Vernetzung von Wohn- und Nichtwohngebäuden, öffentlichen Einrichtungen, Freiflächen, Industrie, Handel und lokale Verkehrsinfrastruktur.
Erneuerbare Wärme im Quartier
Um die Wärmeversorgung von Gebäuden auf erneuerbare Energien umzustellen, lässt sich der Quartiersansatz nutzen. Im Rahmen des Gebäudeforums Klimaneutral wurden für vier Siedlungstypen verschiedene Versorgungsvarianten mittels Quartiersansätzen auf Nahwärmebasis erarbeitet. Durchgespielt wurden unterschiedliche Versorgungsvarianten und Wärmequellen.
Wärmenetze
Neben Einzelgebäuden ist die Transformation von Bestandsquartieren zentral, um Klimaneutralität zu erreichen. Eine wichtige Strategie auf diesem Weg ist der Aus- und Neubau von Wärmenetzen. Diese Infrastrukturen können klimaneutrale lokale Wärmepotenziale nutzbar machen und Strom aus erneuerbaren Energien in das Energiesystem integrieren. Das kann die gezielte Nutzung von Abwärme sein, die Einbindung von lokal erzeugten erneuerbaren Energien oder systemdienliche Lösungen wie Power-to-Heat. Wärmenetze sind die Basis für die Einbindung von unterschiedlichen Erzeugungstechnologien wie Brennstoffen und die Sektorenkopplung.
Kommunale Wärmeplanung
Wärme lässt sich nicht über weite Strecken transportieren. Da wären die Verluste zu hoch. Es braucht also lokale und individuelle Lösungen, um die Transformation in der Wärmeversorgung zu schaffen. Voraussetzung dafür ist eine Strategie, die konkrete Umsetzungsmaßnahmen identifiziert, um den Wärmebedarf mit erneuerbaren Energien zu decken: die Kommunale Wärmeplanung.
In Zeiten von Personalmangel und knappen Ressourcen scheint eine stadtplanerische Aufgabe dieser Größenordnung zunächst kaum zu bewältigen. Die Kommunale Wärmeplanung bringt allerdings langfristig großen Mehrwert: Die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen macht Kommunen unabhängig von Importen fossiler Energien und bietet ihnen langfristig Versorgungssicherheit. Die Nutzung lokaler Ressourcen und die Einbindung regionaler Betriebe schafft Planungssicherheit für öffentliche und private Investitionen. Davon profitieren die Energieversorgungsunternehmen und das lokale Handwerk. Vorreiter haben einen Wettbewerbsvorteil bei Ansiedlungsentscheidungen und leisten einen essenziellen Beitrag zur kommunalen Aufgabe der Daseinsvorsorge. Hauseigentümerinnen und -eigentümern bietet das Instrument mehr Planbarkeit, wie sie ihre Häuser künftig beheizen können.
Kommunen gehen voran
Energiewende und Klimaschutz funktionieren vor Ort, in zahlreichen praktischen Anwendungen in den Kommunen. Was Landkreise, Städte, Dörfer und Gemeinden konkret erreichen, kann Vorbild und Ansporn für ihre Bürgerinnen und Bürger und die lokale Wirtschaft sein. Kommunen gehen mit gutem Beispiel voran, wenn sie in öffentlichen Gebäuden und Liegenschaften den Energieverbrauch senken. Mit geringeren Ausgaben für den Energiebezug entlasten sie die öffentlichen Haushalte.
Zusammenarbeit mit privaten Dienstleistenden
Viele Kommunen nehmen die Verantwortung für Energiewende und Klimaschutz an. Sie setzten sich ambitionierte Klimaziele, häufig über die bundespolitischen Ziele hinaus. Kommunale Klimaschutzpläne, Energiemasterpläne, Wärmekonzepte, Mobilitätskonzepte und mehr als 18.000 kommunale Klimaschutzprojekte in Deutschland belegen ihr großes Engagement.
Kommunen sind geübt in der Zusammenarbeit und nutzen deren Vorteile. Um Tempo und Tiefe von energetischen Sanierungen zu steigern, binden sie beispielsweise externe Dienstleister ein. Diese Anbieter können ihr aus der Zusammenarbeit gewonnenes Know-how bündeln und skalieren. So sind sie in der Lage, Umsetzungs- und Betriebsrisiken zu übernehmen. Ähnlich ist es bei den Ergebnis- und Einspargarantien, die private Dienstleister beim Energiespar-Contracting abgeben. Für die Kommunen lassen sich so die Investitionen deutlich steigern und mehr Maßnahmen realisieren, ohne die eigenen Etats zu überlasten.
Kommunales Einsparpotenzial
- 186.000 öffentliche Gebäude gibt es in Deutschland
- 176.000 davon befinden sich in der Hand von Kommunen
- 4 Milliarden Euro zahlen Kommunen in Deutschland pro Jahr für die Strom- und Wärmeversorgung ihrer Liegenschaften