Luft nach oben beim Datenaustausch
Eine aktuelle Branchenumfrage der Deutschen Energie-Agentur (dena) im Rahmen des Aufbaus des Dateninstituts zeigt exemplarisch die Bedeutung des unternehmensübergreifenden Datenaustauschs in der Energiewirtschaft, aber auch die bestehenden Hindernisse.
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Sebastian Boie
Seniorexperte Presse T: +49 30 66 777 - 168 sebastian.boie(at)dena.de
Berlin, 23. Mai 2024. Die Energiebranche ist sich einig und sieht einen hohen Verbesserungsbedarf bei unternehmensübergreifenden Datenaustauschprozessen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Branchenumfrage, die das Future Energy Lab (FEL) der dena durchgeführt hat. Die Ergebnisse dienen zum einen dazu, den aktuellen Stand sowie die Bedarfe der Energiebranche beim Datenaustausch aufzuarbeiten und zum anderen dazu, den Aufbau des Dateninstituts der Bundesregierung zu unterstützen. Dieses wird zukünftig aller Voraussicht nach auch jenseits des Themenfeldes Energie mit ähnlich vielfältigen Landschaften beteiligter Akteure umgehen müssen, wie es sie in der Energiebranche gibt.
Die Umfrage zeigt, dass der Datenaustausch im Energiesektor sowohl innerhalb der Marktkommunikation als auch darüber hinaus verbessert werden muss. Die Marktkommunikation umfasst den Bereich des Informationsaustausches zwischen den Marktteilnehmerinnen und -teilnehmern, in dem klare Verantwortlichkeiten der Beteiligten sowie standardisierte und automatisierte Marktprozesse und Datenformate festgelegt sind. Hier geht es zum Beispiel um die energiewirtschaftlichen Prozesse beim Wechsel eines Stromlieferanten durch die Kundinnen und Kunden. So sehen mindestens 85 Prozent der Teilnehmenden hier Verbesserungsbedarf*. Bei den Prozessen außerhalb der Marktkommunikation, etwa beim sektorübergreifenden Datenaustausch, besteht ebenfalls noch hohes Optimierungspotential.
Dabei müssen diverse rechtliche, organisatorische, strategische, technologische und wirtschaftliche Hemmnisse überwunden werden. Außerhalb der Marktkommunikation betreffen die einzelnen Hemmnisse insgesamt mehr Unternehmen. Dort ragt die mangelnde Kompatibilität der Daten mit 63 Prozent heraus. Eine große Bedeutung wird in der Umfrage auch fehlenden unternehmensinternen Digital- oder Datenstrategien zugeschrieben.
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Dazu sagt Philipp Richard, Bereichsleiter Digitale Technologien und Start-up Ökosystem der dena: „Für rund 50 Prozent der teilnehmenden Unternehmen hemmt das Fehlen einer Digital- oder Datenstrategie im Unternehmen den unternehmensübergreifenden Datenaustausch außerhalb der Marktkommunikation. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass es durchaus Punkte gibt, an denen die Branche direkt selbst ansetzen und aktiv werden kann.“
Die teilnehmenden Expertinnen und Experten aus dem Energiesektor sehen grundsätzlich ein großes Potential im souveränen Datenaustausch und stufen ihn als erfolgskritisch sowohl für Unternehmenserfolg als auch für das Erreichen der Klimaschutzziele ein. Für zahlreiche Anwendungen im zunehmend digitalisierten, flexiblen Energiesystem sind eine solide Dateninfrastruktur und -basis zentral, wobei Daten an geeigneten Stellen miteinander geteilt werden sollten. Dabei können große ökonomische und gemeinwohlorientierte Chancen im Datenaustausch innerhalb und zwischen den Wertschöpfungsstufen entstehen. Dieses Potential ist jedoch noch nicht erschlossen: durchschnittlich 35 Prozent ihres idealen Zielzustandes bei unternehmensübergreifendem Datenaustausch haben Energieunternehmen in einer Selbsteinschätzung schon erreicht. Nicht-Energieunternehmen wie Anlagenhersteller, Forschungseinrichtungen und Verbände sehen hier sogar nur 20 Prozent erreicht.
An mehreren Stellen kann auch das zukünftige Dateninstitut der Bundesregierung unterstützen. Von den möglichen Aufgaben eines Dateninstituts sieht die Branche vor allem in den sektorübergreifenden Angeboten wie Standardsetzung und der Verknüpfung in andere Branchen zum Austausch von Best Practices und für den sektorübergreifenden Datenaustausch hilfreiche Unterstützung.
An der Umfrage mit dem Titel „Datenaustausch in der Energiewirtschaft“ haben insgesamt 280 Expertinnen und Experten aus der Energiewirtschaft teilgenommen. 46 Prozent der Teilnehmenden lassen sich Energieunternehmen zuordnen: Netzbetreiber, Energieserviceanbieter, Energielieferanten, Erzeuger, Messstellenbetreiber und Energiehändler. 54 Prozent repräsentieren Nicht-Energieunternehmen. Dazu gehören zum Beispiel Forschungseinrichtungen, öffentliche Institutionen, Anlagenhersteller oder Branchenverbände. Die größte Gruppe bilden die Netzbetreiber (19 Prozent). 49 Prozent der Antworten stammen von Führungskräften. Insgesamt ist ein hohes Interesse der Branche zu verzeichnen. Die Ergebnisse der Umfrage zeichnen ein differenziertes Bild des Status Quo zum Thema Datenaustauschprozesse in der Energiewirtschaft. Gleichzeitig werfen sie verschiedene Fragen auf, die es für eine erfolgreiche Verbesserung des unternehmens- und auch sektorübergreifenden Datenaustausches sowie der Etablierung eines Datenökosystems im weiteren Verlauf des Projektes zu beantworten gilt, wie bspw. die Frage nach einem gemeinsamen Zielbild.
Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie auf unserer Website: https://future-energy-lab.de/projects/dateninstitut-domaene-energie/
Die detaillierten Ergebnisse finden Sie auch in einem Fact-Sheet hier: https://future-energy-lab.de/app/uploads/2024/05/240522_dena_Factsheet_Umfrage-Datenaustausch.pdf
Über das Modul 2 Use Case Energie des Dateninstituts der Bundesregierung
Ziel des Use Case “Smarte Einbindung dezentraler Anlagen” ist es, wichtige Fragen zu den Themen akteursübergreifender Datenaustausch, Auflösung von existierenden Datensilos und Erarbeitung einer Daten-Governance exemplarisch im Energiesektor zu behandeln und verschiedene Lösungsansätze zu identifizieren und zu diskutieren. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen zum einen einen Mehrwert für die Energiebranche liefern, indem Herausforderungen klar herausgearbeitet werden sowie Lösungsansätze zusammengetragen und geteilt werden. Zum anderen sollen die Erkenntnisse an das sich im Aufbau befindende Dateninstitut transferiert werden und dazu beitragen, dessen Fähigkeiten und Ausgestaltung besser auf die Bedarfe komplexer Stakeholder-Landschaften ausrichten zu können.
* Prozentzahl variiert je nach Gruppe – siehe Factsheet für eine genauere Aufschlüsselung