Energieeffizienz im Gebäude
Ein unerlässlicher Baustein der Wärmewende
Im Zuge der beginnenden Legislaturperiode wird auch über die Klimapolitik im Gebäudesektor gesprochen. Der Koalitionsvertrag adressiert hierzu einige wichtige Punkte. Unter anderem steht – nicht zuletzt auch im Kontext der EPBD-Umsetzung – die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes an. Dabei wird diskutiert, wie die Politik den Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045 gestalten soll. Was nun Kern der Neuorientierung sein sollte, erläutert Christian Stolte, Bereichsleiter Klimaneutrale Gebäude bei der dena.

Bereits im Vorfeld der Bundestagswahl positionierten sich verschiedene Akteure aus Politik und Praxis zu der Frage, wie der Weg zur Klimaneutralität im Gebäudesektor am besten bestritten werden sollte. Dabei ging es oft um das erst Anfang 2024 novellierte Gebäudeenergiegesetz sowie darum, Klimapolitik schneller und günstiger voranzutreiben. Die Debatte richtete sich vor allem auf den CO2-Preis als primären Steuerungsmechanismus und die Rolle von Energieeffizienzmaßnahmen an der Gebäudehülle. Die Relevanz dieser Fragen spiegelt ihre Erwähnung im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung wider.
Klar ist, dass wir die CO2-Emissionen bis 2045 auf null senken müssen. Erneuerbare Energien sind dafür unerlässlich. Dennoch darf die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung eines Gebäudes nicht vernachlässigt werden. Es braucht neben dem Einsatz erneuerbarer Energien und der Optimierung der Anlagentechnik weiter signifikante Effizienzbemühungen, um sowohl CO2 als auch Energie einzusparen.
Warum Effizienz wichtig bleibt
Zuletzt haben die Debatten zum Gebäudeenergiegesetz den Fokus auf das Heizen mit erneuerbaren Energien und entsprechende Technologien wie Wärmenetze und Wärmepumpen gelenkt. Doch weder deren Absatz noch die stagnierende Sanierung der Gebäudehüllen können die Zielerreichung allein sicherstellen. Wie der Updatebericht April des dena-Gebäudereports 2025 zeigt, verlangsamte sich der Absatz im Jahr 2024 deutlich. Die Sanierung der Gebäudehüllen befindet sich ebenfalls fern von politischen Vorgaben und errechneten Mindestmarken einschlägiger Klimaneutralitätsstudien.
Alle relevanten Studien fordern daher einen ambitionierten Mix an Maßnahmen. Dabei spielt auch die Effizienz eine wichtige Rolle.
- Auf der Ebene des Einzelgebäudes ist dieser Mix wichtig, um eine sinnvolle und kosteneffiziente Beheizung mit erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Diese bedarf geringerer Vorlauftemperaturen, als sie aktuell in vielen der schlechtesten Gebäude möglich sind.
- Auf der Ebene des Energiesystems braucht es Effizienz, um die Belastung von Wärme- und Stromnetzen vor allem zu Spitzenzeiten zu senken und den Ausbaubedarf vor allem auf Ebene der Verteilnetze zu verringern.
- Volkswirtschaftlich und gesamtgesellschaftlich hat eine ambitionierte Effizienzpolitik weitere Vorteile. Sie erhöht die Beschäftigung im hiesigen Baugewerbe, stärkt Produktion und Verarbeitung und erhält somit viel Wertschöpfung vor Ort – vor allem bei kleinen und mittleren Betrieben.
- Daneben gilt es, die Abhängigkeit von Importen fossiler Energieträger zu senken und sich von Preisschwankungen unabhängiger zu machen. Das geht am schnellsten und konsequentesten, wenn CO2-Emissionen und Energiebedarf gemeinsam sinken.
Die Rolle von Treibhausgasbetrachtungen
Ein alleiniges Setzen auf CO2 als Betrachtungs- und Steuerungsgröße birgt entsprechende Risiken, auch wenn ein verstärkter Fokus auf über den Lebenszyklus anfallende Emissionen sinnvoll ist. Besonders bei Neubauten sind sogenannte graue Emissionen mit Blick auf die geringer werdenden Betriebsemissionen zunehmend wichtig. Dennoch gilt es, hier das aktuelle Anforderungsregime zu ergänzen und den Blick auf Energie als primäre Größe nicht komplett zu ersetzen. Denn diese wird letztlich bezogen und bezahlt, auch wenn sie komplett CO2-frei ist. Bereits heute sind hohe, volatile Preise eine Gefahr für bezahlbare und sichere Energieversorgung. Auch erneuerbare Energien sind nicht unendlich und kostenfrei verfügbar. Künftig wird der CO2-Preis durch den EU-Emissionshandel eher steigen. Dies erhöht zwar die gewünschte Steuerungswirkung, allerdings wirkt ein sehr hoher CO2-Preis schnell als soziales Problem, das politische Interventionen in etablierte Marktmechanismen notwendig macht. Die Energiepreiskriese 2022 hat das gezeigt. Deshalb muss der Energiebedarf parallel zum Auslaufen fossil betriebener Heizungen gesenkt werden.
Was jetzt nötig ist
Es gilt nun angesichts der drängenden Zeit die Debatte um die Zukunft der Gebäudeenergie-Politik zusammen mit den beteiligten Stakeholdern konstruktiv zu führen und einen Rahmen zu schaffen, der die Transformation beschleunigt und verstetigt. Was aus Sicht der dena dafür konkret notwendig ist, haben wir in unserem Impulspapier „Gebäude im klimaneutralen Energiesystem – Ansätze für eine umfassende Betrachtung des Gebäudesektors“ zusammengefasst. Dieses beschäftigt sich noch einmal detaillierter mit dem, was an unseren Gebäuden zu tun ist und was in Bezug auf das Gesamtsystem und über die Sektorengrenzen hinweg beachtet werden sollte. Über einen rechtlichen Rahmen hinaus, der die Leitplanken bildet, braucht es:
- Eine ausreichende und verstetigte Förderung und Finanzierungsmechanismen, die die soziale Dimension der Transformation mitdenken sowie
- die Stärkung neuer Geschäftsmodelle, Markt- und Informationsangebote, zu denen die dena mit ihren Projekten beiträgt.