Digitale Maschinen-Identitäten
Das Fehlen einheitlicher Identitäten für Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen ist eine digitale Lücke in einer stark dezentral geprägten Energiewelt
Berlin, 31. August 2022. Das heutige Energiesystem bietet nicht die Möglichkeit, Anlagen wie etwa Speicher oder PV-Anlagen automatisiert und nahe Echtzeit zwischen verschiedenen Anwendungsfällen wechseln zu lassen. Derzeit sind noch zeitintensive Prozesse und hohe Transaktionskosten damit verbunden, entsprechende Anlagen z.B. vom Eigenverbrauch auf das Anbieten von Systemdienstleistungen oder der Teilnahme an Handelsmärkten umzustellen. Für viele Kleinstanlagen ist dies überhaupt nicht möglich. Dies wird für den effizienten Betrieb im Energiesystem der Zukunft jedoch immer wichtiger. „Nur, wenn Anlagen gemäß dem jeweiligen Bedarf oder Kundenwunsch schnell und unkompliziert verschiedene Dienstleistungen anbieten können und dabei jederzeit verlässlich identifiziert werden, wird deren Potenzial maximal ausgeschöpft. Digitale Identitäten sind der Startpunkt für verlässliche Vertrauensketten und nachvollziehbare Datenaustausche“, so Philipp Richard, Bereichsleiter Digitale Technologien & Start-up Ökosystem der Deutschen Energie-Agentur (dena). „Die heute im Kabinett verabschiedete Digitalstrategie der Bundesregierung, in der Fragen digitaler Identitäten und digitaler Souveränität eine bedeutende Rolle einnehmen, zeigt die aktuelle Bedeutsamkeit des Themas für die digitalisierte Energiewelt.“
Welche technologische Variante der Verknüpfung von Anlagen mit einer digitalen Identitätsdatenbank sich letztlich durchsetzt, oder ob mehrere parallel bestehen und miteinander interoperabel sind, ist offen. Im Projekt wurden verschiedene Varianten untersucht. Es hat sich gezeigt, dass jede das Potenzial hat, die Transaktionskosten der Identitätsfeststellung deutlich zu reduzieren. Vor- und Nachteile wurden beschrieben und auch auf die aktuelle Smart Meter Gateway-Technologie kann aufgesetzt werden. Es wurde deutlich, dass es grundsätzlich technisch funktioniert, und zwar im aktuellen rechtlichen Rahmen, d.h. unter Einhaltung der IT-sicherheitsregulatorischen und Datenschutzanforderungen. Nun müssen digitale Identitäten auch für das Energiesystem salonfähig gemacht werden. Das bedeutet, für Interoperabilität zu sorgen und einen Branchenstandard für eine Maschinen-Identität zu entwickeln, um damit gleichermaßen die Basis für einen sicheren, automatischen und nachvollziehbaren Datenaustausch in der Energiebranche zu legen. Gleichzeitig muss die Konkretisierung von Governance-Strukturen für digitale Identitäten vorangetrieben werden, um Klarheit zu Verantwortlichkeiten aller Beteiligten herzustellen.
Die Ergebnisse des ersten Pilotierungsprojekts des Future Energy Labs, an dem insgesamt 22 Partner aus Wissenschaft, Digitalwirtschaft und Energiewirtschaft beteiligt waren, setzen wichtige Maßstäbe für ein Energiesystem der Zukunft. In diesem werden digitale Maschinen-Identitäten erstellt und mit einem auf Blockchain-Technologie basierenden Identitätsregister verknüpft. Eine digitale Maschinen-Identität setzt sich aus einem Identifier (z.B. Identifikationsnummer), der das Gerät eindeutig identifiziert, sowie bestimmten, diesem Identifier zugeordneten Attributen (Anlagenmerkmalen) zusammen. Im Projekt werden die Identitätsattribute durch digitale Zertifikate, die verifiable credentials (VCs), nachgewiesen. Der Identifier kann getrennt von diesen abgelegt werden und wird anhand eines decentralized identifier (DID) abgebildet, wodurch eine von zentralen Identitätsanbietern losgelöste dezentrale Identität ermöglicht wird, die sog. Self-Sovereign Identity (SSI).
Die Blockchain fungiert als dezentrales Identitätsregister für die Maschinen-Identitäten (Blockchain Machine Identity Ledger). Als Ablageort für die Identifier bietet eine Blockchain je nach Art der Programmierung hohe Verfügbarkeit und dezentral verteilte Sicherheit.
Terminhinweis: Future Energy Day am 08. September
Das Future Energy Lab der deutschen Energie Agentur (dena) öffnet seine Tore und lädt zum Future Energy Day. Es erwarten sie Einblicke in die Ergebnisse aktueller Publikationen der Projektwelt und Anwendungsbereiche von digitalen Technologien für die Energiewende. Besonderes Schlaglicht fällt auf die Bedeutung von dezentralen, digitalen Maschinen-Identitäten für ein automatisiertes Energiesystem, auf die Cybersicherheit und das steigende Risiko durch die Vernetzung der Akteure und Prozessen sowie Startups, die vorstellen, wie sie innovative Technologien energiewirtschaftlich integrieren. Dieses Event wird live gestreamt. Wir freuen uns aber besonders auf Ihre Teilnahme vor Ort, zu der wir Sie hiermit herzlich einladen möchten.
Über das Future Energy Lab
Mit dem Future Energy Lab hat die dena im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen Raum geschaffen, in dem Digital- und Energiewirtschaft zusammenkommen. Ziel ist es, als Pilotierungslabor und Denkwerkstatt neue Technologien sowie regulatorische Ansätze für die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität zu testen, um die Energiewende voran zu treiben. Das Future Energy Lab dient als Plattform, um die Zusammenarbeit aller Branchenakteure zu bündeln und schafft für Start-Ups einen Kreativplatz für innovative Lösungsentwicklungen. Weitere Informationen unter: https://future-energy-lab.de
Pressekontakt
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Sebastian Boie
Seniorexperte Presse T: +49 30 66 777 - 168 sebastian.boie(at)dena.de