dena-Kolloquium: Drei Monate Debatten im Zeichen der Green Recovery
Abschluss der digitalen Veranstaltungsreihe mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze.
Die Dinge bewegen sich in die richtige Richtung. Die Herausforderungen sind hoch komplex, aber wir sehen auch eine große Dynamik bei den Lösungsansätzen zur Aktivierung der Konjunktur und für mehr Klimaschutz“, so fasst Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, die aktuellen Entwicklungen in der Bewältigung der Corona- und der Klimakrise zusammen. Gemeinsam mit der Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Svenja Schulze als Gastrednerin hat die dena am Donnerstagabend die Anfang April gestartete Reihe digitaler Kolloquien abgeschlossen. Knapp drei Monate fanden die Diskussionen mit hochrangigen Expertinnen und Experten aus Politik und Wissenschaft statt. Im Fokus standen Einschätzungen zur Corona-Krise und Ansätze wie konkrete Maßnahmen mit einer Green Recovery die Krise überwindet werden kann. Eine zentrale Erkenntnis: Klimaökonomie und klassische Krisen-Ökonomie schließen sich nicht aus. Sie können sich sinnvoll ergänzen.
Svenja Schulze betonte in ihrer Rede die große Bedeutung des Konjunkturpaketes wie auch der klimapolitischen Maßnahmen. Auch wenn die Corona-Krise noch nicht überwunden sei – jetzt beginne der wirtschaftliche Neustart und er biete die Chance, den Kampf gegen die Erderwärmung schneller voranzubringen. 54 Milliarden Euro habe die Bundesregierung hierfür bereits im vergangenen Jahr mit dem Klimapaket auf den Weg gebracht, nun gut 40 Milliarden Euro aus dem Konjunkturprogramm. „Sie alle fließen in die ökologische Modernisierung“, bekräftigt die Bundesumweltministerin. „Die staatlichen Investitionsprogramme in den Klimaschutz werden uns ein gutes Stück voranbringen auf dem Weg zur Klimaneutralität.“ Sie seien aber nicht nur gut fürs Klima, sondern sicherten auch Arbeitsplätze und würden helfen, die Gesellschaft resilienter zu machen.
In fünf Beispielen konkretisierte die Bundesumweltministerin wichtige Vorhaben, die ökonomische wie auch ökologische Aspekte verbinden: Das umfasst haushaltsbasierte Zuschüsse zur EEG-Umlage ebenso wie die weitere Unterstützung der Elektromobilität und die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs sowie der Kommunen und Städte. Zudem geben insbesondere die Wasserstofftechnologien Impulse für die heimische Wertschöpfung und stärken die zukunftsweisende, klimafreundliche Energieversorgung. Schulze lenkte auch den Blick auf die EU-Ratspräsidentschaft und betonte die Notwendigkeit der gemeinsamen Arbeit an den vielen wichtigen Punkten, die jetzt anstehen. Dazu gehört im energie- und klimapolitischen Bereich unter anderem die Ausarbeitung eines EU-Klimaschutzgesetzes sowie des Green Deals.
Andreas Kuhlmann resümiert eine neue Erfahrung aus den vergangenen Monaten: „In die Ausgestaltung des Konjunkturpaketes sind Nachhaltigkeitskriterien mit eingeflossen. Das war vorher nicht so und damit war auch zu Beginn der Krise nicht unbedingt zu rechnen.“ Nun müssten noch Fragen diskutiert werden, zum Beispiel, wie viel Wachstum nötig sei, um – wie oft zu hören – aus der Krise herauszuwachsen und wie sich das mit den erforderlichen Pfaden zur Erreichung der Klimaziele verbinden lässt. Klimaschutztechnologien spielen dabei eine große Rolle, aber ebenso der Blick über Europa hinaus. „Die Diskussionen sind meist sehr auf uns fokussiert, auch der Green Deal zeigt eine fast ausschließlich innereuropäische Betrachtung. Gleichzeitig steht Europa nur für rund 10 Prozent der globalen Emissionen – bei allem erforderlichen Engagement in Deutschland und Europa: Wenn es um Klimaschutz geht, dann müssen wir uns auch der globalen Verantwortung stellen.“ Abschließend verwies Kuhlmann auf die grundlegende Bedeutung der Sustainable Development Goals (SDGs) für mehr Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit. „Die Krise zeigt auch: ‚All in on Climate‘ wird nicht die Lösung sein. All in on SDGs schon eher. Wenn wir die Lebensbedingungen in einer Zeit, in der die planetaren Grenzen immer deutlicher werden, verbessern wollen, dann müssen wir ganzheitlich denken. Nicht immer leicht, aber im Rahmen des Kolloquiums haben wir erfreulicherweise einen Beitrag dazu leisten können.“
Ein Rückblick auf das dena-Kolloquium
Gestartet am 1. April, kommt das Kolloquium der dena kurz vor Beginn der Sommerpause zum Abschluss. Getreu dem Veranstaltungsmotto: „Durch die Krise: mit einem ganzheitlichen Blick und den richtigen Zielen“ haben Expertinnen und Experten aus den Bereichen Energiewende, Klimaschutz und Ökonomie Ansätze für einen zukunftsfähigen Wiederaufschwung beraten. Zentrales Thema der hochkarätigen Vorträge und Diskussionen waren Gestaltungsmöglichkeiten einer Green Recovery.
In den Impulsvorträgen der Veranstaltungsreihe wurde der Neustart der Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens aus vielen Perspektiven beleuchtet: Ökonomische, ökologische sowie sozialwissenschaftliche Fragen standen zur Diskussion. Die Überlegungen bezogen sich dabei nicht allein auf nationale, sondern auch europäische sowie globale Herausforderungen. Der rege Austausch hat viele Anstöße gegeben, wie die Überwindung der Corona-Folgen mit der Transformation für mehr Energiewende und Klimaschutz gelingen kann. Auch das im Juni verabschiedete Konjunkturpaket der Bundesregierung trägt diese Handschrift. Nun gilt es die vielversprechenden, zukunftsfähigen Beschlüsse umzusetzen.