Zum Hauptinhalt springen
28.11.24 Digitalisierung Cybersicherheit Digitalisierung & Innovation vorantreiben

Wie können wir unseren Energiesektor vor Cyberangriffen schützen und Resilienz zur globalen Gefahrenlage aufbauen?

Anna Poblocka-Dirakis, dena-Seniorexpertin Digitale Technologien, über die aktuelle Gefahrenlage durch international organisierte Cyberangriffe auf Energieinfrastrukturen - und warum es auf diese neue Herausforderung nur eine globale Antwort geben kann.

Anna Poblocka-Dirakis, dena-Seniorexpertin Digitale Technologien
Anna Poblocka-Dirakis, dena-Seniorexpertin Digitale Technologien

Mit der Digitalisierung des Energiesystems steigt die Gefahr von Cyberangriffen erheblich. Da die Angreifer in der Regel internationale Akteure sind, müssen sich auch die Verteidiger global vernetzen. Es braucht also mehr internationale Kooperation für Cybersicherheit.

DENA Cybersecurity Uebung im Future Energy Lab in Berlin, 11.11.2024.
Es braucht mehr interantionalen Austausch zwischen Cybersecurity-Expertinnen und-Experten.

Der Energiesektor durchläuft aktuell eine grundlegende Transformation: weg von der zentralen Einspeisung und dem dezentralen Verbrauch von Energie hin zu einem komplexeren und immer stärker vernetzten System mit einer viel größeren Anzahl an Erzeugungsanlagen, Netzen und Speichern. Diese weltweit komplexeren Systeme erhöhen nicht nur den Aufwand an Koordinierung, sondern auch an Sicherheit. Denn digitale Technologien wie Smart Grids und KI bringen zwar gewaltige Vorteile, machen aber das Energiesystem angreifbarer bzw. anfälliger für Cyberangriffe. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Cyberangriffe International

So ist die Zahl der gemeldeten wöchentlichen Cyberangriffe auf Energiesysteme weltweit laut der Internationalen Energieagentur von 499 im Jahr 2020 auf 1101 in 2022 stark gestiegen. Dabei werden nicht alle Angriffe gemeldet, sodass von einer deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen ist. 

Diese Angriffe werden von globalen Akteuren ausgeführt, seien es private Hackergruppen, die sich durch die Ransomware Angriffe finanzieren, oder Akteure, die von nationalen Staaten unterstützt werden. Diese Gruppen handeln international, tauschen Informationen untereinander aus und lernen intensiv voneinander.

Um Energiesysteme vor international organisierten kriminellen Gruppen oder Einzeltätern zu schützen und zu verteidigen, müssen sich Cyberexperten weltweit vernetzen, ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsame Plattformen bzw. Formate entwickeln. So kann die internationale Kooperation der Cybersicherheitsexperten für Energiesysteme den Gegenpol zu den international organisierten kriminellen Gruppen bilden. Wo eine globale Bedrohung besteht, muss auch eine globale Antwort folgen. Es braucht internationale Standards für Cybersicherheit im Energiesektor bei Lieferketten sowie klar geregelte Prozesse im Umgang mit Cyberangriffen.

Digitalisierung und Cybersicherheit im internationalen Dialog

DENA Cybersecurity Uebung im Future Energy Lab in Berlin, 11.11.2024.
In einer Simulation übten Expertinnen und Experten Gegenmaßnahmen bei Cyberangriffen.

Die Energiepartnerschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zwischen Deutschland und Israel beschäftigt sich schon seit Jahren mit diesen Themen sowie mit der Frage, wie Cybersicherheit im Dialog zwischen Regierungen adressiert werden kann.

Als ein besonders innovatives Format hierfür hat dena als Durchführungsorganisation der Energiepartnerschaft eine multilaterale Expertenreise zu Krisenkommunikation und -management im Cybersicherheit des Energiesektors entwickelt und hier in Deutschland im November organisiert.

DENA Cybersecurity Uebung im Future Energy Lab in Berlin, 11.11.2024.
Hochproduktiver Austausch zu dieser wichtigen Herausforderung

Neben Besuchen beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Bundesnetzagentur (BNetzA) sowie bei deutschen Übertragungsnetzbetreibern stand eine multinationalen Cybersicherheitsübung im Zentrum der Reise. Dort mussten die Experten in einer Simulation auf eine akute Bedrohungslage reagieren und mögliche Strategien und Gegenmaßnahmen entwickeln. Es war ein hochproduktiver Austausch, der die Dringlichkeit der Aufgabe noch einmal deutlich machte. Insgesamt haben an der Cybersicherheitsübung und der anschließenden Reise rund 30 Experten aus Israel, den USA, Australien und Deutschland teilgenommen.

Fazit

Mit der immer stärkeren Digitalisierung des Energiesektors wird die Energieversorgung und damit die Grundlage der modernen Gesellschaft anfälliger für Cyberangriffe. Das bedeutet aber keineswegs, dass wir auf die Digitalisierung verzichten sollen. Es gibt zahlreiche Maßnahmen zur Sicherung der Systeme, die eingesetzt und weiterentwickelt werden müssen. Insbesondere die Zusammenarbeit von gleichgesinnten internationalen Akteuren kann hierbei ein entscheidender Schritt sein.

Mehr zum Thema Cybersicherheit