
Wie kann die Raumfahrt die Energiewende vorantreiben?
Raumfahrt spielt in Deutschland noch eine unterschätzte Rolle bei der Transformation des Energiesystems. Dr. Eva Schmid, Leiterin H2 & synthetische Energieträger, erklärt, warum sich das ändern sollte.
Die Raumfahrt kann die Wertschöpfungsketten der Energiewende beflügeln
Satellitengestützte Dienste aus den Bereichen Erd- und Wetterbeobachtung, Navigation und sichere Kommunikation sind bereits heute unverzichtbar für die effiziente und sichere Versorgung mit erneuerbaren Energien. Neben der Nutzung der Daten von kleinen, spezifischen oder sogar eigenen Satelliten, stellen die europäischen Raumfahrtinstitutionen bereits heute eine Bandbreite von Daten zur freien Nutzung bereit, zum Beispiel aus den Satellitenfamilien Galileo (Navigation und Zeitstempel) und Copernicus (zahlreiche Instrumente der Erdbeobachtung).
Doch das Potenzial der Raumfahrt reicht weit über den aktuellen Stand hinaus und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Von der Projektierung über Logistik beim Bau, Betrieb, Wartung und Schutz. Durch optimal eingesetzte Raumfahrtanwendungen kann die Energiewende kostengünstiger, nachhaltiger und sicherer werden. Beispiele hierfür sind die effizientere Identifikation von Flächen mit günstigem Wind- und Solarpotential für Projektierer, die Optimierung der Einsatzplanung von erneuerbaren Energien-Anlagen, entscheidende Vorteile bei der Wartung und Instandhaltung von Anlagen wie dem Vegetationsmanagement entlang von Strom- oder Bahntrassen oder auch die Messung und Überwachung von Emissionen wie zum Beispiel Methan. Weitere Anwendungen von Raumfahrtlösungen im Energiebereich werden von der Europäischen Raumfahrtagentur hier präsentiert.
Auch die Bundesregierung erkennt das Potenzial der Raumfahrt und hat in ihrer Raumfahrtstrategie das Ziel formuliert, die Nutzung und Anwendbarkeit von Satellitendaten für die Energiewende voranzutreiben.

Raumfahrt im Wandel: Sinkende Kosten bringen neue Chancen
Die Raumfahrtbranche hat sich in den letzten Jahren durch ihre Kommerzialisierung stark verändert und die Kosten für den Start von Satelliten in den Erdorbit sind erheblich gesunken. Heute sind Preise von unter 2000€/kg im Wettbewerb - gegenüber einem langjährigen Mittel von ca. 20-30.0000€/kg (Quelle).
Durch die geringeren Kosten und rasante Entwicklungen bei der intelligenten Datennutzung entstehen zahlreiche wirtschaftliche Möglichkeiten, um Satellitendaten so einzusetzen, dass sie die Prozesse der Energiewende optimieren können.
Warum gerade eine wichtige Zeit ist, um die Chancen von Raumfahrtanwendungen zu nutzen
Die Chancen von Raumfahrtanwendungen stellen nicht nur für die jeweils optimierten Prozesse der Energiewende einen Wettbewerbsvorteil dar. Europa braucht, um weiterhin geoökonomisch und geopolitisch zu bestehen, einen souveränen und wirtschaftlichen Zugang zum Weltraum sowie eine konkurrenzfähige Raumfahrtwirtschaft.
Aktuell wird ein Großteil des globalen Markts für Raketenstarts von dem US-amerikanischen Anbieter Space Exploration Technologies (SpaceX) dominiert. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 entfielen 94 von 152 Raketenstarts auf Space Exploration Technologies (SpaceX), während nur 2 von der europäischen ArianeGroup durchgeführt wurden (Quelle).
Diese Entwicklung verdeutlicht die dringende Notwendigkeit, die europäische Wettbewerbsfähigkeit im Raumfahrt-Sektor zu stärken. Europa ist bereits führend im Bereich der Erdobservationssatelliten und hat mit Galileo auch ein international kompetitives Navigationssystem. Wichtig ist, dass das Bewusstsein für die fundamentale Relevanz der Raumfahrt für unsere datenbasierte Wirtschaft steigt und die entsprechenden Investitionsentscheidungen zur Stärkung der souveränen Raumfahrt getroffen werden. Lasst uns damit anfangen, die Dienste der Raumfahrt für die Energiewende besser einzusetzen.
Veranstaltungstipp: Space4Energy - Workshop
Im Workshop Space4Energy treffen sich die beiden Branchen Energiewirtschaft und Raumfahrt, um gemeinsame Lösungsräume zu beleuchten, konkrete Anknüpfungspunkte zwischen der Energiebranche und der Raumfahrt zu identifizieren, und Fördermöglichkeiten der Europäischen Raumfahrtagentur ESA kennenzulernen.
Zu diesem branchenübergreifenden Workshop laden die dena, die deutsche ESA Business Applications Botschafterin, die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR und die European Space Agency ein. Seien Sie dabei!
Wann: 19. Februar 2025, 14:00 Uhr – 20. Februar 2025, 13:30 Uhr
Wo: EUREF Campus, Berlin