In der brandenburgischen Mittelstadt Ludwigsfelde wird derzeit einer der ersten WBS 70-Plattenbauten in Deutschland seriell saniert. Das Projekt kann zur Blaupause für die schnelle, wirtschaftliche und mieterfreundliche Sanierung großer Plattenbaubestände in Deutschland und Osteuropa werden. Nico Gorsler, Teamleiter Bau- und Wohnungswirtschaft des dena-Kompetenzzentrums Serielles Sanieren / Energiesprong DE erläutert die aktuellen Entwicklungen.
Der 102 Meter lange, fünfgeschossige Gebäuderiegel in der Albert-Schweitzer-Straße 2-14 erhält eine neue Gebäudehülle aus 228 vorgefertigten Holzfassadenelementen, die inklusive Wärmedämmung, dreifach verglasten Fenstern und Faserzement-Oberfläche im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch montiert werden. Die 82 Mietparteien bleiben während der bis April 2025 andauernden Sanierungsarbeiten in ihren Wohnungen. Da die Arbeiten vor Ort schnell gehen und der Eingriff in die Wohnungen minimal ist, können serielle Sanierungen in bewohntem Zustand durchgeführt werden. Rund 6,7 Mio. Euro investiert die kommunale Wohnungsgesellschaft Ludwigsfelde „Märkische Heimat“ in das Projekt.
Wie die meisten Plattenbauten ist auch der Gebäuderiegel in Ludwigsfelde an das öffentliche Fernwärmenetz angeschlossen, das derzeit noch weitestgehend auf fossilen Energieträgern basiert. Eine 82 kWp starke Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt 17,9 kWh grünen Strom pro Quadratmeter Wohnfläche. Dieser wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist und reduziert damit die CO2-Emissionen der fossilen Fernwärmeversorgung rein rechnerisch um 50 Prozent. Bilanziell ist das Gebäude somit ein Null-Emissionshaus. Nach der Sanierung wird sich die Energieeffizienz des Ludwigsfelder Plattenbaus vom energetischen Mittelfeld C auf das ambitionierte Neubau-Niveau A+ verbessern. Der Primärenergiebedarf und CO2-Ausstoß sinken um rund 65 Prozent.
Mit rund 650.000 Wohneinheiten ist der WBS 70 der meistgebaute Plattenbautyp der DDR. Da Plattenbauten bereits nach den Prinzipien der seriellen und modularen Vorfertigung geplant und in Großtafelbauweise errichtet wurden, sind sie optimal für die serielle Sanierung geeignet. Der kompakte Baukörper der überwiegend fünf- bis sechsgeschossigen Gebäude sowie das vordefinierte Fassadenraster von 6 x 2,80 Metern bieten beste Voraussetzungen. Die für den WBS 70-Plattenbau in Ludwigsfelde entwickelte serielle Sanierungslösung lässt sich auch auf den Plattenbautyp P2 sowie die QP-Serie übertragen und kann somit mehr als 50 Prozent des ostdeutschen Plattenbaubestandes auf Klimakurs bringen. Bei einer hohen Anzahl gleichförmiger Gebäude greifen kostensenkende Skalierungseffekte schneller und in einer ganz anderen Größenordnung. Deshalb kann von dem Projekt in Ludwigsfelde ein Katalysatoreffekt ausgehen, der den seriellen Sanierungsmarkt insgesamt auf ein neues Level hebt.
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