Kommentar von Andreas Kuhlmann zur Studie des Wuppertal-Instituts:
„Anvisierte Ziele scheinen durch vorgestellte Eckpunkte unerreichbar“
„Die vom Wuppertal-Institut im Auftrag von Fridays for Future erstellte und heute vorgestellte Studie „Wie Deutschland bis 2035 CO2-neutral werden kann“ beschreibt Eckpunkte, die für eine Klimaneutralität Deutschlands bereits im Jahr 2035 umgesetzt werden müssten. Sie weist zurecht darauf hin, dass die gegenwärtigen ebenfalls sehr ambitionierten Zielvorgaben der Bundesregierung für die sich aus dem Pariser Klimaabkommen ergebenden Zielvorgaben für Deutschland nicht ausreichen.
Bedauerlicherweise fehlt es den darin beschriebenen Eckpunkten an nachvollziehbaren Machbarkeitspfaden. Sie enthält im Gegenteil Eckpunkte, die ein Erreichen der von dieser Studie anvisierten Ziele eher als unerreichbar erscheinen lässt. Zu nennen ist hier beispielhaft eine quasi sofortige vierprozentige Sanierungsrate oder der großskalige Import von klimaneutralem Wasserstoff bis 2035. Es ist daher durchaus möglich, dass diese Studie dem dringend erforderlichen konkreten Diskurs über eine zielführende Rahmensetzung eher im Wege steht. Klimaschutz ist eine allumfassende gesellschaftliche Herausforderung. Viele Disziplinen sind hier gefragt, was auch im Kontext der Pariser Klimaziele (SDG13) und all den anderen Sustainable Development Goals zu erkennen ist.
Es wird nun höchste Zeit, dass die damit verbundenen Diskussionen geerdet und mit konkreten Pfaden unterlegt werden. Daran arbeiten wir aktuell mit einer Vielzahl von Stakeholdern und Gutachtern in der dena-Leitstudie Aufbruch Klimaneutralität. In der gegenwärtigen, eher auf Meta-Ziele abzielenden Diskussion geht einiges drunter und drüber. Die heute vorgestellte Studie sehe ich daher eher kritisch. Es ist nicht zielführend, mit Eckpunkten, für deren Erreichbarkeit es nur wenige Anhaltspunkte gibt, den Diskurs zu prägen. Die attestierte grundsätzliche Machbarkeit ist eine nicht hinterlegte Behauptung.
Das Wuppertal Institut ist ein hervorragend aufgestelltes Institut, das sich der transformatorischen und technologischen Herausforderungen bewusst ist. Daher sind wir froh, dass wir das Institut als Gutachter auch für unsere dena-Leitstudie gewinnen konnten. Wollen wir die kommenden Jahrzehnte mit Zuversicht gestalten, müssen wir den gesellschaftlichen Diskurs unter Beteiligung der dafür wichtigsten Stakeholder in aller Breite führen. So können wir schnellstmöglich konkret umsetzbare Maßnahmen erarbeiten, die richtigen Investitionen tätigen und Transformationsprozesse rasch anstoßen. Die dena-Leitstudie wird hier sicherlich einen sehr guten Beitrag leisten können. Hinzu kommt, dass es gegenwärtig allenfalls Modelle über eine mögliche Verteilung der Lasten innerhalb der Staatengemeinschaft gibt, aber noch keine Festlegungen.“