Daten für die Energiewende: klimakommune.digital in der Industrie
Wie kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) von dem Erheben und Auswerten ihrer Energiedaten profitieren können, erklären unsere Experten Anna Poblocka-Dirakis und Ferdinand Staude anhand des Modellprojekts.
Zur Autorin, zum Autor
Anna Poblocka-Dirakis ist die Leiterin des dena-Projekts ,,klimakommune.digital“. Nach Abschluss ihres Masters in Skandinavistik, Politikwissenschaft und Osteuropa-Studien arbeitete sie in der Politikberatung für den Ausbau erneuerbarer Energien und als Leiterin der Abteilung Nachhaltigkeit in einem Marktforschungsunternehmen.
Ferdinand Staude studierte im Bachelor Green Engineering (Merseburg) und im Master regenerative Energie und Energieeffizienz (Kassel). Er war für das Deutsche Biomasseforschungszentrum (Leipzig) und den Fachbereich "Energiemanagement und Betrieb elektrischer Netze" der Uni Kassel tätig. In der dena arbeitet Ferdinand für das KEDi im Bereich softwaregestütztes Energiedatenmanagement.
Im Modellprojekt klimakommune.digital, das im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) vom Future Energy Lab der dena umgesetzt wird, werden Digitalisierung und Klimaschutz im urbanen Raum der Stadt Hagen zusammengedacht. Dafür werden Energie-, Umwelt- und Verkehrsdaten erhoben und so CO2-Emissionen ermittelt. Auf Basis dieser Daten werden Potenziale für klimaschützende Maßnahmen identifiziert. Davon können auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) profitieren, wie im Nachfolgenden gezeigt wird.
Drei Partner, ein Ziel: mehr Energieeffizienz
Das Kompetenzzentrum für Energieeffizienz durch Digitalisierung (KEDi), der lokale Energieversorger ENERVIE und vier mittelständische Industrieunternehmen arbeiten im Rahmen des Projekts zusammen. Härtetechnik Hagen, KB Schmiedetechnik, Federnwerke Grüber sowie die Firma RUD-SCHÖTTLER wurden dafür mit Sensoren ausgestattet, die die Energiedaten der Betriebe erfassen. Um diese Daten wirksam nutzen zu können, sind vier zentrale Schritte notwendig:
- Datenerhebung und Infrastruktur: Durch die Sensorik werden relevante Prozessdaten zu benötigten Strom- und Gasmengen erfasst. Anstatt unspezifischen Informationen über einen betriebsweiten Hauptzähler liegen so feingranulare Daten für einzelne Maschinen vor.
- Daten sammeln und bereitstellen: Der lokale Energieversorger ENERVIE hat die Aufgabe, die gesammelten Daten zu systematisieren und für die beteiligten Akteure mit Hilfe eines Energiemanagement Systems zu visualisieren. Diese bietet die wesentliche Grundlage für die wertschöpfende Datennutzung und die Ableitung von prozessrelevanten Informationen in den KMU.
- Datenanalyse und Auswertung: Das KEDi unterstützt die Unternehmen bei der Auswertung der aufgenommenen Prozessdaten. Wie kann die Datenvielfalt in zweckdienliche Information umgewandelt werden? Welcher Prozess verbraucht wie viel Energie? Welche Kennzahlen können abgeleitet werden? Und wo treten vermeidbare Lastspitzen auf? Ziel ist es, die Energiedaten mit Informationen aus der Produktion zusammenzuführen, um so Maßnahmen für optimierte Produktionsprozesse abzuleiten.
- Nutzung und Anwendung im Betrieb: Die aufbereiteten Daten liefern Informationen, die in den beteiligten Unternehmen zur Steigerung der Energieeffizienz genutzt werden können. Dies schont nicht nur die Umwelt und hilft der Flexibilisierung der Industrie, sondern verringert auch signifikant die Energiekosten des jeweiligen Unternehmens.
Damit zeigt die Klimakommune.digital in Hagen, dass Digitalisierung und Klimaschutz in der Industrie nicht nur möglich sind – sondern konkret machbar, wenn Kompetenzen gebündelt werden.
Über das Projekt
Das Projekt Klimakommune.digital stärkt die Rolle der Kommunen als Innovationsraum des Klimaschutzes und rückt die gemeinwohlorientierte Digitalisierung in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Das Future Energy Lab unterstützt im Rahmen des Projekts bei der Ausrüstung der Industrieunternehmen mit Sensorik. Daneben sammelt und bündelt es die Erfahrung bei der Umsetzung des Projektes, um sie anderen Kommunen und Betrieben zur Verfügung zu stellen.
Der CO2-Ausstoß der Unternehmen wird in Zukunft in der Urban Data Plattform des Projekts Klimakommune.Digital abgebildet. Auf dieser sind die Effekte der Energieeffizienzsteigerungen dann für alle Interessierten zu erkennen und sollen zu nachdenken und nachmachen anregen.
Das KEDi bringt seine digitalen Kompetenzen ein, um mit dem Energieversorger ENERVIE sowie den vier Betrieben ein intelligentes Energiemanagementsystem zu entwickeln, das auf der Analyse von Energiedaten basiert.
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