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08.09.25 Industrie Wirtschaft transformieren

Kreislaufwirtschaft als Schlüsselstrategie für die Industrie

Wettbewerbsfähigkeit durch zirkuläre Ansätze stärken

Dietmar Gründig
Dietmar Gründig, Leiter Arbeitsgebiet Industrie

Zum Autor

Dietmar Gründig ist Diplom-Wirtschaftsingenieur für Elektrotechnik. Nach beruflichen Stationen in der Industrie arbeitet er bei der dena als Arbeitsgebietsleiter schwerpunktmäßig an Projekten zur industriellen Transformation, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft. Sein Fokus liegt dabei auf der Unterstützung von Politik und Unternehmen bei der Umsetzung klimaneutraler und ressourcenschonender Strategien.

Das Impulspapier der dena und ihren Partnern zeigt auf, wie energieintensive Industrien in Deutschland durch zirkuläre Ansätze ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, bestehende Rohstoffabhängigkeiten verringern und CO2-Emissionen senken können. Im Blogbeitrag erläutert Dietmar Gründig, Arbeitsgebietsleiter Industrie, die zentralen Erkenntnisse und Handlungsoptionen.

Die Industrie in Deutschland steht vor zahlreichen Herausforderungen: Sie muss ihre CO₂-Emissionen drastisch senken, ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern und bestehende Rohstoffabhängigkeiten reduzieren. Die geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, wie schnell Ressourcenknappheit Produktionsprozesse in Unternehmen in Schieflage bringen kann. Die Kreislaufwirtschaft bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die bestehenden Hindernisse zu überwinden.

Mit Kreislaufwirtschaft Energiebedarfe senken und Emissionen sparen

Das aktuelle Impulspapier der Deutschen Energie-Agentur, des Wuppertal Instituts und Klimaschutz-Unternehmen e. V. zeigt eindrücklich, wie groß das Potenzial einer zirkulären Wirtschaft ist. Dabei liegt der Fokus auf der Stahl-, Zement- und Kunststoffindustrie. Allein in Unternehmen aus diesen Sektoren könnten durch gezielte Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft bis 2045 rund 25 Prozent der kumulierten Treibhausgasemissionen eingespart werden. Das entspricht etwa 300 Mio. Tonnen CO₂ und bedeutet in Zukunft eine deutlich geringere Belastung durch den EU-Emissionshandel.

Durch die Kreislaufwirtschaft lässt sich der Energiebedarf gegenüber dem linearen Wirtschaften bzw. der Primärproduktion erheblich senken. Bei der Primärproduktion wird überwiegend auf neue Rohstoffe zurückgegriffen. Bei der Kreislaufwirtschaft bzw. der Sekundärproduktion werden hingegen bereits hergestellte Produkte wieder verwendet. So kann beispielsweise auf das energieintensive Erstumwandeln von Rohstoffen in Vorprodukte verzichtet werden. Das spart nicht nur CO₂-Emissionen, sondern auch Energiekosten, die gerade in energieintensiven Branchen besonders ins Gewicht fallen. Angesichts erwartbar hoher Strompreise im internationalen Vergleich droht Deutschland langfristig energieintensive Grundstoffindustrien zu verlieren, wenn nicht mit Subventionen intensiv gegengesteuert wird. Die Kreislaufwirtschaft kann einen strategischen Weg eröffnen, damit die Produkte dieser Industrien trotz schwieriger Standortbedingungen weiterhin wettbewerbsfähig in Deutschland produziert werden. Gleichzeitig stärkt eine Kreislaufwirtschaft die regionale Produktion, indem Materialien lokal gesammelt, aufbereitet und wiederverwendet werden. Dadurch entstehen neue Produkte oder innovative Geschäftsmodelle mit regionalem Bezug.

Jetzt die richtigen Maßnahmen treffen

Durch eine frühzeitige Umstellung auf Kreislaufwirtschaft kann Deutschland Vorreiter werden und neue Geschäftsmodelle etablieren. Mit ihrem Sofortprogramm Kreislaufwirtschaft will die Bundesregierung den Wandel aktiv unterstützen.

Um die Potenziale für die Industrie zu erschließen, sollte die Transformation zeitnah durch folgende Maßnahmen angestoßen werden:

  1. Die Sekundärproduktion muss wirtschaftlicher als die Primärproduktion werden. Solange lineares Wirtschaften attraktiver für Unternehmen ist, kann es keinen Wandel zur Kreislaufwirtschaft geben. Hierfür braucht es zirkuläre Leitmärkte und die Integration von Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in bestehende Industrieförderprogramme.
  2. Die Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie sollte ambitioniert angegangen werden. Das fördert das Entwickeln von neuen Geschäftsmodellen und setzt Anreize zum Design von zirkulären Produkten.
  3. Daneben sollte die steuerliche Last umverteilt werden und Ressourcenverbrauch steuerlich stärker belangt werden. Arbeitskosten könnten im Gegenzug so verringert werden.

Flankiert werden sollte das Maßnahmenpaket durch gezielte Verbraucherinformation und den Abbau regulatorischer sowie rechtlicher Hürden, die zirkuläre Prozesse bislang ausbremsen.

Nur ein ambitionierter und konsistenter politischer Rahmen kann den notwendigen Impuls für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft setzen. Künftig muss ressourcenschonendes Handeln belohnt werden. Prozesse, die intensiv Primärressourcen verbrauchen, sollten hingegen stärker belastet werden. Hierzu ist entschlossenes Handeln erforderlich, um das Ziel der Klimaneutralität unter der Bewahrung der Wettbewerbsfähigkeit bis 2045 zu erreichen.

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