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11.12.24 Gesamtsystem Infrastruktur Energie erzeugen & verteilen Marktdesign

Wärmepumpen und Elektroautos können bei Netzengpässen einspringen

Flexible Verbraucher wie Elektroautos und Wärmepumpen können beim Netzengpassmanagement helfen - auch im Übertragungsnetz. Das ist das zentrale Ergebnis des dena-Berichts „Weiterentwicklung des Netzengpassmanagements“.

Jakob Schieder-Hestermann
Jakob Schieder-Hestermann, Seniorexperte Stromnetze

Engpassmanagement im Stromnetz: Wie flexible Verbraucher helfen können

Flexible Verbraucher wie Elektroautos und Wärmepumpen können in Zukunft einen Beitrag zur Vermeidung und Behebung von Netzengpässen leisten, auch im Übertragungsnetz. Verschiedene Instrumente dafür gilt es nun zu testen.

Das ist das zentrale Ergebnis des dena-Berichts „Weiterentwicklung des Netzengpassmanagements“. Der Bericht fasst die Schlussfolgerungen eines Stakeholderdialogs, den die Deutschen Energie-Agentur (dena) im Auftrag der Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO und TransnetBW durchgeführt hat, zusammen und ordnet sie ein. 

Jakob Schieder-Hestermann, Seniorexperte Stromnetze, erklärt dieses und weitere Schlussfolgerungen in einem Blogbeitrag.

Flexible Verbraucher sollten für die Vermeidung und Behebung von Netzengpässen nutzbar gemacht werden

Engpässe im Stromnetz werden heute insbesondere durch Eingriffe der Netzbetreiber in die Stromerzeugung gelöst. Bei diesem sogenannten Redispatch wird Erzeugungsleistung vor einem Engpass heruntergefahren und hinter dem Engpass hochgefahren. So ändert sich die regionale Verteilung der Stromerzeugung und damit auch, wie viel Strom transportiert werden muss – Engpässe werden so aufgelöst. Dadurch entstehen jedoch hohe Kosten, da alle beteiligten Anlagen entschädigt werden müssen. Diese Kosten werden über die Netzentgelte auf Letztverbraucher umgelegt.

Aktuell werden für den Redispatch lediglich Erzeugungsanlagen eingesetzt. Flexible Verbrauchseinrichtungen, die ihren Verbrauch zeitlich verschieben können, könnten jedoch auch auf der Nachfrageseite dazu beitragen, Netzengpässe zu reduzieren und zu beheben – wenn sie richtig eingesetzt werden. Ein solcher Einsatz flexibler Verbraucher kann das verfügbare Redispatch-Potenzial erhöhen und dazu beitragen, die Kosten für das Engpassmanagement zu reduzieren.

Flexible Verbraucher können durch unterschiedliche Instrumente netzorientiert eingesetzt werden

TransnetBW, TenneT TSO, Amprion und E.ON haben gemeinsam mit E-Bridge ein Konzept für die Einbindung flexibler Verbraucher in den Redispatch entwickelt. Neben dem konventionellen Redispatch sollen hier ergänzend lastseitige Flexibilitäten genutzt werden. Dazu vermarkten Aggregatoren, die viele einzelne flexible Verbraucher zusammenfassen, deren Flexibilität über eine Marktplattform. Übertragungsnetzbetreiber können dann diese Leistung für den Redispatch abrufen, sofern sie günstiger ist als der konventionelle (erzeugungsseitige) Redispatch.

Neben einer Einbindung in den Redispatch können flexible Verbraucher auch einen Beitrag dazu leisten, Netzengpässe gar nicht erst entstehen zu lassen, indem sie ihren Strombezug nicht nur am Angebot erneuerbarer Energien ausrichten, sondern auch die jeweilige Netzsituation berücksichtigen. Ein solcher auch netzorientierter Einsatz kann zum Beispiel durch ein Preissignal angereizt werden, das unter anderem durch zeitvariable und lokal differenzierte Netzentgelte gesetzt werden könnte.

Es gilt nun, durch großskalige Pilotprojekte die Voraussetzungen für einen auch netzorientierten Betrieb flexibler Verbraucher zu schaffen

Aktuell gibt es bereits erste kleinskalige Pilotprojekte, in denen die Ansteuerung flexibler Lasten erprobt wird. Doch um Prozesse und Schnittstellen zu definieren und zu testen, Verbraucherverhalten zu untersuchen, Risiken durch strategisches Bieterverhalten zu begrenzen, die Wirksamkeit und Effizienz des Instruments zu prüfen und Wechselwirkungen zwischen den Netzebenen und zwischen verschiedenen Instrumenten besser zu verstehen, braucht es nun praktische Erfahrung im Rahmen von großskaligen Pilotprojekten. Basierend darauf kann dann eine Entscheidung über den richtigen Instrumentenmix für einen effizienten und effektiven Einsatz flexibler Verbraucher für das Netz getroffen werden. 

Unabhängig davon, welches Flexibilitätsinstrument oder welcher Instrumenten-Mix sich im Rahmen dieser Untersuchungen als richtig und praktikabel herausstellt: Wir müssen in der kommenden Legislaturperiode mit großen Schritten vorankommen, Flexibilität in das Netz zu integrieren. 

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