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12.02.25 Digitalisierung Erneuerbare Energien Infrastruktur Digitalisierung & Innovation vorantreiben

Zukunftsmarkt nachhaltige Rechenzentren

Chancen für Regionen mit erneuerbarer Energieproduktion

Zhanat Murzakulova

Dr. Zhanat Murzakulova, dena-Teamleiterin Energieeffizienz, fasst die aktuellen Entwicklungen im Rechenzentrumsmarkt zusammen. Sie skizziert, wie eine wettbewerbsfähige digitale Infrastruktur in Deutschland unterstützt werden kann – zum Beispiel durch eine konkrete Rechenzentrumsstrategie.

Deutschland bietet als Standort für Rechenzentren gute Voraussetzungen: Die zentrale Lage, politische Stabilität, eine überdurchschnittlich zuverlässige Stromversorgung und einer der größten Internetknoten der Welt machen Deutschland zu einer strategisch vorteilhaften Wahl für nationale und internationale Anbieter. 

Wird der Ausbau digitaler Infrastruktur effektiv und nachhaltig ermöglicht, kann sie maßgeblich zu Synergieeffekten zwischen Energiewende, Sicherheit und wirtschaftlichem Aufschwung beitragen. Eine echte Chance für Regionen mit hoher erneuerbarer Energieproduktion. Das zeigt das von der dena im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) erstellte Gutachten „Stand und Entwicklung des Rechenzentrumsstandorts Deutschland“.

Rechenzentren: Herausforderungen und Chancen für den Wirtschaftsstandort Deutschland

Es sind erhebliche strukturelle Herausforderungen, vor denen Deutschland angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und der wachsenden Digitalwirtschaft steht. Der Bedarf an digitaler Infrastruktur und Rechenzentren nimmt zu. Deutschland ist mit einer IT-Anschlussleistung von über 2.700 Megawatt (MW) und mehr als 2.000 Rechenzentren der größte Standort für digitale Infrastruktur Europas. 

Für die nächsten fünf Jahre wird mit einem weiteren Anstieg der IT-Kapazitäten auf über 4.800 MW gerechnet. Rechenzentren gehören damit zu den am schnellsten wachsenden, energieintensiven Branchen des Landes. Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu stärken, sind weitere Investitionen in physische Infrastruktur nötig. Dafür braucht es klare politische Rahmenbedingungen.

Standortchancen nutzen und weiterentwickeln

Zwar kann Deutschland im direkten Vergleich nicht mit den USA oder China mithalten, die beide von ihren enormen Investitionen vor allem in Künstliche Intelligenz (KI) profitieren. Mit seinen hohen Anforderungen an Datensicherheit ist Deutschland aber in der Position im geopolitischen Spannungsfeld eine nachhaltige Alternative zu diesen Rechenzentrumsmärkten anzubieten. Indem ein kontrollierter Datenraum geschaffen wird, können Sicherheit und Resilienz digitaler Anwendungen für Staat und Wirtschaft erhöht werden. Gleichzeitig gelingt so ein weiterer Schritt in Richtung digitale Souveränität.

Auf dem Weg zur nachhaltigen digitalen Infrastruktur: die Integration der Rechenzentren in das Energiesystem

Bislang findet das Wachstum der deutschen Kapazitäten vor allem im Bereich der Großrechenzentren und solcher mit einer Anschlussleistung von mehr als 100 kW statt. Es ist zudem auf wenige Regionen wie Frankfurt am Main oder Berlin/Brandenburg fokussiert. Der Betrieb der Großrechenzentren ist mit einem erheblichen Energieverbrauch verbunden. Der hohe Bedarf stellt eine Belastung für das Stromnetz am jeweiligen Standort dar. 

Mit dem weiteren Kapazitätsausbau wird sich der Strombedarf der Rechenzentren und IT-Installationen von 20 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2023 auf etwa 31 TWh im Jahr 2030 erhöhen. Vorausgesetzt das Wachstum bleibt gleich, würde der Stromverbrauch 2045 auf circa 80 TWh ansteigen – etwa sechs Prozent des voraussichtlichen Bruttostromverbrauchs (gemäß Langfristszenario O45-Strom). Im Vergleich zum Jahr 2024 ist das ein Anstieg um rund 400 Prozent. 

Mit der Einführung des Energieeffizienzgesetzes (EnEfG) wurden an Rechenzentren konkrete Anforderungen hinsichtlich der Energieeffizienz definiert. Werden sie neu errichtet, muss ab 2026 die PUE (Power Usage Effectiveness) bei einem Wert von mindestens 1,2 liegen. Ohne diese Regelung würde der Verbrauch 2030 um etwa 2,5 TWh höher liegen.

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