Ein Jahr Nationale Wasserstoffstrategie
Vor gut einem Jahr schuf die Bundesregierung mit der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) einen Handlungsrahmen für den Hochlauf von Wasserstofftechnologien in Deutschland.
Vor gut einem Jahr schuf die Bundesregierung mit der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) einen Handlungsrahmen für den Hochlauf von Wasserstofftechnologien in Deutschland. Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena), kommentiert:
„Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) ist Deutschland ein solider Start in Richtung Wasserstoffwirtschaft gelungen. Jetzt gilt es, in den nächsten Gang zu schalten und die Umsetzung anzugehen. Bislang hat die NWS den Rahmen gesetzt, das Marktinteresse verstärkt und Innovationsprozesse angereizt. Gleichzeitig hat sich bei den Marktteilnehmern eine hohe Erwartung aufgebaut, dass konkrete nächste Schritte zügig folgen werden und damit Planungssicherheit für Investitionen und Projektvorhaben entsteht.
Die Übergangsregulierung für ein Wasserstoffstartnetz war ein erstes Signal zum Aufbau nachhaltiger Transportstrukturen zur Verknüpfung von Angebot und Nachfrage. Jetzt gilt es, zügig den nationalen Regulierungsrahmen im Einklang mit dem europäischen Dekarbonisierungspaket zu schaffen. Wir brauchen einen vernetzten Fahrplan für Infrastrukturmaßnahmen wie den Pipelinebau - sowohl national als auch im EU Kontext. Die substanzielle Frage der Finanzierung der Wasserstoffnetze muss prioritär beantwortet werden, damit tatsächlich ein Großteil der bei den deutschen Fernleitungsnetzbetreibern gemeldeten 500 Wasserstoffprojekte mit einer Gesamtkapazität von 20 Gigawatt realisiert werden kann.
Als wichtige Voraussetzung für den Aufbau von Elektrolyseurkapazitäten wurde die Befreiung von der EEG-Umlage nach langer Diskussion beschlossen. Allerdings stellen sich hierbei einzelne Regelungen als zu komplex dar, so dass eine Verschlankung dem weiteren Markthochlauf dienlich wäre.
Gut ist, dass die europäische Dimension in der NWS von Anfang an mitgedacht wurde. Aus 230 eingereichten Projekten im Rahmen des IPCEI-Programms (Important Projects of Common European Interest) wurden 62 deutsche Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette ausgewählt. Aber bis zur Förderbekanntgabe darf jetzt kein Marktattentismus entstehen. Für Versorgungssicherheit und Kostensenkungen bei Wasserstoff muss auch das Projekt einer Importstrategie zügig im europäischen Rahmen vorangetrieben werden.
Im Verkehrssektor wurden mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) und der darin enthaltenen Mindestquote für flüssige Kraftstoffe aus erneuerbarem Strom (Powerfuels) in der Luftfahrt erste Impulse gegeben. Denn neue, klimaneutrale Energieträger spielen gerade in Branchen, die langfristig auf flüssige Kraftstoffe angewiesen sind, eine entscheidende Rolle zum Erreichen der Klimaziele. Wichtig ist nun, dass deutsche und europäische Initiativen gut verzahnt agieren. Hier würde beispielsweise eine ambitionierte Unterquote für die Nutzung von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten im Verkehr im Rahmen der Revision der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) in Brüssel Investitionsentscheidungen anreizen.
Ein nicht zu vernachlässigendes Handlungsfeld ist zudem die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstandards. Es bedarf klarer Anforderungen an die Erzeugung und Verwendung von Wasserstoff, beispielsweise für die Herkunft des Stromes, die Nutzung von CO2 oder den Einsatz von Wasser. Dies ist auch mit Blick auf die Akzeptanz von „grünem Wasserstoff“ ein bedeutsamer Faktor.
Fazit: Wenn wir das Ziel Klimaneutralität bis 2045 erreichen wollen, müssen wir den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft weiter forcieren und Entscheidungen schneller herbeiführen. Wir haben jetzt die Chance, Wasserstoff neben Erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz zur tragenden Säule der Dekarbonisierung auszubauen. Das ist die Herausforderung in den vor uns liegenden Wochen und Monaten und ein zentrales Handlungsfeld in der kommenden Legislaturperiode.“