Green Capacity Building in Lateinamerika – vom Minenarbeiter zum Solarexperten
Aufbau eines Ausbildungszentrums für erneuerbare Energien in Kolumbien
Das Potenzial für erneuerbare Energien in Lateinamerika ist gewaltig. Damit dieses Potenzial genutzt werden kann, werden Fachkräfte dringend gebraucht. Die dena hilft daher beim Aufbau eines Ausbildungszentrums für erneuerbare Energien in Kolumbien. dena-Geschäftsführerin Kristina Haverkamp erklärt, wie genau Deutschland die Fachkräfteausbildung vor Ort unterstützt.

Lateinamerika spielt eine wachsende Rolle für die globale Energiewende. Die Region verfügt über hervorragende Bedingungen für Solar-, Wind- und Wasserkraft sowie Biomasse – so kommen schon heute mehr als 60 Prozent des Stroms aus regenerativen Energiequellen. Gleichzeitig steigt die Bedeutung lateinamerikanischer Staaten als Lieferanten für kritische Rohstoffe wie Lithium, welche für die Transformation hin zu einem klimafreundlichen Energiesystem unbedingt benötigt werden. Zudem verfügt Lateinamerika über ein großes Potenzial für die Herstellung von grünem Wasserstoff und kann perspektivisch zu einer wichtigen Exportregion werden. Aus diesen Gründen setzt Deutschland auf strategische Partnerschaften mit ausgewählten Ländern wie Kolumbien, Brasilien oder Chile, um gemeinsam und durch einen engen Austausch auf Augenhöhe die Energiewende voranzutreiben.

Damit das gelingt, braucht es – neben anderen Faktoren – mehr qualifizierte Fachkräfte vor Ort. Weltweit steigt der Bedarf an Expertinnen und Experten und wird in Zukunft nach Prognosen noch sehr viel stärker wachsen. Bereits heute ist der Fachkräftemangel in einzelnen Bereichen zu einem “Bottleneck” der Energiewende geworden. Um dieser Herausforderung zu begegnen, braucht es transnationale Skills-Partnerschaften, in denen Capacity Building länderübergreifend gedacht und vorangebracht wird.
Energiepartnerschaften fördern Green Capacity Building
Die Klima- und Energiepartnerschaften und Energiedialoge, die die Bundesrepublik mit mehr als 30 Staaten weltweit unterhält, stellen hierfür eine exzellente Basis dar. Denn in diesen Kooperationsformaten tauschen sich Expertinnen und Experten aus Deutschland mit denen des jeweiligen Partnerlandes intensiv aus und suchen konstruktiv Lösungen für die Herausforderungen, die sich aus der Transformation zu einem nachhaltigen und klimafreundlichen Energiesystem ergeben. Dazu gehört auch, dass genügend Fachkräfte für das notwendige Wachstum der erneuerbaren Energien ausgebildet werden.

So fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zunehmend Projekte von Aus- und Weiterbildung in den Partnerländern. Insbesondere geht es dabei um den Aufbau von Ausbildungszentren für erneuerbare Energien. Diese Ausbildungszentren sollen notwendiges Wissen und Know-how für die klimaneutrale Transformation vermitteln und richten sich an den Bedarf im Land. Eingebunden sind dabei auch deutsche Unternehmen, die auf qualifizierte Arbeitskräfte vor Ort angewiesen sind, sowie die deutschen Außenhandelskammern.
Kolumbien: Vom Steinkohleexporteur zum Lieferanten grüner Energie
Insbesondere Kolumbien kann als wichtiger Partner eine Schlüsselrolle einnehmen: Das Land durchläuft einen Strukturwandel ähnlich wie Deutschland mit seinem geplanten Kohleausstieg. Kolumbien, aktuell eines der weltgrößten Förderländer von Steinkohle (und ein wichtiger Exporteur nach Deutschland), setzt verstärkt auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Ein Ziel dabei: In Zukunft soll grüner Wasserstoff anstatt Steinkohle exportiert werden, denn die Nachfrage nach dem fossilen Energieträger geht in vielen Regionen der Welt bereits heute zurück. In der engen Zusammenarbeit mit Deutschland soll daher nicht nur der Technologietransfer gestärkt werden, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung und der Aufbau einer nachhaltigen Energieinfrastruktur vor Ort.
Pilotprojekt CERFER: Weiterbildung durch Wissenstransfer ermöglichen
Diese Ziele verfolgt auch das Projekt CERFER (Cerfer Latam, Centro Regional de Formación en Energías Renovables – auf Deutsch: Regionales Ausbildungszentrum für erneuerbare Energien), das auf Grundlage der am 08. November 2021 unterzeichneten Absichtserklärung zwischen dem Ministerium für Bergbau und Energie Kolumbiens, der Deutsch-Kolumbianischen Industrie- und Handelskammer (Cámara Colombo-Alemana | AHK Colombia) und der Deutschen Energie-Agentur dena umgesetzt wird. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative finanziert.
CERFER ist dabei in drei Arbeitsfeldern tätig:
- Ausbildung von Fachkräften in Kolumbien für die Bedarfe des wachsenden Marktes für erneuerbare Energien
- Technologie- und Wissenstransfer zwischen Deutschland und Kolumbien mit einer möglichen Ausweitung auf Lateinamerika
- Unterstützung lokaler Unternehmen und Bildungseinrichtungen bei der Umsetzung von Energiewende-Projekten
Praxisnahe Kurse zu Solarenergie und grünem Wasserstoff
Das Projekt versteht sich nicht nur als Ausbildungszentrum, sondern auch als eine Vernetzungsplattform. So bringt es wichtige Akteure und Stakeholder im Bereich des Green Capacity Buildings wie Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen, Think Tanks, Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen.
In der ersten Projektphase wurden praxisnahe Kurse zu Solarenergie, Wasserstoff und anderen wichtigen Themen im Bereich der Erneuerbaren Energien gegeben. Diese Kurse vermitteln auch pädagogische und konzeptionelle Kenntnisse und Fähigkeiten wie Train-the-trainer-Ansätze mit dem Ziel, dass kolumbianische Lehr- bzw. Fachkräfte diese Expertise weitervermitteln.

Während bislang die Kurse an wechselnden Orten in Präsenz, online oder als Hybrid-Veranstaltungen konzipiert worden sind, soll in einer späteren Projektphase ein Ausbildungszentrum in der Stadt Barranquilla im Norden des Landes entstehen. Der Standort ist bewusst ausgewählt, liegt er doch in der Nähe der großen Kohleminen Kolumbiens. Die Vision ist, dass hier in Zukunft die Arbeiter, Technikerinnen und Ingenieure aus dem Bergbausektor zu Experten und Expertinnen für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff umgeschult werden.

Mit dem CERFER werden kolumbianische Talente von deutschem Knowhow profitieren. Die gezielte Fachkräfteausbildung in einer binationalen Partnerschaft soll die Energiewende unterstützen – nicht nur in Kolumbien, sondern als Vorbild für ganz Lateinamerika. Denn das gewaltige Potenzial von erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff kann nur erschlossen werden, wenn die dafür notwendige Expertise in der Region vorhanden ist. Hier kann sich Deutschland besonders gewinnbringend einbringen.
Mehr Informationen zum Projekt CERFER finden Sie unter: https://cerfer.co/en/home/