Jahreskonferenz 2022
Block I: Bioenergie im Spannungsfeld zwischen Akzeptanz und Klimaschutzbeitrag
Im ersten Block der Konferenz stellte Nils Freiberg (BMWK) die Nationale Biomassestrategie der Bundesregierung vor, mit dessen Hilfe ein übergreifender Ansatz zur nachhaltigen Erzeugung und Verwendung von Biomasse verfolgt wird. Ende 2023 soll nach Einbeziehung diverser Stakeholder und mehrerer Prozessstufen ein Kabinettsentwurf vorliegen. Die Strategie soll dann nicht nur theoretisch veranlagt sein, sondern ganz konkrete Maßnahmen beinhalten.
In der Diskussion mit Dr. Peter Kornatz (Deutsches Biomasseforschungszentrum) und Sandra Rostek (Bundesverband Erneuerbare Energien) betonte Herr Freiberg, dass Biomasse auch zukünftig gebraucht wird, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dafür muss die vorhandene Biomasse in den Bereichen Anwendung finden, in denen sie die höchsten Klimaschutzwirkungen erzielt. Frau Rostek hofft, dass die Strategie ganzheitlich aufgestellt ist und all die vielfältigen Bereiche der Biomasse in ausreichender Tiefe adressiert werden. Dabei ist es wünschenswert durch die Biomassestrategie Planungssicherheit für die Anlagenbetreibenden als Leitmotiv zu schaffen. Herr Dr. Kornatz hofft dabei, dass weiterhin kein Verbot von Anbaubiomasse innerhalb der Strategie formuliert wird. Herr Freiberg sprach sich für einen offenen Dialogprozess aus und lud betroffene Akteure dazu ein schriftliche Stellungnahmen an das BMWK zu senden.
Block II: Die Rolle von Biomethan im Verkehr in Zeiten der Energiekrise
Johannes Daum (NOW) betonte in seinem Impuls die hohen Energiepreise, die begrenzte Energieverfügbarkeit und fehlende Infrastrukturen, welche die Umsetzung der Klimaschutzziele herausfordernd gestalten. Die Verwendung von Biomethan als Kraftstoff hat sich demgegenüber durch relativ stabile Preise bewährt. Ein besonderer Fokus muss zukünftig auf die Versorgung von LKW und maritimen Anwendungen durch erneuerbares Methan gelegt werden.
Uwe Brinks (DHL) unterstrich die Bedeutung der Technologieoffenheit für erneuerbare Kraftstoffe. CNG sieht er dabei als gute mittelfristige Maßnahme, welche auf kommunaler Ebene im Kurzstreckenbereich durch die Tankstelleninfrastruktur, den Preis und die CO2- Bilanz überzeugt. Langfristig sieht er vor allem in batterieelektrischen Antrieben und (Bio-)LNG Potenzial.
Dr. Henrik Bramlage (avanca) stellte die Synergiechancen bei der Bereitstellung von LNG-Kraftstoffen für den Schwerlastverkehr der Zukunft vor. Die REEFUELERY, welche Q4 2023 in Betrieb gehen soll, wird dabei 180 Tonnen Bio-LNG täglich produzieren und den klimaneutralen Betrieb von 4.500 Schwerlastfahrzeugen ermöglichen.
Norman Wendt (en2x) zeigte auf, dass enorme Unsicherheiten beim Bedarf alternativer Kraftstoffe abhängig vom Hochlauf der E-Mobilität bestehen. So steigt der Fahrzeugbestand jährlich um ca. 300.000 Fahrzeuge, welche nicht gänzlich durch E-Fahrzeuge gedeckt werden können. Deswegen bleiben für die Verdrängung von fossilen Kraftstoffen fortschrittliche Kraftstoffe nötig.
Block III: Biomethan im Spannungsfeld von steigender Nachfrage und angebotsseitigen Engpässen
Dr. Frank Scholwin (Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft & Energie) nannte als Herausforderung für die Realisierung von Biomethanneuanlagen zu lange Planungsprozesse und Lieferzeiten, fluktuierende und kaum einschätzbare Rahmenbedingungen sowie Preissteigerungen und Unsicherheiten der Investkosten. Dennoch ist eine Vielzahl interessierter Investoren verfügbar um Neuanlagen zu realisieren.
Isolde Pless (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) stellte den aktuellen Stand der Umsetzung der Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung im Nabisy vor. So ist es z.B. aufgrund des späten Updates von Nabisy einmalig möglich, Nachhaltigkeitsnachweise für Strom aus fester und gasförmiger Biomasse für das erste bis dritte Quartal 2022 bis zum 30.11.2022 im Nabisy einzutragen. Als schwierig gestaltet sich aufgrund der sehr hohen Nachfrage eine zeitnahe Ausstellung aller angefragten Zertifikate.
Nico Blume (Danpower) betonte die Bedeutung von Biomethan zur Zielerreichung der erneuerbaren Wärme in Deutschland. Insbesondere hochflexible KWK-Anlagen können mit Biomethan saisonale Wärmebedarfe füllen, allerdings rückt der Wärmespeicher stark in den Fokus.
Präsentationen der biogaspartner Jahreskonferenz
- Aktuelle und zukünftige Entwicklungen alternativer Antriebe im Nutzfahrzeugbereich Johannes Daum, Bereichsleiter Wasserstoff, alternative Kraftstoffe und Brennstoffzelle, NOW GmbH 2.31 MB pdf
- Einsatz von Bio-CNG aus Sicht eines Spediteurs Uwe Brinks, CEO, DHL Freight GmbH 2.30 MB pdf
- Ausbau, Preisgestaltung und Hochlauf von Bio-LNG sowie Update zum Bau der REEFUELERY Dr. Henrik Bramlage, Geschäftsführer, avanca 1.54 MB pdf
- Aktuelle Herausforderungen im Quotenhandel aus Sicht eines Inverkehrbringers Norman Wendt, Leiter Nachhaltige Mobilität, en2x 893.03 KB pdf
- Herausforderungen und Lösungen aus der Praxis der Realisierung von Neuanlagen sowie Konversion von Stromerzeugung zur Biogaseinspeisung Dr. Frank Scholwin, Inhaber, Institut für Biogas Kreislaufwirtschaft & Energie 2.68 MB pdf
- Stand der Umsetzung der Biomassestromnachhaltigkeits- verordnung im Falle von Biomethan im Nabisy Isolde Pless, Referat 523, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 2.27 MB pdf
- Potenziale hochflexibler KWK-Anlagen mit Biomethan Nico Blume, Leiter Energiewirtschaft, Danpowe 4.20 MB pdf