Regionalkonferenz Nord
Das war die Regionalkonferenz Nord - Standortvorteil Norddeutschland in Hamburg
Am 25. Juni 2025 fand die Wasserstoff-Regionalkonferenz Nord in der Handelskammer Hamburg statt. Im Zentrum standen die besonderen Standortvorteile Norddeutschlands für den Hochlauf einer zukunftsfähigen Wasserstoffwirtschaft sowie konkrete Projektfortschritte aus den H2-Reallaboren Norddeutsches Reallabor (NRL) und H2Cast.
Mit einer derzeitigen Elektrolysekapazität von 160 MW ist die deutsche Wasserstoffwirtschaft noch am Anfang. Das Erreichen von 3 GW als mittelfristiges Ziel könnte ein starker Impuls für weitere Investitionen sein. Gerade die Reallabore spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie tragen mit derzeit rund 22 MW Kapazität bereits zur Marktentwicklung bei. Cluster befinden sich künftig vor allem in Norddeutschland. Öffentliche Förderung wie im Fall der Reallabore ist, selbst wenn sie nur einen kleinen Teil der notwendigen Investitionskosten abdeckt, ein zentraler Hebel für private Investitionen; denn sie zeigt, dass die Bundesregierung langfristig und glaubwürdig auf die deutsche Wasserstoffwirtschaft baut.
Das Norddeutsche Reallabor ist eine Innovationsallianz mit über 50 Partnern, bei der Arbeitsgruppen aus den Ländern, der Industrie und der Forschung vernetzt werden. In einem gesamtsystematischen Ansatz werden viele Themen, wie Netzausbau, (Ab-)Wärme, Strom, Wasserstofferzeugung, Regulatorik, Speicherung und Mobilität behandelt.
Bei den Salzkavernenspeichern von H2 Cast werden Öl- und Erdgaskavernen auf Wasserstoffspeicher umgerüstet. Der Standort bietet weltweit einzigartige Speichermöglichkeiten untertage, und günstige Voraussetzungen zum Ausbau der Kavernen zur Skalierung der Wasserstoffspeicherung.
In drei Workshops wurden am Vormittag die Themen Wasserstoffspeicher, Elektrolyse im Betrieb sowie systemdienliche Elektrolyse in interaktiven Formaten diskutiert.
Wasserstoff-speicher
Speicher wie die Salzkavernen von H₂ Cast bieten weltweit einzigartige geologische Voraussetzungen für die großskalige Speicherung von Wasserstoff. Ihre Rolle als Rückgrat einer resilienten Energieversorgung wurde betont. Dabei wurde deutlich: Speicher müssen regulatorisch und infrastrukturell mitgedacht und gefördert werden, um ihre Potenziale zu entfalten.
Elektrolyse im Betrieb
Der Austausch zwischen Herstellern und Betreibern zeigte: Es braucht mehr Planungssicherheit, wirtschaftlich tragfähige Rahmenbedingungen und die konsequente Nutzung von Betriebsdaten, um Investitionen zu erleichtern und Effizienzpotenziale zu heben. Zentrale Herausforderungen im laufenden Betrieb sind z.B. technische Komplexität, Wartungsaufwand und ungeplante Stillstände.
Systemdienlich-keit
Mit § 13k EnWG existiert bereits eine rechtliche Grundlage zur Nutzung von Überschussstrom für Elektrolyse. Diese wird bislang jedoch kaum genutzt. Als Hürden wurden u. a. komplexe Messkonzepte, unklare Redispatch-Bedingungen und eine unzureichende Vergütung identifiziert. Regulatorische Klarheit ist hier entscheidend, um Netzengpässe zu reduzieren und Investitionen zu erleichtern.
Am Nachmittag ging es mit einer Projektvorstellung des neuen Reallabors HydroNet weiter. In den Fachvorträgen wurden die Themen H2-Import mit dem H2-Global Mechanismus, Offshore Wasserstoffproduktion sowie die Rolle von Häfen am Beispiel des H2 Hub Lubmin im Detail beleuchtet.
In der abschließenden Podiumsdiskussion wurden die Potenziale norddeutscher Projekte betont: Der Hafen Hamburg plant, sich als Importdrehscheibe für Flüssigwasserstoff zu etablieren. Der Hamburg Green Hydrogen Hub (100 MW) nutzt bestehende Infrastruktur und ist ans Windnetz sowie das künftige H₂-Kernnetz angebunden. Das NRL betonte, dass gezielte Förderstrukturen und Marktintegration, etwa über den Regelenergiemarkt, sinnvoll wären, um die norddeutschen Standortvorteile ausspielen zu können. Die Salzkavernenspeicher von Storag Etzel haben dank einzigartiger Speicherinfrastruktur große Potenziale, wobei allerdings auf den Netzausbau und die Wirtschaftlichkeit geachtet werden sollte. Entscheidend für die Wasserstoffwirtschaft im Norden sind nun ein zeitnaher Ausbau der Infrastruktur und breite Kooperation.
Die Konferenz hat gezeigt: Norddeutschland bringt nicht nur die natürlichen Voraussetzungen für die Wasserstoffwirtschaft mit, sondern auch den Willen zur Zusammenarbeit. Jetzt gilt es, vorhandene Erkenntnisse in marktreife Strukturen zu überführen – für eine resiliente, klimafreundliche und wettbewerbsfähige Energiezukunft.
Begleitet wurde die Veranstaltung durch ein Live-Graphic Recording, das die wichtigsten Ergebnisse visuell zusammenfasste.
Präsentationen
- Reallabor_Blicker_Norddeutsches Reallabor 3.95 MB pdf
- Fachvortrag_Klenke_H2Global 3.43 MB pdf
- Projektvorstellung_Koopmann_HydroNet 1.65 MB pdf
- Fachvortrag_Lueth_H2 Hub Lubmin 1.67 MB pdf
- Fachvortrag_Prall_Offshore Wasserstofferzeugung 2.08 MB pdf
- Reallabor_H2Cast_Reekers 6.58 MB pdf
- WS1_Büter_Resilienz 566.17 KB pdf
- WS1_Sodmann_Storag Etzel 9.40 MB pdf
- WS2_Schroeder_Elektrolyse im Betrieb 711.76 KB pdf
- WS3_DeBoissezon_Heumader_Modalitäten der Erprobungsphase 770.47 KB pdf
- WS3_Doye_Hoffmann_Erzeugung 187.97 KB pdf
- WS2_Thelen_Elektrolyse im Betrieb 385.44 KB pdf