Vorteil Tempo: Starke Partnerin bei internationalen Bau- und Quartiersprojekten

04.04.2023 - Keine Energiewende ohne klimaneutrale Gebäude. Welchen Beitrag die dena dabei global leistet, wie sie die Wärmewende international vorantreibt und welcher weitere Schritt dafür beim Berlin Energy Transition Dialogue 2023 getan wurde, erklärt Thilo Cunz, Leiter des Arbeitsgebiets Bauen International.

Thilo Cunz, Leiter des Arbeitsgebiets Bauen International / Bild: Goetz Schleser

Um die Klimaziele zu erreichen, müssen Gebäude perspektivisch klimaneutral betrieben werden – und das gilt weltweit! Doch wie soll das gehen? Hoffnung macht der Blick in die Vergangenheit: Seit Einführung der Energieeinspargesetzgebung in Deutschland Ende der 1970er Jahre wurden der Gesamtendenergiebedarf und die CO2-Emissionen für Neubauten mehr als halbiert. Ein hocheffizientes Passivhaus benötigt insgesamt sogar nur weniger als 25 % der Endenergie (inklusive Nutzerstrom). Und es kommt noch besser: Mit modernen Technologien wie etwa die Einbindung von Wärmepumpen können die CO2-Emissionen auf null reduziert werden (Zero Carbon in Operation). Was bleibt, ist die in einem Haus versteckte graue Energie und der damit verbundene Energieverbrauch. Durch umweltschonende Baumaterialien kann dieser fast halbiert und der verbleibende Rest durch die Überproduktion von erneuerbarer Energie ausgeglichen werden (Zero Carbon). Doch wie kann das auch verstärkt international gelingen?

Gleiche Prinzipien – unterschiedliche Voraussetzungen

Was es jetzt braucht: Tempo bei der Umsetzung und verlässliche Weichenstellungen. So müssen Gebäudestandards für Neubauten weltweit möglichst hoch gesetzt werden. Gleichzeitig braucht es für vorhandene Bausubstanz eine hohe jährliche Sanierungsrate und möglichst umfassende Maßnahmen. Soweit die Theorie. In der Praxis müssen weitere Faktoren beachtet werden. Auch wenn die physikalischen Prinzipien des klimaneutralen Bauens überall auf der Welt gleich sind, die Rahmenbedingungen sind es nicht. Klima, Bautraditionen, verfügbare Materialien und Technologien – die Voraussetzungen in den verschiedenen Regionen sind so vielfältig wie die Menschen, die dort leben.

Beratung bei Gebäude- und Quartierskonzepten sowie nachhaltiger Stadtentwicklung weltweit

Gemeinsam mit dem UNEP Copenhagen Climate Centre soll die dena eine Global Platform for Urban Neutrality entwickeln. Ihr Ziel ist es, die globale urbane Energiewende im multilateralen Kontext und ihre breite Umsetzung zu unterstützen und zu beschleunigen, vor allem in Entwicklungsländern. Der Startschuss dafür fiel beim Besuch einer UNEP-Delegation im Rahmen des Berlin Energy Transition Dialogue 2023.

Das Arbeitsgebiet Bauen International der dena hat jahrelange Erfahrungen in der lokalen Adaption und Begleitung innovativer Gebäude- und Quartierskonzepte sowie nachhaltiger Stadtentwicklung im internationalen Kontext. Als Beispiel lässt sich hier China anführen: So hat das Arbeitsgebiet seit mehr als 10 Jahren über 40 Pilotprojekte mit hohen Gebäudestandards betreut, einschließlich der Qualitätssicherung des Gesamtbauprozesses, sowie einen Industriepark bei der Entwicklung eines nachhaltigen und energieeffizienten Energieversorgungssystems unterstützt. In 25 chinesischen Pilotstädten wurden innovative Lösungen erarbeitet, um die Klimaschutzziele im „Energiesystem Stadt“ zu erreichen.

Die dena-Expertinnen und -Experten beraten auch bei notwendigen gesetzlichen Regulierungen von Gebäudestandards. Für die konkrete Umsetzung von Pilotprojekten im Neubau hat das Arbeitsgebiet Bauen International ein eigenes Zertifizierungssystem und ein speziell entwickeltes Programm für die Qualitätssicherung in allen Projektphasen entwickelt, das bereits in China zur Anwendung kommt. Das Wissen aus diesen Projektarbeiten wird nun komprimiert und die Einführung in weiteren Ländern wird derzeit vorbereitet.

Mehr Tempo in der Energiewende

Für die Unterstützung der globalen Energiewende ist die aktive Präsenz in internationalen Netzwerken wichtig, zum Beispiel in der Global Alliance for Buildings and Construction oder dem Energy Efficiency Hub. Das Arbeitsgebiet Bauen International unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) bei den Energiepartnerschaften und Energiedialogen mit Ländern in Zentralasien und Osteuropa. Die zentrale Frage in der Ukraine ist zum Beispiel, wie der nachhaltige Wiederaufbau gelingen kann. Ein Ansatz besteht darin, die Energieversorgung auf erneuerbarer Basis zu dezentralisieren und so zu dimensionieren, dass mit Zunahme der Energieeffizienz sanierter und neuer Gebäude immer mehr Wohnungen innerhalb eines Quartieres mitversorgt werden können. Das Arbeitsgebiet Bauen International bringt seine praktischen Erfahrungen aus konkreten Pilotprojekten ein, um das Tempo der Energiewende auch international deutlich zu erhöhen.

Kommunen als Hebel nutzen

Oft vergessen, aber ein wichtiger Hebel: Mit ihren rund 10.000 Kommunen, 130 Bundesbehörden und 16 Bundesländern verfügt die öffentliche Hand über eine immense Marktmacht. Auch sie sollte vom Staat bei der Umsetzung der Verkehrssektorziele stets mitgedacht werden. Zum Beispiel, indem bei der Beschaffung des ÖPNVs und öffentlicher Fuhrparks konsequent auf alternative Antriebe gesetzt wird. Auf diese Weise ließen sich die neuen Technologien deutlich schneller skalieren und könnten über eine zügige Kostendegression den Sprung in den Massenmarkt zügiger schaffen. Mit der „Clean Vehicles Directive“ der EU wird eine solche „First-Mover-Position“ des Staates bereits adressiert. Als Vorreiter könnte die Bundesregierung das Ambitionsniveau allerdings noch einmal anheben und für zusätzliche Unterstützung sorgen. Die dena finalisiert aktuell einen Leitfaden für Kommunen mit rechtlichen Hinweisen für die nachhaltige Beschaffung. Darüber hinaus sind auch unterstützende Aktivitäten für Bundesbehörden in Planung, die das Mobilitätsmanagement fördern sollen. Denn auch intelligente Anreizsysteme und eine bessere Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger halten große Energieeffizienz- und Klimaschutzpotenziale bereit.

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