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Ein Power Purchase Agreement (PPA) ist ein langfristiger Stromabnahmevertrag. Diese vertragliche Vereinbarung über die Stromabnahme und Stromlieferung zu einem festgelegten Preis über einen längeren Zeitraum wird Green PPA genannt, sofern es sich um einen Abnahmevertrag für erneuerbare Energie handelt.
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Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Utility- und Corporate-PPAs. Bei einem Corporate-PPA schließen EE-Erzeuger bilateral einen Stromliefervertrag mit einem Großkunden ab. Bei einem Utility-PPA hingegen schließt der EE-Erzeuger den Vertrag nicht mit einem Großkunden, sondern mit einem Energieversorger oder Direktvermarkter ab. Dieser Utility-Abnehmer verbraucht den Strom nicht selbst, sondern veräußert ihn an Dritte. Für kleinere und mittlere Unternehmen dürfte insbesondere das Utility-PPA in Zukunft eine stärkere Rolle spielen, da diese Unternehmen oftmals nicht über ausreichende Kapazitäten verfügen, um die Komplexität eines PPA selbst zu managen.
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Bereits heute nutzen viele Unternehmen im Ausland die Möglichkeit, über langfristige Stromlieferverträge den betrieblichen Klimaschutz voranzubringen und sich gegen steigende Strompreise abzusichern. Alleine im Jahr 2021 sind weltweit rund 31,1 GW an neuen regenerativen Erneuerbaren-Energien-Kapazitäten realisiert worden – Tendenz steigend. Abnehmer in der Wirtschaft bilden nahezu alle Branchen ab – direkt bezogener grüner Strom wird weltweit zu einer eigenen Commodity und ist in vielen Unternehmen fester Teil unternehmerischer Klimaschutzstrategien. In Deutschland steht das Thema aufgrund unterschiedlicher Faktoren noch am Anfang. Dabei bergen sie große Chancen für die Energiewende und den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die im Sommer vergangenen Jahres im Rahmen des dena-Marktmonitors veröffentlichte, breit angelegte Umfrage unter Energiemarktakteuren und potenziellen Abnehmern zeigt, wie hoch das Interesse auch in Deutschland ist: 86 %aller Befragten messen Corporate Green PPAs einen hohen Stellenwert bei.
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Corporate Green PPA bieten über den zusätzlichen Ausbau die Möglichkeit das Energieziel von 65 % bis 2030 zu erreichen. Aus Sicht der Wirtschaft stellen sie eine Möglichkeit dar, nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Strom zu beziehen und helfen, die Klimabilanz von Unternehmen zu verbessern und sich gegen steigende Strompreise abzusichern.
Dass PPAs bereits heute auch eine wirtschaftliche Perspektive in Deutschland haben, zeigt der zweite im Februar 2020 veröffentlichte Marktmonitor: Fallstudien aus der Nahrungsmittel-, Konsumgüter-, Chemie-und Aluminiumindustrie zeigen anhand von vergleichenden Beispielrechnungen zum Bezug von grünem Strom und Graustrom, das sich der Bezug für einige Stromnachfrager bereits heute lohnt. Für andere machen Abgaben, Umlagen und Kompensationen den Bezug aus wirtschaftlicher Sicht derzeit uninteressant.
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Doch die Erfahrungen mit Corporate Green PPAs sind momentan in Deutschland auf einige wenige Projekte v.a. für EEG-Altanlagen beschränkt. Sie ermöglichen es mehr grünen Strom für E-Mobilität oder die Erzeugung von grünem Wasserstoff bereitzustellen und verhindern, dass Deutschland den Anschluss an die weitere Marktentwicklung in der EU zu verliert. Zusätzlich erleichtern Corporate Green PPA die Umsetzung zentraler Aspekte der RED II.
Dieses Interesse mündet jedoch bisher zu selten in konkrete Investitionsentscheidungen. Häufigste Gründe: Geringe Erfahrungswerte, mangelnde Kenntnis der Wirtschaftlichkeit und der Rahmenbedingungen, komplexe Verträge und Unsicherheit über zukünftige Rahmenbedingungen sowie der Risikoabsicherung. Genau hier setzt die Initiative an und bündelt Akteure, Wissen und Erfahrungen.
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Um das Thema für den Markt attraktiver zu gestalten und den Markthochlauf des Geschäftsmodelles zu gewährleisten, wollen wir folgende fünf elementaren Handlungsfeldern bearbeiten:
Förderung der Marktransparenz: Unsere Umfrage unter Branchenakteuren hat gezeigt, dass im Markt neben den Chancen auch Risiken gesehen werden. Diese führen zu einer starken Verunsicherung sowohl unter potenziellen Nachfragern als auch unter Erzeugern. Neben ungewissen Preiserwartungen sowie Unklarheiten bezüglich der rechtlichen Vertragsausgestaltung bestehen erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen für PPAs als langfristige Stromlieferverträge.
Anpassung der Ablagen, Umlagen, Steuern für Letztverbraucher: Insbesondere für Stromnachfrager mit einer geringeren Stromnachfrage – wie beispielsweise den Bierbrauer oder den Konsumgüterproduzenten in unserer Analyse – könnte beim großen Kostenblock „Umlagen, Netzentgelte und Steuern“ ein hohes Anreizpotenzial durch eine Neuordnung des Regelwerkes geschaffen werden.
Strompreiskompensation: Bei energieintensiven Unternehmen – wie Chemie- oder Aluminiumfirmen – ist die Strompreiskompensation aus ökonomischer Sicht der bedeutendste Hebel, um PPAs attraktiver zu gestalten. Sie fällt ausschließlich für Unternehmen an, die dem ETS unterliegen und stellt derzeit für Abnehmer ein erhebliches Risiko bezüglich des möglichen Weiterbezugs der Kompensation unter einem grünen PPA dar. Die EU-Kommission hat hier gerade die entsprechenden Beihilfeleitlinien angepasst und damit eine wichtige Grundsatzentscheidung getroffen. Die Einführung in die deutsche Anwendungspraxis möchte die Marktoffensive aktiv mitbegleiten.
Finanzierungsfazilität und Risikoabsicherung: Für die Politik ergeben sich zwei potenzielle Ansatzpunkte: die Absicherung des Ausfallrisikos für Abnehmer und die Unterstützung bei der Projektfinanzierung aufseiten des Erzeugers. In Ländern wie beispielsweise Norwegen bestehen bereits entsprechende Mechanismen. Die Initiative will hier entsprechende Vorschläge erarbeiten.
Qualitätsmerkmale für Grünstrom: Um die Attraktivität eines PPA-Marktes in Deutschland zu stärken, können Maßnahmen, die bei der Qualität des Nachweises hinsichtlich ihrer Transparenz und Differenzierung ansetzen, einen Impuls für die zukünftige Markentwicklung leisten.
Die Initiative wird Empfehlungen an Politik und Wirtschaft geben, um den direkten Bezug grüner Energie in der Wirtschaft strategisch zu entwickeln und zu einem zentralen Baustein für unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategien und der deutschen Energiewende zu machen. Der Wissenstransfer unterstützt Marktakteure, das Potenzial von PPAs auszuschöpfen. Die aktive Vernetzung soll auch die Marktentwicklung und den Markthochlauf in Schwung bringen.