Welche Varianten gibt es und was unterscheidet sie voneinander?
Beim Energiespar-Contracting (ESC) werden individuell auf ein Gebäude zugeschnittene Effizienzmaßnahmen durch den Energiedienstleister (Energiespar-Contractor) umgesetzt – mit dem Ziel, Energie und Kosten einzusparen.
Man unterscheidet diese drei ESC-Varianten:
ESC Klassisch
ESC Light
ESC Plus
Folgende Grafik bietet einen tabellarischen Überblick und direkten Vergleich. Darunter erläutern wir die Varianten im Detail.
Generell, und somit klassisch, ist beim Energiespar-Contracting die Senkung des Energieverbrauchs bspw. durch die Optimierung der Energieverteilung und -nutzung Gegenstand der Dienstleistung. Die Gebäudetechnik steht bei ESC im Vordergrund. Sie bietet in der Regel viel Potenzial für Energiesparmaßnahmen, die sich wirtschaftlich bereits nach kurzer Zeit rechnen: beispielsweise der Austausch von Heizkesseln oder die Optimierung von Lüftungsanlagen.
Beim ESC überträgt der Gebäudeeigentümer (z.B. eine Kommune) die Energieoptimierung seiner Gebäude einem spezialisierten Dienstleistungsunternehmen, dem Contractor. Dieser betrachtet das Gebäude oder den Gebäudepool ganzheitlich mit dem Ziel, Energieverbrauch, Energiekosten und CO2-Emissionen zu minimieren. Dafür plant, realisiert und finanziert er technische, bauliche und organisatorische Maßnahmen.
Die Höhe der Einsparung garantiert der Contractor vertraglich. Außerdem kümmert er sich um die Instandhaltung der neuen Technik, eine optimierte Betriebsführung und ggf. auch um die Wartung. Durch Monitoring und kontinuierliches Optimieren gewährleistet der Contractor, dass die Einsparung auch erreicht wird.
Seine Dienstleistungen und Investitionen refinanzieren sich durch einen Teil der eingesparten Energiekosten, den der Contractor während der Vertragslaufzeit von üblicherweise 7-12 Jahren erhält.
Je nach Umfang der Maßnahmen (siehe folgende Tabelle) unterscheiden sich die möglichen Energieeinsparungen.
Typische Maßnahmen im ESC sind zum Beispiel der Austausch ineffizienter Pumpen, der hydraulische Abgleich der Heizungsanlage, die Optimierung oder der Einbau einer Gebäudeleittechnik, der Austausch eines Ventilators oder auch der Einsatz energieeffizienter Leuchten.
„ESC Light“ ist eine vereinfachte Variante des Energiespar-Contracting, bei der die Optimierung technischer Geräte mit gering- oder nichtinvestiven Maßnahmen im Vordergrund steht. Denn: Im Alltag bleiben oft Energieverschwendungen durch Nutzungsgewohnheiten unentdeckt. Einzelraumregelungen, selbstregelnde Thermostatventile oder eine bewegungsgesteuerte Beleuchtung regulieren das Nutzerverhalten und tragen zu Einsparungen im Verbrauch bei. Diese Einsparungen können überwiegend durch geringinvestive Maßnahmen erschlossen werden.
Möchte der Gebäudeeigentümer ausschließlich Energie durch diese Maßnahmen einsparen, steht ihm mit „ESC Light“ ein passendes und zeitlich verkürztes Contracting-Modell zur Verfügung.
Die Vertragslaufzeiten sind in der Regel nur bis zu 3 Jahre lang. Das Modell kann ebenso die Einführung eines Energiemanagementsystems sowie anschließende Handlungsempfehlungen beinhalten. Der Vorteil liegt im geringen Aufwand für beide Vertragsparteien. Kommunen und Unternehmen nutzen dieses Modell häufig, um Erfahrungen mit Contractoren zu sammeln und sich technisches und energiewirtschaftliches Know-how anzueignen. Durch die geringinvestiven Maßnahmen werden etwa 10-20 Prozent des Energieverbrauchs eingespart.
Die Einführung eines Energiemanagementsystems in Kommunen oder Unternehmen ist ein wichtiger Schritt für die energieeffiziente Bewirtschaftung der Liegenschaften. Die genaue Kenntnis des Gebäudezustands und der Anlagentechnik sowie der Energieverbräuche und Lastgänge ermöglicht eine wirtschaftlich sinnvolle Auswahl geeigneter Liegenschaften, die dann anschließend – selbst oder über einen Contractor – modernisiert werden können.
Das Modell „ESC Plus“ ergänzt die Angebotspalette im klassischen ESC und zielt auf die zusätzliche Einbeziehung von Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle ab. Heißt konkret: Während beim klassischen ESC die Gebäudetechnik im Vordergrund steht, lassen sich mit „ESC Plus“ umfangreiche Sanierungsvorhaben, inklusive Wärmeschutzmaßnahmen an der Gebäudehülle, realisieren.
Die Gebäudetechnik bietet in der Regel viel Potenzial für Energiesparmaßnahmen, die sich wirtschaftlich schon nach kurzer Zeit rechnen. Sie lassen sich daher gut innerhalb einer typischen Vertragslaufzeit von bis zu 15 Jahren realisieren. Zukünftig gilt es ebenso, Wärmeschutzmaßnahmen an der Gebäudehülle, wie etwa die Dämmung einer Fassade oder den Austausch veralteter Fenster, in das Contracting-Modell zu integrieren.
Zwar kann durch Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle oft Energie von über 70 Prozent eingespart werden, doch führen die hohen Investitionen zu sehr viel längeren Amortisationszeiten. Da die Investitionskosten hier deutlich höher sind, kann der Contractor diese nicht allein investieren und auch nicht durch Energieeinsparungen refinanzieren. „ESC Plus“-Projekte erfordern deshalb eine zusätzliche Finanzierung beispielsweise durch einen Baukostenzuschuss vom Gebäudeeigentümer oder durch staatliche Fördermittel.