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Jahreskonferenz 2023

Session I: Die Zukunft von Biomethan-Auswirkungen der steigenden Nutzung von Abfall- und Reststoffen

Im ersten Block hat Tino Barchmann (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Ref. 525) den Stand der Nationalen Biomassestrategie vorgestellt. Ursprünglich war die Veröffentlichung für Herbst 2023 angekündigt, jedoch sind die Diskussionen noch nicht vollständig abgeschlossen, was letztendlich auch an der Vielzahl an Regulatorien liegt, auf welche in der Strategie Rücksicht genommen werden muss. Mit einer Veröffentlichung ist demnach voraussichtlich Anfang des Jahres 2024 zu rechnen. Als operatives Ziel der Strategie werden 25 konkrete kurz- und langfristige Maßnahmen aufgestellt, um Planungssicherheit für die Branche zu schaffen und Biomasseströme zielgerichtet zu lenken. Das bedeutet auch, dass aktuelle Hindernisse beim Verwerten von Abfällen reduziert, Förderungen für Altholz angepasst und glaubwürdige Zertifizierungssysteme aufgebaut werden sollen.

In der Podiumsdiskussion mit Felix Colsmann (DAH Gruppe) wurde darüber diskutiert, dass Restriktionen beim Substrateinsatz abgebaut werden müssen und eine flexible Fahrweise zwischen Stromerzeugung und Gaseinspeisung zur Integration von Biogas ins Gesamtenergiekonzept angestrebt werden sollte. Problematisch sieht Colsmann die verpflichtende THG-Minderungsquote von 80 % ab 2026 für alle Biogasanlagen, da diese zu Stilllegungen vieler Bestandsanlagen führen würde. 

Session II: Absatzmärkte von Biomethan-ist genügend Biomethan für alle da?

Momentan ist das EEG der größte Absatzmarkt für Biomethan, jedoch gab es keine Gebote für die EEG-Ausschreibung 2023. Die Novellierung des GEG eröffnet ein weiteres zukünftiges Einsatzgebiet für Biomethan. Außerdem ist der Kraftstoffmarkt durch die THG-Quote ein attraktiver Markt. Es zeigt sich wiederholt, dass die Nachfrage größer als das Angebot ist. Gleichzeitig besteht immer noch kein klarer Fahrplan zur Zielerreichung für Biomethan zur REPower EU-Strategie. 

Dr. Volker Bartsch (DVGW e.V.) beleuchtete den aktuellen Stand zum Anschluss von Biomethan ans Erdgasnetz. Bisher sind 232 Biogasaufbereitungsanlagen an das Gasnetz angeschlossen und genauso viele Anschlussbegehren lagen 2022 vor. Daraus lässt sich schließen, dass bei weiterem Wachstum die Ansprüche für die kommunale Wärmeplanung und das GEG bedienbar wären. Da sich der Netzanschluss teilweise aufgrund dezentraler Lage bzw. geringer Anlagengröße schwierig gestaltet, liegt Potenzial im Aufbau kleiner, regionaler Rohbiogasnetze, die mehrere Biogasanlagen mit einer zentralen Aufbereitungsanlage verbinden. So ergeben sich bis 2030 Potenzialzahlen bis zu 102 TWh an Biomethan. Dabei betont Bartsch: Wasserstoff und Biomethan müssen zusammen gedacht werden, um schrittweise Erdgas durch erneuerbare Gase zu ersetzen. Die von der SPD aufgeworfene Grüngasquote hält er durchaus für ein probates Mittel, Investitionsanreize für erneuerbare Gase zu setzen und einen Markthochlauf zu initiieren.

Thomas Wencker (ASUE im DVGW e.V.) stellte die Auswirkungen des regulatorischen Umfelds auf die Biomethannutzung vor. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) und das Wärmeplanungsgesetz (WPG) erhöhen dabei den Bedarf an klimaneutralen Gasen zur Wärmebereitstellung. Als Erfüllungsoption kann Biomethan sowohl die Vorgaben des GEG als auch des WPG erfüllen und nimmt daher eine Schlüsselposition ein. Wenn ab 2045 laut GEG keine fossilen Brennstoffe mehr zur Wärmebereitstellung eingesetzt werden dürfen, wird der Bedarf an Biomethan von aktuell 10 TWh auf 180 TWh steigen. 

Zoltan Elek (Landwärme GmbH) spricht sich für einen Dreiklang aus 100 % grünem Wasserstoff, grünem Methan und erneuerbaren Strom aus, um die benötigten Mengen für eine erfolgreiche Energiewende bereitzustellen. Negativemissionen durch CO2-Abscheidung bei der Gasaufbereitung erhöhen zusätzlich das Erlöspotenzial des Biomethans. Neuerung in der Biomethanbranche sind außerdem die Anrechnung von importierten Biomethan auf die THG-Quote. Der massive Import von vermeintlich fortschrittlichem Biodiesel aus China hat jedoch zum Verfall der THG-Quote geführt und dem deutschen Biomethanmarkt stark geschadet.

In der Diskussion waren sich die Referenten einig, dass insbesondere das heimische Biomethanpotenzial gehoben werden sollte und, dass es ein schnelles, beherztes Vorgehen braucht, um dieses Potenzial auch zu nutzen. Dazu gehören z. B. auch die nötigen technischen Geräte, um Netzanschlussbegehren von Aufbereitungsanlagen möglichst schnell zu realisieren. Weiterhin müssen die Biomethanausschreibungen attraktiver gestaltet werden, etwa durch Erhöhen der Volllaststunden und Höchstgebotsgrenze. Aber auch die Beschränkung auf die Südregion und die alleinige Zulässigkeit von neugebauten Anlagen sieht Elek problematisch. 

Session III: Biomethan im internationalen Handel

Laut Zvonko Ikic (STX Group) befindet sich der Biomethanhandel in einem positiven Trend. Aktuell wird Biomethan gerade für den Einsatz im europäischen Emissionshandel (EU-ETS) zur THG-Minderung nachgefragt und auch im Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht er gute Absatzmöglichkeiten für Biomethan. Für 2025 rechnet er damit, dass die Nachfrage an Biokraftstoffen durch die Umsetzung der RED III und auch die THG-Quote wieder steigen wird. Potenzielle politische Änderungen machen eine Vorhersage jedoch schwierig.

Sven Schneider (Umweltbundesamt), erläuterte die Berücksichtigung von Biomethan in der Erneuerbaren Energien Statistik (AGEE-Stat) und ging auf Schwierigkeiten beim Erfassen von Biomethan zur ausschließlichen Wärmeerzeugung und beim Außenhandel ein. Er stellte das Shares-Tool der EuroStat zur Vermeidung der Doppelanrechnung vor.

Steffen Löbner (EEX) gab einen Überblick über die Entwicklungen des französischen Biomethanmarkts. So stieg 2022 die Biomethanproduktion um 61 % auf 7 TWh, wobei eine Verdopplung bis 2030 angestrebt ist. Für 514 Aufbereitungsanlagen wurde der Netzanschluss realisiert und seit 2018 hat die Vermarktung von Herkunftsnachweisen immens zugenommen. Seit Oktober 2023 ist EEX außerdem für fünf Jahre Betreiber des französischen Biogasregisters und wird auch Auktionen von GOs (Guarantees of Origin) durchführen. Ab dem Q1 2024 werden die Im- und Exporte zum und vom französischen Register beginnen.