Jahreskonferenz 2021
Einleitend gab Toni Reinholz, Teamleiter Erneuerbare Gase und Bioenergie, dena einen Überblick über die Rolle der Bioenergie im deutschen Energiesystem. Bioenergie spielt dabei in den formulierten Zielen des Fit-for-55 Packages eine wichtige Rolle. Generell wird die Regulatorik innerhalb der Branche jedoch als anspruchsvoll bis kompliziert eingestuft, wobei der Bioenergiemarkt teilweise überreguliert scheint. Um die Unsicherheiten der Marktakteurebezüglich der Absatzmärkte für Bioenergie zu beseitigen, erarbeitet die dena derzeit ein zentrales kontinuierliches Marktmonitoring für alle Bioenergiebereiche mit einer ausführlichen Daten-Fakten-Grundlage und einem darauf aufbauenden Austausch zwischen der Branche und den politischen Entscheidungsträgern zu den Entwicklungen und Rahmenbedingungen des Marktes.
Anschließend erfolgte eine Podiumsdiskussion mit Dr. Harry Schindler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Bioenergiesysteme, Deutsches Biomasseforschungszentrum (DBFZ), Dr. Peter Ahmels, Senior Adviser, Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Wolf-Dietrich Kindt, Geschäftsführer, Bundesverband Bioenergie (BBE). Herr Dr. Ahmels stand der Bioenergienutzung äußerst kritisch gegenüber steht. Seine Stichworte lauteten Biodiversität und Vermaisung, zu wenig CO2-Einsparungen und Flächenkonkurrenz für Wind- und Solarprojekte. Dienlich sieht er jedoch die Bioenergie in der Übergangszeit für die Spitzenlast im Stromsektor oder bei Hochtemperatur-Prozessen in der Industrie. Da Biomethan trotz der Kostenexplosion beim Erdgas auch zukünftig nicht ohne Förderung auskommen wird, ist Herr Kindt der Auffassung, dass die Bundesregierung weiterhin die richtigen Rahmenbedingungen setzen muss. In erster Linie stützt sich der Bioenergiemarkt auf die RED II und die THG-Quote im Verkehrssektor. Der neue deutsche CO2-Preis im Wärme- und Verkehrssektor habe bei dem aktuell noch niedrigen Preisniveau von 25 Euro pro Tonne allenfalls eine unterstützende Pull-Wirkung. Herr Schindler merkte außerdem an, dass sich der Energiemarkt nicht mehr nachhaltig entspannen wird und die Preise weiter steigen werden. Dies liegt unter anderem an der steigenden Nachfrage nach erneuerbaren Energien und Biomasse, wobei das Angebot aber weiterhin begrenzt bleibt.
Im zweiten Block wurden die nationalen Trends für den Biomethanmarkt behandelt. Jörg Fischer, Chief Financial Officer, EnviTec Biogas AG stellte in seinem Vortrag Bio-LNG als Zukunftskonszept für Biogasanlagenbetreiber vor. Bio-LNG Herstellung macht nach seiner Einschätzung am meisten Sinn, wenn es in zentralen Anlagen erzeugt wird. Besonders der Schwerlastverkehr und die Schifffahrt haben derzeit eine hohe Nachfrage nach Bio-LNG. Kleinere Biogasanlagen sollten dabei über die Aufbereitung zu Biomethan nachdenken. Bio-LNG und Wasserstoff werden sich in Zukunft ergänzen und nur teilweise in Konkurrenz stehen. Dabei wird Biomethan, ob flüssig oder gasförmig, zukünftig einen Preisvorteil bis 2035 gegenüber Wasserstoff haben, da die Anlagen bereits existieren.
Hagen Fuhl, Vizepräsident B.KWK, Leiter Normungs-und Öffentlichkeitsarbeit/PublicAffairs, SenerTec Kraft-Wärme-Energiesysteme Gmbh stellte anschließend den Einsatz von Biomethan in der Objektversorgung in Hinblick auf KWK-Anlagen vor. Biomethan im Wärmesektor durch ein Mini/Mikro-BHKW bietet sehr gute Chancen für eine schnelle Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden. Außerdem kann laut GEG der Primärenergiefaktor bereits ab einem Einsatz von mind. 30 % Biomethan für das gesamte Mischgas von 0,92 auf 0,5 gesetzt werden. Durch die hohen Förderungen werden große Potenziale geboten, um CO2 Emissionen zu reduzieren.
Uwe Bauer, Geschäftsführer, E.ON Bioerdgas GmbH pledierte in seinem Vortrag, dass keine Engpässe in der Vermarktung von Biogas/Biomethan gesehen werden. Die Nachfrage ist da und wird auch weiter steigen. Die gesetzlichen Anforderungen der Biogasbranche bezüglich der Inputstoffe weg von Energiepflanzen zu Gülle, Mist und Stroh sind dabei umsetzbar. Außerdem wird die flexible Strombereitstellung von Biogasanlagen immer wichtiger. Wünschenswert wäre jedoch, wenn das Feld der erneuerbaren Energien technologieoffener gestaltet werden würde. Insgesamt sind sich alle Referenten einig, dass der Biomethanmarkt wachsen wird und die Nachfrage in Wärme und Verkehr steigt.
Im dritten Block zu den Internationalen Trends von Biomethan stellte Harmen Dekker, Direktor, European Biogas Association die Entwicklungen der Biomethananlagen innerhalb Europas vor. Anschließend erklärte Matthias Edel, Secretary General, European Renewable Gas Registry (ERGaR) die regulatorischen Rahmenbedingungen zum internationalen Handel von Biomethan. Abschließend behandelte Zoltan Elek, Geschäftsführer Landwärme die Optionen von Biomethan im internationalen Handel. Insgesamt wurde die Entwicklungen für Biomethan innerhalb Europas als sehr positiv gesehen. Die Überarbeitung des CEN 16325 Standard wird den internationalen Handel vereinfachen. Auch durch die Handelsregister wird der Markt vereinfacht. Es entwickeln sich je nach Gesetzeslage der einzelnen Länder große Biomethanströme. In einigen Ländern ist jedoch die Beimischung von Biomethan im Erdgasnetz noch nicht einmal geregelt, hier herrscht Nachholbedarf! Außerdem muss die nationale Umsetzung der RED II beschleunigt und Übergangsfristen verlängert werden.
Präsentationen der biogaspartner Jahreskonferenz
- Die Rolle der Bioenergie im deutschen Energiesystem Toni Reinholz, Teamleiter Erneuerbare Gase und Bioenergie, dena 740.39 KB pdf
- Bio-LNG, ein Zukunftskonzept für Biogasanlagenbetreiber Jörg Fischer, Chief Financial Officer, EnviTec Biogas AG 1.87 MB pdf
- Einsatz von Biomethan in der Objektversorgung in Hinblick auf KWK-Anlagen Hagen Fuhl, Vizepräsident B.KWK, Leiter Normungs-und Öffentlichkeitsarbeit/PublicAffairs, SenerTec Kraft-Wärme-Energiesysteme GmbH 2.19 MB pdf
- Reale Klimawende mit Gas – rasante Lösungen mit grünen Gasen Uwe Bauer, Geschäftsführer, E.ON Bioerdgas GmbH 1.18 MB pdf
- Entwicklungen der Biomethananlagen innerhalb Europa Harmen Dekker, Direktor, European Biogas Association 1.55 MB pdf
- Internationaler Handel von Biomethan Matthias Edel, Secretary General, European Renewable Gas Registry (ERGaR) 1.32 MB pdf
- Internationaler Handel von Biomethan: Option bei Emissionshandel & Co.? Zoltan Elek, Geschäftsführer, Landwärme GmbH 1.96 MB pdf