DIGITALISIERUNG

Mehr Sicherheit für digitale Energiesysteme

18.07.2022 - Das Thema Cybersicherheit gewinnt auch in der Energieversorgung immer mehr an Bedeutung. Um die Versorgungssicherheit auch zukünftig gewährleisten zu können, braucht es energiewendegerechte Lösungen zur Abwehr von Angriffen aus dem Netz. Im Rahmen einer Energiepartnerschaft haben sich Deutschland und Israel auf eine verstärkte Zusammenarbeit verständigt.

Digitale Energiesysteme brauchen Schutz vor Cyberangriffen.

Die Schlagzeilen gingen um die Welt: Stromnetzbetreiber in der Ukraine wurden 2015 und 2016 das Ziel von Cyberangriffen, was für hunderttausende Verbraucherinnen und Verbraucher vorübergehende Stromausfälle zur Folge hatte. Als Hacker im Mai 2021 die größte Ölpipeline der USA attackierten, verursachten sie damit eine tagelange Ölknappheit in den betroffenen Regionen. Und auch für die Störungen bei der Fernwartung tausender Windräder in Europa seit Beginn des Ukraine-Kriegs war mutmaßlich ein Angriff aus dem Netz verantwortlich. Diese wenigen Beispiele zeigen: Für die Energie-Infrastruktur existiert ein reales Bedrohungsszenario, das sich durch die jüngsten geopolitischen Entwicklungen noch verschärft hat.

In den vergangenen Jahren hat nicht nur die Anzahl von Attacken auf die IT-Infrastrukturen von Stadtwerken, deren IT-Dienstleistern und anderen Unternehmen der Energiebranche stetig zugenommen – zugleich lässt sich auch eine rasante Entwicklung neuer und angepasster Angriffsmethoden beobachten. Dabei verfolgen die Cyberkriminellen unterschiedliche Ziele, von der Erpressung von Schutzgeld, Lösegeld oder Schweigegeld bis hin zur Störung kritischer Infrastrukturen. Angesichts zunehmender Digitalisierung und Dezentralisierung des Energiesystems werden die Angriffsflächen für Attacken aus dem Netz immer größer: Das Thema Cybersicherheit wird deswegen für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit immer wichtiger.

Energiepartnerschaft mit Israel

In Deutschland haben die Betreiber kritischer Energieinfrastrukturen nach dem IT-Sicherheitsgesetz und dem Energiewirtschaftsgesetz besondere Auflagen bezüglich der IT-Sicherheit zu erfüllen. Sobald eine massive Versorgungsstörung eintritt, müssen sie geeignete Präventions- und Reaktionsmaßnahmen abrufen können, um die Folgen zu minimieren. Allerdings wird das Energiesystem im Rahmen der Energiewende zunehmend von dezentralen Anlagen geprägt, die nicht unter die gesetzlichen Regelungen fallen. Es braucht darum eine energiewendegerechte Cybersicherheit, die auch auf digitale Innovationen aufbaut und auf die Vernetzung von Energie- und Digitalwirtschaft angewiesen ist. Energieunternehmen investieren vor diesem Hintergrund verstärkt in die Sicherheit ihrer IT-Systeme, entwickeln entsprechende Sicherheitsstandards und fördern die Forschung in diesem Themenfeld.

Mit ähnlichen Herausforderungen sehen sich Staaten und Unternehmen auf der ganzen Welt konfrontiert. Besonders gut aufgestellt ist hier Israel, wo neben zivilen Forschungseinrichtungen wie dem Zentrum für Cybersicherheit in Beer Sheva auch militärische Einheiten wie die Unit 8200, in der „Cyber-Soldatinnen und -soldaten“ die Infrastruktur des Landes schützen, existieren. Zudem ist mit dem Israel Nation Cyber Directorate eine zentrale Regierungsstelle dafür zuständig, Themen wie Cyberverteidigung und Resilienz des zivilen Cyberraums zu koordinieren. Daraus resultiert in Israel auch eine hohe Dichte von Start-ups und etablierten Unternehmen, die im Bereich Cybersicherheit aktiv sind.

Die Digitalisierung spielt in der Energieversorgung eine zunehmende Rolle.

Um Erfahrungen auszutauschen und die Weiterentwicklung von Technologien zur Bereitstellung zuverlässiger, nachhaltiger und bezahlbarer Energie voranzutreiben, haben sich Deutschland und Israel Ende März auf eine Energiepartnerschaft verständigt. Zu den wichtigen Bereichen für die zukünftige Zusammenarbeit, die in der Gemeinsamen Erklärung definiert werden, gehören explizit auch technologische Innovationen und der Schutz von Energieinfrastrukturen. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) wurde damit betraut, die Energiepartnerschaft auf deutscher Seite umzusetzen. Angesichts des wachsenden Bedarfs an Cyber-Technologien und entsprechenden Fachkräften können deutsche Unternehmen der Energiewirtschaft stark vom israelischen Know-how profitieren. Und andersherum stellt die vergleichsweise große und dezentrale Energieinfrastruktur Deutschlands für Unternehmen aus Israel, die sich mit dem Thema Cybersicherheit beschäftigen, ein attraktives Betätigungsfeld dar.

Deutsche Energie-Agentur liefert Diskussionsgrundlage

Die dena beschäftigt sich schon seit Längerem mit diesen Themen und hat mit dem Arbeitsgebiet „Digitale Technologien & Start-up Ökosystem“ ein eigenes Fachteam, das den Bereich vorantreibt. So geht es bei Veranstaltungen wie dem Themenabend „Cyber-Innovationen für das sichere Energiesystem der Zukunft – eine Deutsch-Israelische Sichtweise“ des Future Energy Labs der dena gezielt um Fragen der Cybersicherheit. Darüber hinaus hat die dena kürzlich ein Gutachten mit dem Titel „EnerCrypt“ vorgelegt, das die Cybersicherheit in der Energiewirtschaft als Innovationsthema diskutiert. Das Gutachten bildet den Auftakt einer Reihe von Projekten und Initiativen zum Thema, welche von der dena im Kontext des Future Energy Labs durchgeführt werden. Unter anderem wird Ende September eine Cybersicherheitsübung für Netzbetreiber im Future Energy Lab in Berlin stattfinden.

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Bild: Shutterstock/thinkhubstudio, Shutterstuck/metamorworks
Text: Anne-Katrin Wehrmann und dena