Wachsender Bedarf nach Biomethan im Gebäudebereich?

20.02.2024 - Zukunft des Gebäudebereichs: Eine neue dena-Analyse berechnet den möglichen Biomethanbedarf zur Erfüllung des GEG bis 2040. Toni Reinholz, Teamleiter Erneuerbare Energien, und Christin Schmidt, Expertin Erneuerbare Energien, erklären die wichtigsten Ergebnisse.

Toni Reinholz, Teamleiter Erneuerbare Energien, und Christin Schmidt, Expertin Erneuerbare Energien / Foto: Hoffotografen

­Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verfolgt das Ziel den Gebäudesektor klimaneutraler zu gestalten, indem es auf die Einsparung von Treibhausgasemissionen abzielt und gleichzeitig die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien sowie unvermeidbarer Abwärme fördert.  Unter den aktuellen Rahmenbedingungen des GEG könnte ein steigender Bedarf an Biomethan im Gebäudesektor entstehen, wenn zukünftig weiterhin neue Gasheizungen installiert werden und die Wasserstoffproduktion nicht im geplanten Tempo gemäß der Nationalen Wasserstoffstrategie zunimmt. Eine neue Analyse der dena hat den möglichen Biomethanbedarf zur Erfüllung des GEG bis 2040 berechnet. Toni Reinholz, Teamleiter Erneuerbare Energien, und Christin Schmidt, Expertin Erneuerbare Energien, erklären die wichtigsten Ergebnisse.

Handlungsbedarf in der deutschen Wärmeversorgung

Wärme macht mehr als 50 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs aus. Sie wird vielfältig als Raumwärme/Klimatisierung, Warmwasser und Prozesswärme oder Kälteerzeugung eingesetzt. Etwas weniger als ein Viertel des Endenergieverbrauchs wird dabei von privaten Haushalten für die Wärmeerzeugung verbraucht.

Die Wärmeerzeugung beruht dabei zurzeit hauptsächlich auf Erdgas und Mineralöl und verursacht jährlich etwa 90 Mio. Tonnen CO2. Daher ist der Wärmesektor eine der zentralen Baustellen, um die Ziele der Energiewende zu erreichen und mehr erneuerbare Energien einzusetzen.

Was ist Biomethan? Und welche Rolle spielt es in der Wärmeversorgung?

Biomethan ist ein gasförmiger erneuerbarer Energieträger, der aus dem brennbaren Gas Methan besteht und, im Gegensatz zu Erdgas, aus biogenen Rohstoffen hergestellt wird. Es ist der Hauptbestandteil von Biogas, das durch die Vergärung von Biomasse mithilfe von Mikroorganismen unter Abwesenheit von Sauerstoff in Biogasanlagen entsteht. Um Biogas zu Biomethan aufzubereiten, muss das Biogas entschwefelt, getrocknet und das Kohlendioxid abgetrennt werden.

Biomethan kann aufgrund seiner ähnlichen Eigenschaften zum Erdgas im Strom-, Wärme- und Kraftstoffsektor eingesetzt werden. Unter den erneuerbaren Energieträgern hat Biomethan in der Wärmeversorgung derzeit nur eine geringe Bedeutung. 2022 betrug der Anteil an Biomethan an der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien in Deutschland lediglich etwa 2 Prozent (Quelle: AGEE-Stat). Die Produktion von Biomethan lag im Jahr 2023 in Deutschland bei rund 10,4 TWh, welches größtenteils in Blockheizkraftwerken in Fern- und Nahwärme sowie Strom umgewandelt wurde (Quelle: Branchenbarometer Biomethan 2023).

Biomethan im Gebäudeenergiegesetz (GEG): Potenziell steigende Nachfrage

Die neue Publikation „Wie entwickelt sich der Biomethanbedarf auf Basis des Gebäudegesetztes?“ berechnet die potenzielle Entwicklung des Biomethanbedarfs unter den regulatorischen Anforderungen des GEG bis 2040.

Aufgrund der aktuellen Ausgestaltung des GEG könnte sich der Bedarf nach Biomethan bis 2040 wesentlich erhöhen. Das GEG erlaubt weiterhin unter spezifischen Bedingungen die Installation von Gasheizungen in großem Umfang. Diese müssen jedoch schrittweise mit höheren Anteilen erneuerbarer Energieträger wie Biomethan oder Wasserstoff betrieben werden. Insofern jedoch bis 2040 nicht ausreichende Mengen Wasserstoff für die Nutzung in Gebäuden zur Verfügung stehen, könnte laut der dena-Analyse der zusätzliche Bedarf an Biomethan bis 2040 auf 13,4 bis 44,6 TWh ansteigen.

 Diese potenzielle zusätzliche Nachfrage könnte sich aus folgenden Gründen ergeben:

  • Bis 2040 müssen Gasheizungen, die ab Januar 2024 außerhalb einer Wärmeplanung eingebaut wurden, 60 Prozent ihrer Wärme aus Biomethan oder Wasserstoff bereitstellen
  • Gasheizungen, die in Gemeinden mit einer Wärmeplanung eingebaut werden, müssen zu 65 Prozent durch erneuerbare Energien, unvermeidbarer Abwärme oder einer Kombination hieraus versorgt werden und
  • Gaskessel, die als Spitzenlastkessel in Mehrfamilienhäusern im Neubau in Neubaugebieten eingebaut werden, müssen wiederum 65 Prozent erneuerbare Energien einsetzen.

Wo steckt noch Biomethanpotenzial?

Der berechnete Biomethanbedarf könnte durch folgende Maßnahmen gedeckt werden:

  • Mobilisierung von Abfall- und Reststoffen: Das bisher ungenutzte Biomethanpotenzial aus Abfall- und Reststoffen wird je nach Studie auf 40 bis 71 TWh geschätzt.
  • Biomethanimporte aus europäischen Ländern: Der strategische Plan der Europäischen Union REPowerEU strebt bis 2030 einen Ausbau der Biomethanproduktion um rund 370 TWh an. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es vorgesehen die Kapazitäten zur Biogaserzeugung in der Europäischen Union zu erhöhen, sowie die Umwandlung von Biogas in Biomethan zu fördern. Für diese Maßnahmen werden geschätzte Investitionen in Höhe von etwa 37 Milliarden Euro benötigt.

Gemäß der Erneuerbaren Energie Richtlinie (RED III) müssen bis 2030 alle Anlagen größer 2 MW Feuerungswärmeleistung 80 Prozent Treibhausgas-Mindesteinsparungen erreichen, was die Aussicht auf eine zusätzliche Steigerung des Biomethanpotenzials aus Energiepflanzen weniger wahrscheinlich macht.