Vorteil Tempo: Treibhausgas-Emissionen im Gebäudebereich senken

11.10.2022 - Gebäude in Deutschland sind ein Schlüssel auf dem Weg zu Klimaneutralität und Energiesicherheit. Heike Marcinek, Leiterin Analysen und Gebäudekonzepte der dena, stellt entscheidende Hebel zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen im Gebäudebereich mit einem Fokus auf digitale Techniken vor.

Heike Marcinek, Leiterin Arbeitsgebiet Analysen & Gebäudekonzepte / Bild: Götz Schleser

Der Gebäudebereich ist mit ca. 40 Prozent der Bereich, in dem die meisten CO2-Emissionen in Deutschland verursacht werden: Betrachtet man neben dem Energieverbrauch für Warmwasser und Heizwärme auch die verbauten sogenannten grauen Emissionen für den Bau sowie möglichen Rückbau (Quelle: dena Gebäudereport 2022).

Damit kommt der Senkung der Emissionen in diesem Bereich für den Klimaschutz eine besondere Rolle zu. Die derzeit knapp 120 Mio. Tonnen an jährlichen CO2-Äquivalenten sollen deshalb entsprechend der Klimaschutzgesetz-Novelle von 2021 bis 2030 auf 67 Mio. Tonnen reduziert werden.

Drei Hebel im Gebäudesektor für weniger Treibhausgase

Drei Hebel sind entscheidend für die Senkung der Treibhausgas-Emissionen im Gebäudebereich:

  1. Die Erhöhung der #Energieeffizienz im Gebäudebetrieb durch die Dämmung der Fassaden, den Einbau von Fenstern mit geringem Wärmeverlust, den Austausch der Anlagentechnik gegen effizientere Geräte sowie die Optimierung der Steuerung der Gebäudetechnik.
  2. Die Einbindung erneuerbarer Energien für die Wärmeversorgung (Heizung und Warmwasser) zum Beispiel durch den Einbau von Wärmepumpen, den Ausbau von Wärmenetzen zur Einbindung von erneuerbaren Energien aus Nah- und Fernwärme oder den Einbau von Photovoltaik und Solarthermie.
  3. Die Verwendung kreislauffähiger Materialien und Konstruktionen sowie die Wiederverwendung bereits vorhandener Materialien für den Neubau sowie in der Sanierung, die Nutzung vorhandener Gebäude anstelle von Neubau.

Digitale Techniken im Gebäudesektor

Durch den konsequenten Einsatz von digitalen Techniken kann im Gebäudebereich die Geschwindigkeit bei der Erschließung der Einsparpotenziale in allen drei Handlungsfeldern erhöht werden.

  1. Energieeffizienz: Insbesondere bei der Gebäudeautomation liegen noch hohe Potenziale im Gebäudebereich brach, die zu einer schnellen und auch häufig wirtschaftlich gut abbildbaren Senkung der CO2-Emissionen führen können. Laut Studie des Borderstep Institut, herausgegeben von Bitcom e.V., sind Einsparungen von bis zu 14,7 Millionen t CO2-Emissionen kurz- und mittelfristig durch den systematischen Einsatz von Gebäudeautomation möglich, die die Effizienz der Anlagen drastisch erhöhen. Dies entspricht fast 30 Prozent des im Klimaschutzgesetz festgelegten Reduktionsziels für den Gebäudebereich.
  2. Einbindung erneuerbarer Energien: Gebäude können durch die Möglichkeiten der Digitalisierung von reinen Energieverbrauchern zu aktiven Bausteinen im Energiesystem mit einem Nutzen für das Gesamtsystem werden. Erneuerbare wie Strom aus PV oder Windkraft können bei einer intelligenten Steuerung effektiv gespeichert sowie nachfrageorientiert wieder angeboten werden.   
  3. Digitalisierung und damit Datenerhebung und -nutzung sind darüber hinaus eine wichtige Grundlage für die Planung und den Bau kreislauffähiger Gebäude, die zu einer Minderung des Ressourceneinsatzes sowie wiederum der CO2-Emissionen führen. Eine gute Dokumentation der verbauten Materialien ist Grundlage für deren Wiederverwendung und kann nur digital erfolgen. 

Hemmnisse für die konkrete Anwendung digitaler Ansätze bestehen vor allem in dem noch häufig fehlenden Wissen bei der Planung und Anwendung. Verlässliche und neutrale sowie ebenso fachlich fundierte Unterstützung bei den Fragen der Anwendenden sind nicht selbstverständlich vorhanden bzw. schwer auffindbar.

Kompetenzzentrum für Energieeffizienz durch Digitalisierung in Industrie und Gebäuden (KEDi)

Die dena baut deshalb im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ein Kompetenzzentrum für Energieeffizienz durch Digitalisierung in Industrie und Gebäuden (KEDi) in Halle an der Saale auf. Durch die Tätigkeiten des KEDi sollen Akteurinnen und Akteure im Industrie- und Gebäudebereich zur Nutzung digitaler Technologien mit dem Ziel der Steigerung der Energieeffizienz motiviert und unterstützt werden.

Vorteil Tempo: Wie ist der Status quo des Gebäudesektors in Deutschland? Welche kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen sind jetzt notwendig?
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