Vorteil Tempo: Strategische Wärmeplanung wird für Deutschlands Kommunen immer wichtiger

01.11.2022 - Robert Brückmann, Leiter des @Kompetenzzentrums Kommunale Wärmewende (KWW) der dena, erklärt, dass jetzt Tempo in den Start der Kommunalen Wärmeplanung kommen muss, damit die Klimaziele bis 2045 erreichbar sind.

Robert Brückmann, Leiter Kommunale Wärmewende / Bild: Götz Schleser

Unsere Zielvorgabe der Klimaneutralität erfordert es, dass in den kommenden 22 Jahren auch die Wärmeversorgung in jeder Kommune in Deutschland klimaneutral wird. Um eine versorgungssichere und zukunftsorientierte Wärmeversorgung ihrer Einwohner durchdacht und mit der nötigen Planungssicherheit anzugehen, brauchen die Kommunen ein strategisches Planungsinstrument: die Kommunale Wärmplanung (KWP). Sie zeigt Wege auf, wie klimaneutral und unabhängig von Importen (fossiler) Energieträger die lokalen und regionalen Wärmeerzeugungspotenziale ausgeschöpft werden können. Damit bekommen Gemeinden, Stadtwerke, Investorinnen & Investoren, Handwerkerinnen & Handwerker, aber auch Hauseigentümerinnen & Hauseigentümer und Mieterinnen & Mieter mehr Planbarkeit und sind in der Lage, sich zukunftssicher und klimagerecht mit Wärme versorgen zu können.

Wärme als großer Hebel für die Energiewende – Wo liegen die Potentiale?

Da Wärme im Gegensatz zu Strom und Gas nicht ohne große Verluste über weite Strecken transportiert werden kann, muss die Wärmewende lokal geplant und umgesetzt werden. Wind, Sonne, Erdwärme sowie Umweltwärme aus Wasser und Luft sind erneuerbar, aber nicht überall gleichermaßen vorhanden oder unendlich nutzbar. Es gilt also zu prüfen, welche erneuerbaren Energiequellen für die Wärmeversorgung vor Ort in Frage kommen und wie zugleich der Energieverbrauch gesenkt werden kann. Denn: Je weniger Energie wir verbrauchen, desto weniger müssen wir in der Planung vorsehen.

Etwa die Hälfte aller Wohngebäude stehen in Gemeinden mit unter 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. In diesen Kommunen fallen  etwa 55 Prozent des Nutzwärmebedarfs für Haushalte sowie für Gewerbe, Handel und Dienstleistung an.   Die Wärmewende ist also bundesweit nötig – von der kleinsten Hallig mit 11 Personen bis zur größten Metropole  mit über 3,5 Millionen Menschen.

 

Kommunen brauchen JETZT Unterstützung

Für die Vorbereitung und Umsetzung der Kommunalen Wärmepläne ist der Aufbau dauerhafter regionaler Strukturen und die Unterstützung von „Kümmerern“ vor Ort, die den KWP-Prozess koordinieren, sehr wichtig. Auch bei der Schaffung neuer Wertschöpfungsketten profitiert man gemeinsam: Bei einer interkommunalen Kooperation liegt insbesondere für kleinere Kommunen ein hohes Potential an Synergieeffekten zum Beispiel bei der Bündelung von Kompetenzen und Fachkräften oder gemeinsamen Infra-, Verwaltungs- oder Organisationsstrukturen.

Das KWW – den #VorteilTempo nutzen

Das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) der Deutschen Energie-Agentur (dena) unterstützt seit seiner Eröffnung im April 2022 in Halle (Saale) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Kommunale Wärmeplanung. Mittels qualitätsgesicherter Wissensbasis bereitet das Kompetenzzentrum verlässliche Informationen zur Kommunalen Wärmeplanung auf und stellt Knowhow aus der Praxis und Beratungsmaterialen für die Akteure der Kommunalen Wärmewende in Deutschland zur Verfügung. Der Austausch mit Stakeholdern und Vorreitern der KWP ist dabei ein wichtiger Baustein. Kommunale Wärmeplanung ist das zentrale Instrument für eine zügige Umsetzung der Energiewende im Wärmebereich. Der Prozess der KWP ist komplex und muss jetzt in den Kommunen angegangen werden, damit die Klimaziele bis 2045 erreicht werden können. Jetzt gilt es die Grundsteine zu legen: Institutionell und strategisch. Für ein klimaneutrales und resilientes lokales Wärmesystem.

 [1] Statistische Ämter des Bundes und der Länder;  Zensus 2011 - Gebäude und Wohnungen (2011): https://www.zensus2011.de/DE/Home/Aktuelles/DemografischeGrunddaten.html

[2]  Markus, Blesl; Matthias Koziol; Christin, Ludwig; Harald, Rapp; Bernd, Tenberg; Sarah, Vautz; Stefan, Wolf; 40/40 Strategie - Unser Konzept für die Wärmewende (2018): https://www.agfw.de/strategien-der-waermewende/perspektive-der-fw-7070-4040