Vorteil Tempo: BEG-Novelle: Neue Förderung beschleunigt Markteinführung serieller Sanierungslösungen

08.12.2022 - Deutschland steckt im Sanierungsstau. Ab Januar 2023 gibt es für serielle Sanierungslösungen nun einen 15-prozentigen Bonus. Christian Stolte, Bereichsleiter Klimaneutrale Gebäude bei der dena, erklärt, wie die neue Förderung die Markteinführung und somit die Wärmewende beschleunigt.

Christian Stolte, Bereichsleiter Klimaneutrale Gebäude / Bild: Götz Schleser

Mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) regelt der Bund seit 2021 die energetische Sanierung und den energieeffizienten Neubau von Gebäuden sowie den Einsatz von erneuerbaren Energien zur Wärmeerzeugung. Nun wurde das Förderprogramm umfassend reformiert. Neu ist unter anderem ein Bonus von 15 Prozent für serielles Sanieren, der ab dem 1. Januar 2023 in Kraft tritt. Dieser ist wiederum mit dem Bonus für die energetisch schlechtesten Gebäude (Worst-Performing-Building-Bonus, WPB-Bonus) auf bis zu 20 Prozent kumulierbar. Dazu Christian Stolte, Bereichsleiter Klimaneutrale Gebäude bei der Deutschen Energie-Agentur (dena):

„Ein Großteil der Mehrfamilienhäuser, die in den 50er bis 70er Jahren gebaut wurden, stecken im Sanierungsstau. Sie verbrauchen bis zu fünfmal mehr Energie, als technisch notwendig. Einen Ausweg bieten serielle Sanierungslösungen nach dem Energiesprong-Prinzip. Mit ihnen können rund 500.000 dieser Mehrfamilienhäuser mit circa drei Millionen Wohnungen schneller und günstiger klimaneutral werden. Grundlage ist ein neu gedachter, digitalisierter Planungs- und Bauprozess sowie Vorfertigungen nach dem Baukastenprinzip – und das abseits der Baustelle. Mit der neuen Förderung setzt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen wichtigen Hebel, um die Markteinführung zu beschleunigen und von Pilotprojekten auf Quartiere zu übertragen. Parallel dazu brauchen wir auch einen Digitalisierungsschub und Bürokratieabbau bei Genehmigungs- und Zulassungsverfahren.

Unser Marktentwicklungsteam bietet hierzu Unterstützung an: Es berät Wohnungsunternehmen und Energieberatende bei der Auswahl und Bündelung geeigneter Gebäude und Quartiere, die mit dem neuen Förderbonus seriell saniert werden sollen. Dazu stellt das Team Tools und Arbeitshilfen zur Verfügung und vernetzt Interessenten und Bauunternehmen. So schaffen wir gemeinsam die Grundlage, um alle seriellen Vorteile voll auszuspielen und zügig Energiesicherheit für Mehrfamilienhäuser zu schaffen.

Serielle Sanierungslösungen haben derzeit noch hohe Anfangskosten. Mit dem neuen Bonus sind sie bei deutlich schnellerer Umsetzung kostentechnisch vergleichbar mit konventionell durchgeführten Sanierungen. Damit ist die serielle Sanierung auf einen NetZero-Standard für viele Wohnungsunternehmen bereits jetzt an der Schwelle zur Wirtschaftlichkeit. Die dadurch steigende Nachfrage ist wiederum Grundlage für die Kostensenkung: Mit höheren Stückzahlen für vorgefertigte Fassaden-, PV-Dachelemente sowie Energiemodule mit Wärmepumpen treten Skaleneffekte ein. Gleichzeitig ist der Nachfrageschub ein enorm wichtiges Signal an die Baubranche, um Prozesse, Lösungen und Geschäftsmodelle konstant weiterzuentwickeln und so zusätzliche Kosteneinsparungen über Innovationen zu ermöglichen. Umfassende Sanierungen werden einfacher, Planungs- und Umsetzungszeiten kürzer und Baubeteiligte können mehr Sanierungen in der gleichen Zeit umsetzen.

Insgesamt beschleunigt der neue Bonus damit die Wärmewende und bietet langfristige Energiesicherheit – für Mehrfamilienhäuser der 50er bis 70er Jahre und dann schrittweise auch für andere Gebäudetypen wie Einfamilienhäuser oder öffentliche Gebäude.“

Über das Energiesprong-Projekt der dena

Die dena hat die serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip vor fünf Jahren aus den Niederlanden nach Deutschland gebracht. Im Auftrag und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) setzt sie sich seitdem aktiv für die Marktentwicklung ein. Dazu begleitet und vernetzt die dena innovative Kräfte aus Immobilienwirtschaft, Bauwirtschaft, Planende und Hersteller, die Pilotprojekte und erste Serien umsetzen, stärkt den Wissenstransfer für eine zügige Skalierung und sorgt an der Schnittstelle zur Politik für optimale Rahmenbedingungen. Als erster Regionalpartner unterstützt zudem das Ökozentrum NRW Wohnungs- und Bauunternehmen bei der Umsetzung serieller Sanierungen. Weitere Informationen unter www.energiesprong.de.