Vorteil Tempo: Die Deutsch-Französische Energieplattform beschleunigt die Energiewende

01.02.2023 - In Deutschland heißt es Energiewende, in Frankreich „transition énergétique“: Beide Länder gestalten ihre Energiesysteme neu. Die Beschleunigung beim Ausbau erneuerbarer Energien und bei der Energieeffizienz ist dabei zentral. Mit unterschiedlichen Ansätzen verfolgen die einwohnerstärksten Länder Europas ein gemeinsames Ziel.

Franca Pompeÿ, Teamleiterin Internationale Kooperationen / Bild: Die Hoffotografen GmbH

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) und die Agence de la transition écologique (ADEME) haben deshalb im Jahr 2014 eine gemeinsame Energieplattform ins Leben gerufen. Anlässlich des 60. Jahrestags des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrages erläutert Franca Pompeÿ, Teamleiterin für internationale Kooperationen bei der dena, welche Vorteile das Projekt für die Entwicklung einer nachhaltigen europäischen Energieversorgung hat.

Gemeinsam für Energiesicherheit und Klimaneutralität

Die aktuelle Energiekrise verdeutlicht, wie wichtig die Energiewende auch im Hinblick auf sicherheitspolitische Aspekte ist. Deutschland und Frankreich verfolgen nicht nur das gemeinsame Ziel der Klimaneutralität. Sondern sie stehen beide auch vor den Herausforderungen, die europäische Energiesouveränität zu gewährleisten und die steigenden Energiekosten zu bewältigen.

Ein Grund zur Freude: 60-jähriges Jubiläum

Eine einfache Lösung gibt es nicht – wohl aber wichtige Grundsätze der Zusammenarbeit. Sie sind im "Élysée-Vertrag" verankert. Diesen unterzeichneten Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer vor 60 Jahren. Die Aktualisierung des Textes im Jahr 2019 in Form vom "Vertrag von Aachen" stellt die Umsetzung von grenzüberschreitenden Vorhaben in den Fokus.

Zwei Länder, zwei Wege, ein Ziel: Die Energiewende

Die Deutsch-Französische Plattform bündelt die Expertise und Netzwerke beider Energieagenturen. Die dena und die ADEME arbeiten in bilateralen Projekten in Kooperation mit Politik, Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen. Im Fokus steht dabei dezidiert die Kooperation zu gemeinsamen Herausforderungen der Energiewende. Diese liegen in den Bereichen Energieeffizienz in der Industrie und in Gebäuden, Modernisierung der Netze, erneuerbare Energien und Wasserstoff, Wärme und Innovationen. Konkrete Projekte erarbeiten Lösungen zu den aktuellen energiepolitischen Herausforderungen – und dienen so europaweit als Vorbild gegenüber nationalen Ansätzen.

Die Deutsch-Französische Energieplattform ermutigt und begleitet Akteurinnen und Akteure auf beiden Seiten der Grenze. Wie macht sie das genau? Sie geht mit gutem Beispiel voran und demonstriert in der Praxis, welche Vorteile sich aus grenzüberschreitenden Kooperationsprojekten ergeben können. Dabei hat sie das Ziel immer fest im Blick: eine beschleunigte Energiewende.

Grenzenlose Wärme: Wärmebündnis Kehl-Straßburg

Ein Erfolgsprojekt ist das sogenannte Wärmebündnis Kehl-Straßburg. Die Stadt Kehl und die Eurométropole Strasbourg planen aktuell eine gemeinsame Wärmeverbindung. Sie soll bislang ungenutzte Abwärme aus einem Stahlwerk im Hafen von Kehl in das Straßburger Wärmenetz einspeisen. Dadurch sollen ab ca. 2027 jährlich etwa 20.000 t CO2 eingespart und 7.000 Haushalte mit nachhaltiger Wärme versorgt werden.
Es ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung in der deutsch-französischen Grenzregion. Einzigartig ist das Projekt durch seinen länderübergreifenden Charakter: Das Wärmenetz erlaubt es, Fernwärme von Deutschland nach Frankreich – und umgekehrt – zu transportieren. Das zeigt, wie Regionen auf beiden Seiten des Rheins wirtschaftlich und ökologisch von einer gemeinsamen Energieinfrastruktur profitieren.

Synergien nutzen: Ein deutsch-französisches Wasserstoff-Ökosystem etablieren

Die Deutsch-Französische Energieplattform bringt außerdem Stakeholder aus beiden Ländern auf regionaler und nationaler Ebene zusammen, um mit ihnen ein grenzübergreifendes Wasserstoff-Ökosystem aufzubauen. So steht in der Oberrhein-Region eine gemeinsame Wasserstoff-Bedarfs- und Versorgungsplanung an. Damit soll eine verlässliche Planung für Unternehmen ermöglicht und Synergien bei der bestehenden Infrastruktur genutzt werden. Mit dem Infrastrukturprojekt „mosaHYc“ wollen die Verteilernetzbetreiber Creos (Deutschland) und GRTgaz (Frankreich) in Kooperation mit dem Energiekonzern Encevo (Luxemburg) eine erste und beispielhafte Infrastruktur für den grenzüberschreitenden Transport von Wasserstoff bereitstellen.

Grenzübergreifendes Lernen: Digitalisierung der Energiewende und Start-ups fördern

Innovative und unternehmerische Zusammenarbeit zu stärken, steht ebenso auf der Agenda der Deutsch-Französischen Energieplattform. Seit 2020 kommen das „Start Up Energy Transition“ Team der dena und der „Club ADEME international“ zusammen. Die beiden Initiativen fördern französische und deutsche Start-ups und stimulieren ein Ökosystem für innovative und unternehmerische Zusammenarbeit.
Ein weiteres Arbeitsgebiet der Deutsch-Französischen Energieplattform ist die Förderung der Digitalisierung. Gemeinsam mit „Hub France IA“ organisierte die Plattform bereits praxisbezogene Workshops rund um KI-Anwendungen für die Energiewende.

Vorteil Tempo: Die europäische Energiewende entwickelt sich gemeinsam schneller

Kooperationen wie die Deutsch-Französische Plattform ermöglichen schnellere zielgerichtete Handlungen auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität und Energiesicherheit. Es gilt dringender denn je: Vorteil Tempo jetzt nutzen.

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