Vorteil Tempo: Beschleunigte Transformation der Industrie

05.09.2022 - Steffen Joest, Bereichsleiter Industrie, Mobilität & Energieeffizienz bei der dena, erläutert, wie der beschleunigte Umbau auf klimaneutrale Produktionsprozesse konkret aussehen kann.

Steffen Joest, Bereichsleiter Industrie, Mobilität & Energieeffizienz / Foto: Götz Schleser

Klimawandel, massive Energiepreissteigerungen, Versorgungskrise – das Ende des Zeitalters der fossilen Energien rückt näher. Entscheidend ist jetzt, die aktuellen Entwicklungen als Impulse für die Beschleunigung der industriellen Transformation zu nutzen.

Die Zeit für entschlossene Investitionen in den Umbau der industriellen Produktion ist mehr als reif. Doch wie kann dieser Umbau konkret aussehen? Klimaneutrale Produktionsprozesse basieren idealerweise zunächst auf einer Optimierung der eigentlichen Produkte hinsichtlich ihrer Energie- und Ressourcenbilanz. Es folgen Analyse und Optimierung von Einkauf, Produktion, Logistik und Recycling.

Energiebedarf senken und erneuerbar decken

Der Energie- und Ressourceneinsatz im Gesamtprozess muss möglichst weit reduziert und der verbleibende Bedarf dann möglichst klimaneutral gedeckt werden. In Frage kommen dafür insbesondere erneuerbarer Strom sowie nicht vermeidbare Abwärme. Hinsichtlich der Prozessemissionen, wie beispielsweise in der Stahl- oder Chemieindustrie, müssen technische Alternativen zu fossilen Energieträgern bzw. Rohstoffen erprobt und skaliert werden. Zukünftig können hier nachwachsende Rohstoffe und erneuerbarer Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen.

Flexibilisierung und Kreisläufe

Die optimale Integration und effiziente Nutzung erneuerbarer Energien muss durch die Flexibilisierung des Energiebedarfs unterstützt werden. Sonst sind Bedarf an Speicherkapazität, Umwandlungsverluste und Kosten zu hoch. Die Erhöhung der Recyclinganteile und die Forcierung der Kreislaufwirtschaft leisten weitere Beiträge zur Senkung von Energie- und Ressourcenverbrauch der Industrie.

Den Umbau unterstützen

Um die Industrie bei den Herausforderungen dieses Umbaus zu unterstützen, müssen die heutigen Rahmenbedingungen grundlegend verbessert werden. So müssen beispielsweise die Verwaltungs- und Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden, um Investitionen der Industrie in den Transformationsprozess zu befördern.

Markt für klimaneutrale Produkte

Ebenso wichtig ist, dass sich schnell ein Markt für klimaneutrale Produkte entwickelt, der durch staatliche Nachfrage zusätzlich stimuliert wird. Für einen funktionierenden Markt sind Transparenz, Qualitätssicherung und ein fairer Wettbewerb von hoher Bedeutung. Damit sich Investitionen in die Transformation lohnen, braucht es ein entsprechendes Level Playing Field. Klimafreundliche Produktion darf nicht schlechter gestellt sein, als herkömmliche Produktion.

Vorteil Tempo

Die zügige Transformation der Industrie im Kontext Energiewende und Nachhaltigkeit ist eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Gefragt ist ein positiver, vorwärtsgewandter Blick auch auf die wirtschaftlichen Chancen. Schon heute gilt: Wer früher gestartet und schneller ist auf dem Weg zu einer klimaneutralen Produktion nachhaltiger Erzeugnisse, hat Vorteile im Wettbewerb, hat den Vorteil Tempo.