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Biomethan: Herausforderungen bei Erzeugung und Handel

24.10.2023 - Biomethan hat das Potenzial, einen nachhaltigen Beitrag zum Ersatz fossiler Energien im Wärme- und Strombereich sowie im Verkehr zu leisten und damit nicht länger als Nischenthema angesehen zu werden. Toni Reinholz, Teamleiter Erneuerbare Energien bei der dena, beschreibt Stellschrauben für den Markthochlauf.

Toni Reinholz, Teamleiter Erneuerbare Energien / Bild: Hoffotografen

Biomethan aus anaerober Vergärung von Biomasse ist die günstigste und am besten skalierbare Form von erneuerbarem Gas, die aktuell verfügbar ist. Es ist mit Erdgas chemisch identisch, wodurch bestehende Gasinfrastruktur und Endverbrauchstechnologien direkt genutzt werden können. Aktuell bieten sich für Biomethan viele Chancen in der Anwendung und Vermarktung. Gleichzeitig steht die Branche aber auch vor zahlreichen Herausforderungen bei Erzeugung und Handel.

Ordnungsrechtlicher Rahmen der Biomethan-Nutzung

Aufgrund seiner Speicherbarkeit kann Biomethan andere fluktuierende erneuerbare Energieerzeugung flexibel ausgleichen. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)2009 und dem EEG 2012, welche eine gesonderte Förderung für Biomethan vorsahen, nahm der Anlagenzubau deutlich an Fahrt auf. Dieser wurde mit Streichung der Förderung im EEG 2014 allerdings abrupt gestoppt. Dank der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie II Ende 2018 und den darauf aufbauenden letzten nationalen gesetzlichen Anpassungen im EEG, dem Gebäudeenergiegesetz und dem Wandel im Kraftstoffbereich ist die Nachfrage nach Biomethan seit 2020 signifikant gestiegen und auch die Neuanlagenprojekte nehmen wieder zu.  

So wurde für den Gesamtabsatz von Biomethan in Deutschland im Jahr 2022 erstmals die 11-TWh-Marke überschritten. Dies liegt leicht über der jährlichen inländischen Produktion, wodurch mittlerweile auch der Import von Biomethan immer interessanter für den Markt wird.  Die dena unterstützt interessierte Akteure über die Stakeholder-Plattform biogaspartner mit einer Fülle an Informationen zu regulatorischen Anforderungen sowie Marktentwicklungen von Biomethan. Sie gibt damit Hilfestellung beim Markteintritt oder dem Aufbau neuer Geschäftsfelder.

Herausforderungen beim Markthochlauf

Der weitere Markthochlauf bleibt allerdings mit größeren Herausforderungen verbunden, wenn ein stärkerer Zuwachs als bisher erreicht werden soll. Denn der Bau von Anlagen zur Erzeugung von Biomethan kämpft sowohl mit einer Vielzahl von genehmigungsrechtlichen Hürden, als auch mit einer zeitnahen Besorgung von technischen Komponenten. Dies führt aktuell zu einer Bauzeit von 24 bis 30 Monaten. Vorangestellt ist noch die Überprüfung des Netzanschlussbegehrens, welche sich ebenfalls einige Monate hinziehen kann.

Zusätzlich wurden auch die Auflagen für den Betrieb der Biomethananlagen in den vergangenen Jahren immer wieder erhöht. Zu nennen sind hierbei insbesondere die Anforderungen der Biostromnachhaltigkeitsverordnung, welche seit letztem Jahr einzuhalten sind. Waren die Zertifizierungsvorgaben nicht ohnehin schon recht komplex, wurde insbesondere die Bilanzierung der Stoffströme mit den bisherigen Vorgaben des EEG noch weiter erschwert. Gleichzeitig macht sich dabei auch der Fachkräftemangel bei den Zertifizierungsstellen bemerkbar, wodurch sich der Gesetzgeber bereits mehrfach gezwungen sah, die Umsetzungsfrist zur Zertifizierung zu verschieben.

Wirtschaftliche Lösungen unter aktuellen Bedingungen schwierig

Mit Blick auf das Potenzial zur Erzeugung von Biomethan muss nun erst einmal die Biomassestrategie der Bundesregierung abgewartet werden. Es ist davon auszugehen, dass darin Maßnahmen adressiert werden, welche eine große Bedeutung für den zukünftigen Substrateinsatz in Biogasanlagen haben werden.

Auch auf der Abnehmerseite bestehen Anforderungen an Biomethan: Es soll zukünftig zur hochflexiblen Stromerzeugung im Süden Deutschlands eingesetzt werden. Eine solche Anlage darf nur maximal 876 Stunden im Jahr betrieben werden. Der erlaubte Anteil von Mais und Getreidekorn in der verwendeten Biomasse sinkt bis 2026 auf 30 Masseprozent und die Anforderungen an die Treibhausgaseinsparungen steigen, wodurch andere Substrate notwendig werden als bisher. Bei diesen Zielvorgaben ist das Angebot an Biomethan aktuell knapp, die Preise sind ohnehin in den letzten beiden Jahren stark gestiegen. Unter diesen Bedingungen gestaltet es sich schwierig, eine wirtschaftliche Lösung für die Erzeugung von Strom aus Biomethan zu entwickeln. Das zeigte die letzte EEG-Ausschreibung deutlich, bei der es keine Beteiligungen gab. Das dafür zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ist daran interessiert, die ausgeschriebenen Volumina zu bedienen und hat daher auch die dena um Einschätzung zum Sachstand und mögliche Lösungsansätze gebeten.

Im Verkehrsbereich kommt Biomethan vor allem als fortschrittlicher Biokraftstoff ausschließlich aus Abfall und Reststoffen zum Einsatz und soll insbesondere helfen den Schwerlastverkehr zu dekarbonisieren. Dieser Sektor bot in den vergangenen Jahren die besten Erlöse. Ob das auch so in Zukunft bleiben wird, hängt von vielen Faktoren ab.

Im Wärmebereich wird es in der Zukunft vor allem darauf ankommen, welche Rolle Erdgas einnehmen wird. Klar ist aber, dass der Beimischanteil von Biomethan zum Ende dieses Jahrzehnts signifikant steigen sollte. Sowohl das Gebäudeenergiegesetz als auch das Wärmeplanungsgesetz bieten für Biomethan neue Chancen in der Wärmenutzung.

Ausblick

Unter den aktuellen Rahmenbedingungen könnte sich der Biomethanabsatz bis 2030 gegenüber heute mehr als verdoppeln. Allerdings sind bis dahin noch viele Steine aus dem Weg zu räumen, damit Angebot und Nachfrage besser ins Gleichgewicht gebracht werden können und es zu einer konsequenten Nutzung von Biomethan kommt. Wichtig ist in jedem Fall, Biomethan stärker als Teil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu betrachten, um einen signifikanten Beitrag zur Treibhausgasminderung zu leisten.