Gemeinsame Planung lokaler Energienetze für Klimaneutralität dringend erforderlich – dena-Praxisdialog zeigt, wie es geht

Eine verbindliche, lokale Energieleitplanung, regionale Energieszenarien, kommunale Energie-Koordinationsstellen und ein weiterentwickelter Regulierungsrahmen machen eine schnelle und effiziente Transformation der Netze möglich.

Berlin, 21.03.2023. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat heute ein Impulspapier veröffentlicht, das zeigt wie die Planung der lokalen, leitungsgebundenen Energieinfrastrukturen der Transformation zur Klimaneutralität gerecht werden kann. Das Papier ist im Rahmen des dena-Praxisdialog integrierte Energieinfrastrukturen entstanden, den die dena gemeinsam mit der EWE NETZ, der Rheinischen NETZGesellschaft, den Stadtwerken München und Stromnetz Hamburg geführt hat. „Der Praxisdialog integrierte Energieinfrastrukturen verdeutlicht, wie wichtig eine vorausschauende und abgestimmte Planung der Netze für Strom, Gas- bzw. Wasserstoff und für Wärme auf lokaler Ebene ist, um Klimaneutralität zu erreichen. Eine lokale Energieleitplanung und regionale Energieszenarien sind dabei von hoher Bedeutung“, sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. „Eine enge Verzahnung der Planung der verschiedenen Netze und die Abstimmung mit der kommunalen Wärmeplanung auf der einen und der Systementwicklungsstrategie auf der anderen Seite ist entscheidend für die Transformationen lokaler Infrastrukturen. Jetzt gilt es, die Strukturen für die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren zu schaffen.“

Die Transformation hin zur Klimaneutralität sorgt für erhebliche Aus- und Umbaubedarfe bei den Energieinfrastrukturen. Insbesondere auf lokaler Ebene sind durch eine weitreichende Elektrifizierung der Wärmeversorgung und des Verkehrs sowie die Umstellung auf klimaneutrale Energieträger erhebliche Anpassungen der verschiedenen Energienetze nötig. So müssen die Stromnetze stark ausgebaut werden, um neue Verbraucher und Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu integrieren. Die Gasnetze können teilweise auf die Nutzung mit Wasserstoff umgestellt werden, werden aber insbesondere auf Verteilnetzebene eine erhebliche Transformation durchlaufen. Die Wärmenetze müssen insbesondere in Ballungsgebieten stark ausgebaut und dekarbonisiert werden.

Die nötigen Anpassungen der Netze stellen Netzbetreiber und Kommunen vor erhebliche Herausforderungen. Denn Investitionen in Energieverteilnetze sind langfristige Investitionsgüter der Unternehmen und bedürfen daher einer koordinierten Planung und Umsetzung auf regionaler und kommunaler Ebene. Außerdem ist die Akteurslandschaft auf der Strom- und der Gasverteilnetzebene sowie im Bereich der Wärmenetze sehr heterogen; unterschiedliche Akteurskonstellationen und nicht deckungsgleiche Netzgebiete erschweren einen zielgerichteten Austausch zusätzlich. Der Praxisdialog hat gezeigt, dass es für eine erfolgreiche Transformation klare, auf die lokale Ebene heruntergebrochene Zielbilder für die zukünftige Energieversorgung ebenso braucht, wie einen geregelten Austauschprozess zwischen den verschiedenen Netzbetreibern und den Kommunen. So wird eine abgestimmte, integrierte Planung der lokalen Infrastrukturen möglich.

Im Rahmen des Praxisdialogs wurden deshalb fünf Vorschläge erarbeitet, die die Planung und Umsetzung der nötigen Infrastrukturanpassungen ermöglichen sollen:

  1. Regionale Energieszenarien können eine Brücke zwischen übergeordneten nationalen Strategien und Planungsinstrumenten wie der Systementwicklungsstrategie und lokalen Instrumenten wie der kommunalen Wärmeplanung schlagen.
  2. Eine lokale Energieleitplanung sollte das wichtige Instrument der kommunalen Wärmeplanung ergänzen und sie um eine sektorübergreifende lokale Strategie für den Umbau der leitungsgebundenen Infrastrukturen erweitern. Auf einer solchen lokalen Energieleitplanung könnten verbindliche Transformationspläne für die lokalen Infrastrukturen aufsetzen.
  3. Die Einrichtung einer Energie-Koordinationsstelle in der kommunalen Verwaltung könnte die auf verschiedene Fachbehörden verteilten Zuständigkeiten zusammenführen und so eine effiziente und integrierte Planung und Umsetzung gemeinsam mit den Netzbetreibern ermöglichen.
  4. Eine flexible Stromnachfrage kann dazu beitragen, den Stromnetzausbau zu optimieren und den Netzbetrieb effizienter zu gestalten. Dazu gilt es sowohl die Digitalisierung der Verteilnetze voranzutreiben als auch den regulatorischen Rahmen zu schaffen, um Flexibilitätspotenziale aktivieren zu können.
  5. Der aktuelle Regulierungsrahmen für Netzbetreiber muss weiterentwickelt werden, um eine nachhaltige Planung der Netze zu ermöglichen. Erstens sollte eine vorausschauende Planung besser angereizt werden. Zweitens gilt es sehr zeitnah angemessene und sozialverträgliche Lösungen für die Transformation sowie eine mögliche Stilllegung von Teilbereichen des Gasverteilnetzes und deren Finanzierung zu finden.

 

Über den dena-Praxisdialog integrierte Energieinfrastrukturen

Der dena-Praxisdialog integrierte Energieinfrastrukturen hat seit Mitte 2022 untersucht, wie die Planung der lokalen Energieinfrastrukturen fit für die aktuellen Herausforderungen werden kann. Ziel war die Identifikation der wesentlichen planerischen, organisatorischen und regulatorischen Herausforderungen für die Transformation der lokalen Netze für Strom, Gas bzw. Wasserstoff sowie für Wärme und die Entwicklung von Handlungsempfehlungen, um eine rechtzeitige und effiziente Transformation zu ermöglichen. Das Projekt wurde gemeinsam mit EWE Netz, der Rheinischen Netzgesellschaft, den Stadtwerken München und Stromnetz Hamburg durchgeführt und durch die Partner finanziert.