Baltic Energy and Cyber Security Forum
Wiederholte Sabotageakte auf Gas-, Strom- und Datenleitungen in der Ostsee sowie eine wachsende Zahl von Cyberattacken auf Energieversorger haben das Thema Schutz kritischer Infrastruktur zu einer der drängendsten Fragen der Energiesicherheit gemacht. Mehr als 80 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus Polen, den baltischen Ländern, Deutschland und anderen europäischen Staaten haben sich am Dienstag auf dem Baltic Energy and Cyber Security Forum in der polnischen Botschaft in Berlin dazu intensiv ausgetauscht und diskutiert, wie sie die Zusammenarbeit im Ostseeraum weiter verbessern können. Dieses Forum ist ein neu konzipiertes Austauschformat, das die dena im Rahmen der Deutsch-Polnischen Energieplattform (gefördert vom Auswärtigen Amt) gemeinsam mit der polnischen Botschaft und der polnischen Akademie der Wissenschaften erstmalig veranstaltet hat.
Der polnische Botschafter Jan Tombiński eröffnete die Veranstaltung mit den Worten „Wir haben gesehen, dass die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern als Waffe eingesetzt wird. Nationale Energiepolitik hat daher Auswirkungen auf die Resilienz der gesamten Region. Die Zusammenarbeit zwischen den Anrainerländern der Ostsee ist deswegen essenziell.”
dena-Geschäftsführerin Kristina Haverkamp betonte in ihrer Eröffnungsrede angesichts dieser Vorfälle und der geopolitischen Lage die Notwendigkeit zu handeln: „Es ist klar, dass kein einzelnes Land diese Herausforderungen allein bewältigen kann. Wir brauchen eine stärkere regionale, europäische Koordinierung, um einen wirksamen Schutz kritischer Energieinfrastrukturen zu gewährleisten – die dena wird das im Rahmen ihrer Projekte bestmöglich unterstützen“.
In der folgenden Diskussionen gingen Marika Linntam, die estnische Botschafterin in Deutschland, Dr. Jasper Wieck, Abteilung Politik, Bundesministerium der Verteidigung, Zbigniew Muszyński, Direktor des staatlichen Sicherheitszentrum Polens, sowie Nemunas Biknius, Vorstandsvorsitzender des litauischen Netzbetreibers Amber Grid ausführlich auf die neue Sicherheitslage im Ostseeraum ein – wie der starken Zunahme von Cyberangriffen seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sowie die konventionelle und hybride Bedrohungen durch die russische Marine und Schattenflotte. Als effektive Gegenstrategien wurden unter anderem eine verstärkte Präsenz und Überwachung der NATO im Rahmen der Mission Baltic Sentry sowie eine deutlich stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den EU-Staaten, insbesondere den Ostsee-Anrainerstaaten, sowie zwischen nationalen Sicherheitsbehörden und Energie-Unternehmen diskutiert. Beispielsweise können Sensoren von Energie-Infrastruktur genutzt werden, um für mehr Sicherheit in der Ostsee zu sorgen.
Im folgenden Roundtable stand die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zum physischen Schutz von Energieinfrastrukturen in der Ostsee im Fokus. Unter Chatham House Rules diskutierten 40 Vertreter aus der Industrie, der Politik sowie von Think Tanks wie regionale Formen der Zusammenarbeit zu einem effizienteren Ressourceneinsatz sowie einer besseren Koordination zwischen staatlichen und privaten Akteuren beitragen kann.
Marcus Hicken, Beauftragter für Energieaußenpolitik, Klima und Sicherheit im Auswärtigen Amt, verkündete zum Abschluss: „Dieses Format hat gezeigt, wie wichtig der Austausch unter uns Nachbarn ist. Wir sollten das Format fortsetzen und vertiefen, um an der Schnittstelle von Energie und Militär zusammenzuarbeiten. Das Deutsch-Polnische Energiewendeforum im November in Warschau sowie der Nordseegipfel im Januar 2026 stellen hierfür nächste Meilensteine dar.“