Stadt.Energie.Speicher GmbH und denkmalstadt GmbH
Nachhaltige Quartiersversorgung mit innovativen Flusswasser-Wärmepumpen
Mit der Umsetzung eines ungewöhnlichen und innovativen Konzepts wird im Bremer Stadtteil Überseestadt die Energie- und Wärmeversorgung nachhaltig sichergestellt. Die Besonderheit: Fehlende Wärme wird der Weser entnommen und überflüssige Wärme bedarfsgerecht im Netz verteilt.
Projektbeschreibung
Die Projektentwicklungsgesellschaft denkmalstadt GmbH entwickelte das ehemalige Kellogg-Areal in der Bremer Überseestadt zu einem neuen urbanen Stadtquartier – einem der größten städtebaulichen Vorhaben Europas. Mit der Weser vor der Tür konzipierte Stadt.Energie.Speicher ein Energiesystem für das neue Stadtviertel Überseeinsel. Seit April 2025 versorgt ein innovatives Energiekonzept aus Flusswasser-Wärmepumpen, Großwärmespeichern, Lastmanagement und Prognosesystemen 600 Wohnungen und 70.000 m2 Gewerbefläche mit nachhaltiger Wärme und Kälte. Die Stadt.Energie.Speicher GmbH übernimmt im Projekt die Rolle des Wärmelieferanten und ist verantwortlich für die Planung, Finanzierung und Realisierung der Wärmeinfrastruktur.
Die Großwärmepumpen bedienen gleichzeitig das Wärme- und das Kältenetz. Fehlende oder überschüssige Wärme wird der Weser im Winter entnommen oder im Sommer eingeleitet. Bei der Flusswasserentnahme (1,2 Mio. m3 pro Jahr) werden Auflagen wie untere und obere Grenzen der Einleittemperatur berücksichtigt und Sauerstoffmessungen durchgeführt. Überschüssige Wärme wird im 17 Meter hohen Großwärmespeicher gespeichert und bedarfsgerecht verteilt, mit einer möglichen Lastverschiebung von 10 bis 72 Stunden. Das PtH[1]-Modul wird bei Stromüberangebot aus erneuerbaren Quellen zur Speicherbeladung eingesetzt. Ein selbstlernendes Wärmepumpen-Fahrplanprogramm berücksichtigt Prognosen der Strompreise, PV-Eigenerzeugung und Wärme- und Kältebedarf der nächsten 10 - 72 Stunden.
Im Sommer dient ein Vakuum-Flüssigeiserzeuger in Verbindung mit einem 150 m³ großen Eisbreibehälter als Kältespeicher und sorgt dafür, dass die umliegenden Gebäude mit Kälte aus PV-Strom versorgt werden können. Die Einbindung einer Eislaufbahn als Oberflächenkaltwasserspeicher in das Wärme- und Kältekonzept steigert die Akzeptanz und senkt die Betriebskosten dieser Anlage.
[1] Unter Power-to-Heat (kurz PtH), deutsch etwa: „Elektroenergie zu Wärme“) versteht man die Erzeugung von Wärme unter dem Einsatz von elektrischer Energie.
| Angaben zum Unternehmen | |
| Unternehmensname | Stadt.Energie.Speicher GmbH / denkmalstadt GmbH
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| Land/Bundesland | Deutschland / Bremen |
| Branche | Energie |
| Bewertungskriterien zum Projekt | ||
| Energieeffizienz | Senkung des Energieverbrauchs | 7.013 MWh/Jahr[1] davon 6.773 MWh/Jahr (Erdgas) und 240 MWh/Jahr (Strom) |
| Prozentuale Energieeinsparung | 66% (Erdgas) | |
| Klimaschutz | CO2e-Einsparung | 1.455 Tonnen CO2e/Jahr[2] |
| Wirtschaftlichkeit | Investitionen | 19 Mio. Euro[3] |
| Amortisationszeit | >8 Jahre | |
| Förderprogramme | Bundesförderung für effiziente Wärmenetze - BEW): 40 % Energiekonzept, 75 % Industrielle Forschungsanlagen[4] | |
| Übertragbarkeit | Das Energiekonzept ist in alle Richtungen skalierbar (zwischen 1 und 200 MW) und ist für Quartiere und Städte empfehlenswert, die in der Nähe von Fließgewässern liegen. | |
[1] Referenzsystem: konventionelle Versorgung mit Gaskessel
[2]Eigene Berechnung. Netzstrom: 0,363 kg CO2 / kWh (2024) Erdgas: 0,202 kg CO2 /kWh
[3]Wärme-/Kälteerzeugung, Wärme-/Kältenetz, Übergabestationen, Wärme- und Kältespeicher, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Planungsleistungen
[4] wie der Vakuum-Flüssigeiserzeuger und Flusswasser-Wärmeübertrager mit Kratzeisverfahren.