Solarwärme Bracht eG, Viessmann DE GmbH und Universität Kassel
Genossenschaftlich organisierte erneuerbare Nahwärmeversorgung mit saisonaler Speicherung
Mit einem umfassenden Gesamtkonzept wird im hessischen Bracht die Nahwärmeversorgung unter anderem mit dem Einsatz eines Erdbecken-Saisonalspeichers gewährleistet.
Projektbeschreibung
Nach einer Bürgerversammlung gab die Stadt Rauschenberg eine Machbarkeitsstudie für eine Nahwärmeversorgung in Bracht und Bracht-Siedlung in Auftrag. Dabei wurde das Konzept einer solaren Wärmeversorgung mit einem Erdbecken-Saisonalspeicher nach dänischem Vorbild entwickelt. In Kooperation mit der Uni Kassel wurde diese Idee zu einer umsetzbaren Lösung weiterentwickelt. Das Gesamtkonzept umfasst Solarthermie-Flachkollektoren, ein Nahwärmenetz, den Erdbeckenspeicher, zwei Wärmepumpen und einen Biomasse-Spitzenlastkessel.
Für die Errichtung und Betriebsführung der Anlage wurde die Energiegenossenschaft Solarwärme Bracht gegründet. Die Besitzer von 193 der 280 Gebäude in Bracht (256 Bestands- und 24 Neubauten) entschieden sich für den Anschluss an das Wärmenetz. Die Genossenschaft beauftragte Viessmann Deutschland GmbH mit der Errichtung einer Energiezentrale, sowie den Flachkollektoren (auf einer benachbarten Freifläche) und des Wärmenetzes. Die nicht genutzte Wärme der Solarkollektoren wird von April bis September in den Erdbeckenspeicher geleitet. In der Heizperiode von Oktober bis März wird die Wärme von den Kollektoren sowie aus dem saisonalen Speicher in der Heizzentrale auf die erforderliche Temperatur (max. 85 °C) nacherhitzt und in das Wärmenetz eingespeist.
Betriebsergebnisse liegen noch nicht vor, nach den Planzahlen lassen sich rund 80 % des Wärmebedarfs solarthermisch bzw. mit den Wärmepumpen decken, ergänzt durch Biomasse (20 %). Der Strom für die Wärmepumpen wird zu einem kleinen Teil aus installierten PV-Anlagen bezogen und um Ökostrom ergänzt. Ein Ausbau der PV auf 350 – 400 kWp ist in Planung. Das Solarfeld ist in Betrieb genommen. Der Speicher ist zu 95 % fertig gestellt (inkl. Deckel). Die offizielle Inbetriebnahme mit einer Einweihungsfeier war für den 20. September 2025 geplant.
| Angaben zum Unternehmen | |
| Unternehmensname | Solarwärme Bracht eG / Viessmann DE GmbH / Universität Kassel |
| Land/Bundesland | Deutschland / Hessen |
| Branche | Energiegenossenschaft |
| Bewertungskriterien zum Projekt | ||
| Energieeffizienz | Senkung des Energieverbrauchs | 5.134 MWh/Jahr (Primärenergie)[1] |
| Prozentuale Energieeinsparung | ca. 75% (Wärmebedarf fossil) | |
| Stromerzeugung mittels PV-Anlage | 1.000 MWh/Jahr | |
| Erhöhung des Stromverbrauchs | 295 MWh/Jahr (durch Wärmepumpeneinsatz) | |
| Klimaschutz | CO2e-Einsparung | 700-900 Tonnen CO2e/Jahr |
| Wirtschaftlichkeit | Investitionen | 16,65 Mio. Euro |
| Amortisationszeit | >8 Jahre | |
| Förderprogramme | KfW / BAFA-Programm 172/182, Mittel aus dem Europäischen Förderfonds EFRE | |
| Übertragbarkeit | Das Modellprojekt für die Wärmewende im ländlichen Raum ist nicht nur ein Wärmenetz – es ist eine Blaupause für ländliche Regionen, die die notwendigen Investitionen durch Energiegenossenschaften oder andere Player zusammentragen können. | |
[1]Keine Endenergieeinsparung bei der Wärmesenke (Gebäude) gegeben, aber erhebliche Primärenergieeinsparungen durch Nutzung von Solarthermie. Situation Bestand: 68% Heizöl, 24% Biomasse, der Rest teilt sich auf in Luft-WP, Elektroheizung und Flüssiggas.