Zum Hauptinhalt springen

hansgrohe SE

Transformationskonzept zur Energiewende

Die Hansgrohe Group ist ein Unternehmen der Bad- und Küchenbranche. Mit ihren Marken AXOR und hansgrohe vertreiben Sie Armaturen, Brausen und Duschsysteme sowie Sanitärkeramik und Badmöbel Hansgrohe hat sich vorgenommen, die Energieversorgung an drei Standorten von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen. Am Beispiel des Labors für Forschung und Entwicklung (F&E-Labor) zeigt das Unternehmen, wie das in der Praxis gelingt.

Eine Kunststoffrecyclinganlage im Betrieb.

Beschreibung des Konzepts und der Klimastrategie

Hansgrohe SE hat sich zu Klimaschutzzielen (Reduktionsziele der Emissionen in Scope 1-3) nach dem SBTi-Modell bekannt. Ein wesentlicher Baustein zur Verringerung der Scope-1 und -2-Emissionen ist dabei eine dekarbonisierte Energieversorgung. Das „Transformationskonzept zur Energiewende“, das im Jahr 2024 gemeinsam mit badenovaWÄRMEPLUS erarbeitet wurde, zeigt einen klaren Weg zur Dekarbonisierung der drei Standorte auf: bis zum Jahr 2030 soll die aktuell noch überwiegend auf Erdgas basierende Wärmeerzeugung durch Abwärmenutzung und Wärmepumpen abgelöst werden. Allein durch die konsequente Abwärmenutzung kann mehr als die Hälfte des Wärmeenergiebedarfs gedeckt werden, was etwa 8 GWh entspricht. Der einzige direkte Gaseinsatz in der Produktion, die Beheizung der Steigrohre der Messing-Gießanlagen, wird durch eine induktive Lösung ersetzt. Die geplante Energieversorgung ist strombasiert und wird durch eigene PV-Anlagen auf den Werksdächern gedeckt, die stetig weiter ausgebaut werden. Komplementiert werden die Pläne des Unternehmens durch umfassende Aktivitäten beim Thema Kreislaufwirtschaft und Recycling der eingesetzten Materialien. Das Konzept wurde in Übereinstimmung mit den Leitlinien des BAFA-Moduls 5 „Transformationspläne“ sowie des Förderprogramms „Erstberatung und Projektanbahnung Abwärmenutzung“ von Umwelttechnik BW entwickelt.

CO2-Bilanz (2024): Scope 1: 7.761 t CO2eScope 2: 963 t CO2e[1]Scope 3: 254.552 t CO2e

Beispielmaßnahmen: Autarker Betrieb des F&E-Labors mit besonderen Temperaturanforderungen durch eine optimierte Steuerung der CO2-Wärmepumpen. Einsatz innovativer Recyclinganlage zur Wiederaufbereitung von galvanisierten Kunststoffen.

Angaben zum Unternehmen 
Unternehmensnamehansgrohe SE
Land/BundeslandDeutschland / Baden-Württemberg
BrancheSanitär

Bewertungskriterien zum Konzept 

Klimaschutzziele Hansgrohe SE hat sich im Jahr 2022 der Science Based Targets Initiative (SBTi) angeschlossen und 2023 die Ziele zur Reduktion von CO2e-Emissionen offiziell durch die SBTi validieren lassen. Darin verpflichtet sich das Unternehmen, in Bezug auf das Basisjahr 2021 die absoluten THG-emissionen in den Scopes 1 und 2 bis 2030 um 77,3 %, und in Scope 3 bis 2030 um 25 % zu reduzieren.
Bilanzierung der direkten und indirekten THG-Emissionen (Standards, PCF)Bilanziert werden Scope 1-3 nach GHG-Protokoll, auf Basis einer Wesentlichkeitsanalyse sind entsprechend unwesentliche Kategorien ausgeschlossen. Als Grundlage dienen Aktivitätsdaten aus dem ERP-System. Die Ergebnisse werden jährlich durch eine unabhängige Auditierungsgesellschaft zertifiziert. Die Hansgrohe Group hat bereits Umweltproduktdeklarationen (EPDs, beinhalten auch Informationen zum Carbon Footprint) für die 12 relevantesten Produktkategorien erstellt und über die Seite des Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) veröffentlicht.
Maßnahmen zur Senkung der CO2-Emissionen und zur Steigerung der Energieeffizienz 

Mit dem „Transformationskonzept zur Energiewende“ plant Hansgrohe SE, die deutschen Werke bis 2030 fossilfrei zu stellen. Dazu gehören Maßnahmenpakete zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung (bspw. Umstellung der Steigrohrbeheizung der Gießerei von Gas auf Induktion), Abwärmenutzung und der Ausbau von PV-Anlagen. Außerdem sollen ab 2026 alle Standorte weltweit ausschließlich standardisierten Grünstrom aus erneuerbaren Energien einkaufen. In Höhe der Scope 1- und 2-Emissionen werden Klimaschutzprojekte mit Gold Standard unterstützt. Im Scope 3 liegt der Schwerpunkt unter anderem auf eingekauften Materialien. Dafür setzt das Unternehmen Recyclingtechnologien ein (die Recyclinganlage am Standort Offenburg spart laut Unternehmen ca. 600 t CO2e pro Jahr) und forscht nach alternativen Materialien, welche einen (aktuell) geringeren Emissionsfaktor oder einen höheren Recyclinganteil aufweisen (bspw. Hochleistungskunststoff statt gegossenem Messing bei Thermostaten).

Einsatz Erneuerbarer Energien und Energieerzeugungsanlagen

An den Hansgrohe-Standorten Schiltach Aue und Offenburg sind Volleinspeise-PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 180 kWp in Betrieb. Im Mai 2025 wurde die bislang größte PV-Anlage des Unternehmens auf dem Dach des Werks Schiltach West mit einer Nennleistung von 370 kWp in Betrieb genommen. Am Standort Offenburg sind bereits weitere 1,1 MWp PV-Leistung installiert, die noch 2025 in Betrieb gehen sollen. In den kommenden Jahren sollen weitere Dachflächen mit PV-Modulen belegt werden, sodass die Gesamtkapazität 2030 bis zu 5 MWp beträgt. Dies würde mehr als 10% des Strombedarfs der deutschen Standorte decken. Außerdem wird seit Frühjahr 2024 über ein PPA mehr als 9 GWh erneuerbarer Strom aus dem neu gebauten Badenova-Windpark Kallenwald im Schwarzwald bezogen.

Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz  

Hansgrohe SE setzt am Standort Offenburg eine innovative Kunststoffrecyclinganlage zur Aufbereitung der verchromten Ausschussbauteile ein, wodurch 100 % der Metalle in der Chromlegierung wiederverwertet werden können, 98 % der Rohstoffe insgesamt. Der entschichtete ABS-Kunststoff gelangt direkt in die Herstellung von Neuteilen. Bei einzelnen Produktlinien kommt anteilig recyceltes Material zum Einsatz. Außerdem liegt ein Schwerpunkt der allgemeinen Prozessverbesserungen auf Fehlervermeidung und Abfallminimierung, der Fortschritt wird unternehmensintern verfolgt und Ziele seitens EHS-Teams[2] vorgegeben.

Konkretes Umsetzungsbeispiel Den ersten Schritt zur Dekarbonisierung hat Hansgrohe SE im F&E-Labor im Headquarter gemacht: durch eine optimierte Steuerung kann das Labor autark über zwei moderne CO2-Wärmepumpen betrieben werden – statt noch zusätzlich Warmwasser aus der gasbetriebenen Heizzentrale beziehen zu müssen. Dadurch, dass der Wärmebedarf im F&E-Labor besonders hoch ist, kann durch den autarken Betrieb dort die Vorlauftemperatur im übrigen Heizungsnetz gesenkt werden. Das ermöglicht (perspektivisch) den effizienten Betrieb mit Luft-Wasser-Wärmepumpen anstelle der Gaskessel auch in anderen Bereichen des Headquarters.
Kommunikation und BerichterstattungDie Klimastrategie der Hansgrohe Group wird auf der Website und im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht transparent und detailliert veröffentlich. Der Bericht orientiert sich dabei an den Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union.
Organisatorische Verankerung der Transformation und Kooperation mit Dritten (F&E)

Hansgrohe SE hat 2024 von EcoVadis die Platin-Zertifizierung erhalten. Das Unternehmen arbeitet mit verschiedenen Hochschulen zusammen, u.a. zur Entwicklung der Kunststoffrecyclinganlage oder zum Energietransformations-konzept. Gemeinsam mit der Hochschule Pforzheim beteiligt sich Hansgrohe SE im Projekt ZIRU – Zirkuläre und ressourcenschonende Produktentwicklungsprozesse in der industriellen Umsetzung. Außerdem ist das Unternehmen in der KLIMAWIN-Initiative und im Klimabündnis des Landes Baden-Württemberg aktiv.

Die Umsetzung des Transformationskonzeptes für die Energieversorgung der deutschen Standorte wird bei Hansgrohe SE wird ressortübergreifend bearbeitet, Schirmherr des Projektes ist der COO. Verantwortlich für die Projektleitung der technischen Teilprojekte ist das Building Engineering Team, gesteuert und überwacht wird der Projektfortschritt durch das zentrale Energieteam der Hansgrohe SE unter der Leitung des Energiemanagers.

 


[1] market-based

[2] Environment, Health and Safety