Der Anteil von Industrie und Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) am deutschen Energieverbrauch belief sich im Jahr 2014 auf 44 Prozent. Diese Zahl verdeutlicht, dass die Energiewendeziele der Bundesregierung ohne Beiträge der Wirtschaft nicht zu erreichen sind. Große wie kleine Unternehmen sehen sich dabei mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Zum einen haben sie aufgrund gesetzlicher Vorgaben verschiedene Anforderungen zu erfüllen. Zum anderen müssen sie strategisch handeln, um die Chancen der Energiewende und deren Auswirkungen auf das Energiesystem für sich zu nutzen. Nicht zuletzt gilt es, wettbewerbsfähig zu bleiben und aktuelle Entwicklungen der Digitalisierung im Blick zu behalten.
Energieeffizienz wird Erfolgsfaktor für Wettbewerbsfähigkeit
Ein wichtiger Faktor sind die Energiekosten: In den vergangenen Jahren sind die Preise von Strom, Erdgas und Heizöl für die Industrie um 160 bis 490 Prozent gestiegen. Zudem wurden beispielsweise 80 Prozent der vom Handel genutzten Gebäude in Deutschland vor 1978 errichtet, also bevor in der Bundesrepublik die ersten baulichen Anforderungen an den Wärmeschutz galten. Die Mehrzahl der Gebäude befindet sich in puncto Energieeffizienz nicht auf dem Stand der Technik. Vor diesem Hintergrund gilt es, Einsparpotenziale im eigenen Unternehmen zu identifizieren und entsprechende Effizienzmaßnahmen umzusetzen. Die innerbetrieblichen Kosten für Energie und Ressourcen zu senken, wird in den kommenden Jahren ein zentraler Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sein. Trotz bereits laufender Anstrengungen zur Erhöhung der Energieeffizienz schöpfen Industrie, Handel und Gewerbe in Deutschland noch lange nicht alle Potenziale aus.
dena zeigt Vorteile moderner Technologien auf
Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen scheuen noch häufig die notwendigen Investitionen, obwohl sich diese in der Regel bereits innerhalb weniger Jahre rechnen. Zudem ist das Hintergrundwissen über die Einsparpotenziale und ihre Erschließung oftmals nicht ausreichend. Daher hat die dena sogenannte Modellvorhaben entwickelt, bei denen gemeinsam mit den Unternehmen Strategien und Konzepte erarbeitet werden, die zur Nachahmung in der jeweiligen Branche geeignet sind: „Energieeffizient Handeln“ für Unternehmen aus der Handelsbranche und „Check-in Energieeffizienz“ für Hotels und Herbergen. Suchen Unternehmen Fachleute für Energieeffizienz, die das Gebäude als Ganzes im Blick haben, inklusive umfangreicher Anlagentechnik, finden Sie bundesweit mehr als 1000 in der Energieeffizienz-Expertenliste. Zudem begleitet die dena Unternehmen dabei, sich als Vorreiter beim Einsatz vom Effizienztechnologien zu präsentieren, etwa indem sie vorbildliche Beispiele mit dem „Energy Efficiency Award“ auszeichnet. In dem Projekt Leuchttürme CO2-Einsparung Industrie begleitet die dena 13 Industrieunternehmen, die als erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen, wie die Energieeffizienz gesteigert und die Emissionen gesenkt werden können.
Einsparpotenzial bei Brennstoffen und Stromanwendungen
Die größten Einsparpotenziale in Unternehmen gibt es in der Brennstoffnutzung. Allein durch Energieeffizienzmaßnahmen, die sich bereits nach weniger als drei Jahren rechnen, lässt sich der Endenergieverbrauch bei der Prozesswärme bis zum Jahr 2020 um jährlich 42 TWh senken. Hierzu gehören etwa ganzheitliche Prozess- und Systemoptimierungen, verbesserte Abwärmenutzung und Reduktion von Wärmeverlusten durch bessere Dämmung von thermischen Anlagen und Prozessen –, Weitere 11 TWh lassen sich im Bereich Raumwärme und Warmwasser durch effizientere Wärmeerzeugungsanlagen, wie zum Beispiel Brennwertkessel, sowie eine energieeffiziente Optimierung von Gebäudehülle und Gebäudetechnik einsparen. Bei Stromanwendungen liegt das Einsparpotenzial in Summe bei rund 25 TWh, die durch den Einsatz hocheffizienter Motoren und moderner Technologien bei Beleuchtung und Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) sowie die energetische Optimierung von Druckluft-, Pumpen und Lüftungssystemen erreicht werden können.
Den individuellen Bedarf ermitteln und bewerten
Um die spezifischen Einsparpotenziale im eigenen Unternehmen erschließen zu können, sollte mit der Bewertung des Ist-Zustandes, der Ermittlung des Bedarfs und der Bewertung der Energieeffizienz begonnen werden. Hierfür eignen sich organisatorische Maßnahmen, zum Beispiel ein sogenanntes Energieaudit oder der Erfahrungsaustausch in einem Energieeffizienz-Netzwerk. Die dena empfiehlt Unternehmen, ihr Augenmerk dabei auf konkrete Bereiche zu lenken:
Energiemanagement
Mithilfe eines betrieblichen Energiemanagements werden die Energieverbräuche und -kosten in einem Unternehmen systematisch erfasst. Die Etablierung eines solchen Managementsystems hilft, die energiebezogene Leistung im Betrieb auf zahlreichen Ebenen kontinuierlich zu verbessern und damit die Energiekosten nachhaltig zu senken.
Prozess- und Raumwärmemanagement
Nichtwohngebäude sind als ganzheitliche energetische Systeme zu betrachten. Um hier Einsparpotenziale heben zu können, müssen vor allem die Bereitstellung, Verteilung und Nutzung von Wärme energieeffizient gestaltet werden. Mit einer integrierten Herangehensweise – etwa durch die Modernisierung ineffizienter Wärmeerzeuger und durch die Nutzung von Abwärme sind erhebliche Energieeinsparungen möglich.
Einsatz energieeffizienter Technologien
In den meisten Unternehmen werden neben produktionsspezifischen Maschinen und Anlagen zahlreiche weitere Technologien eingesetzt. Gerade in diesen sogenannten Querschnittstechnologien, zu denen elektrische Motoren und Antriebe, Pumpen, Druckluftsysteme, raumlufttechnische Anlagen und Beleuchtungssysteme gehören, liegt oft hohes Energieeinsparpotenzial. Häufig können diese bereits mithilfe kostengünstiger oder sich schnell amortisierender Maßnahmen erschlossen werden.
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