
Der Gebäudebestand ist für ein Drittel des CO₂-Ausstoßes in Deutschland verantwortlich und somit ein zentraler Hebel zur Erreichung der Klimaziele. Rund drei Viertel der 22 Millionen Gebäude müssen bis 2045 energetisch saniert werden. Aufwendige Planung, hohe Investitionen und fehlende Fachkräfte bremsen die dringend notwendige Modernisierung aus und führen zu einer viel zu niedrigen Sanierungsquote. Gefragt sind daher innovative Lösungen wie Energiesprong, die die Bestandssanierung beschleunigen.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) etabliert die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) das aus den Niederlanden stammende serielle Sanierungskonzept auf dem deutschen Markt. Energiesprong macht energetische Gebäudesanierung schnell, bezahlbar und skalierbar. Das Energiesprong-Team der dena bringt innovative Immobilienunternehmen und Unternehmen für smarte Gebäudetechnik in Pilotprojekten zusammen. In der Anfangsphase lag der Fokus auf Mietwohnungsprojekten der 50er bis 70er Jahre. Jetzt soll das serielle Sanierungskonzept im zweiten Schritt auf weitere Gebäudetypen wie Nichtwohngebäude übertragen und auf ganze Portfolios ausgeweitet werden. Die Bestandssanierung soll sich vom individuellen Sanierungsprojekt mit vielen Einzelleistungen zu einem seriellen Sanierungsprodukt als schlüsselfertige Paketlösung entwickeln. Um dies zu erreichen, setzt sich die dena auch für die Beseitigung regulatorischer Hürden bei Mieterstrom, Baurecht und Förderprogrammen ein.
Serielle Sanierungslösungen wie Energiesprong können der Gamechanger sein, der die Energiewende im Gebäudebereich beschleunigt. Mithilfe digitaler Planung, industrieller Vorfertigung und standardisierter Prozesse lassen sich Bestandsgebäude trotz Fachkräftemangels schnell, einfach und bezahlbar auf den klimaneutralen NetZero-Standard bringen. Darüber hinaus entstehen durch serielle Sanierung neue innovative Geschäftsmodelle, die den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken.
Die dena hat sich gemeinsam mit den Marktentwicklungsteams aus Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden erfolgreich mit dem Projektansatz Mustbe0 um die Aufnahme in das EU-Förderprogramm Interreg für die Region Nordwesteuropa beworben. Im Mittelpunkt des Projekts steht der internationale Austausch zwischen den Energiesprong-Marktentwicklungsteams, um serielle Null-Energie-Sanierungslösungen für Mehrfamilienhäuser in den vier Ländern zu entwickeln. Gemeinsam mit innovativen Wohnungsunternehmen werden dazu Prototypen mit insgesamt 415 Wohneinheiten saniert. In Deutschland sind folgende Partner dabei: arsago ACM GmbH, VBW Bauen und Wohnen GmbH, Vonovia SE, WWS Herford sowie die Wohnungsgenossenschaft am Vorgebirgspark eG. Das EU-Projekt Interreg NWE „Mustbe0“ hat ein Gesamtbudget von 34 Mio. € und wird von der Europäischen Union über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit 11 Mio. € gefördert.