Ohne Zusammenarbeit keine Beschleunigung
Noch nie war Deutschland im Energiesektor so sehr auf internationale Partner angewiesen. Das gilt insbesondere mit Blick auf die Themen Energiesicherheit und Unabhängigkeit von russischen Gasimporten. Mittel- bis langfristig wird uns mehr noch die Frage beschäftigen, wie wir die Klimaziele gemeinsam schneller erreichen können. Neue Partnerschaften und Kooperationen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Seit 2006 bringt auch die dena Projekte im Bereich der internationalen Energiewende-Zusammenarbeit voran.
Dass Kooperationen im Energie- und Klimabereich den entscheidenden Unterschied ausmachen, hat kürzlich der Breakthrough Agenda Report der internationalen Energie-Agentur (IEA) herausgestellt: Globale Zusammenarbeit führt zu einer schnelleren, vereinfachten und weniger kostenintensiven Transformation von Energiesystemen. Es kommt zum Hochlauf von Innovationen, stärkeren Investitionsanreizen, besserer Skalierung von Märkten und sie führt zu faireren Wettbewerbsbedingungen. Effektive Governance-Strukturen werden schneller verbreitet und der Transfer von Technologien beschleunigt. Wird auf eine globale Zusammenarbeit verzichtet, werden sich – so die IEA – Klimaneutralitäts-Szenarien um Jahrzehnte nach hinten verschieben.
Klare Signale setzen
Deutschland hat bei der internationalen Energiewende eine besondere Verantwortung: Als Industrieland, das die Energiewende seit Jahren antreibt und in Zukunft auf Energieimporte angewiesen sein wird, ist es Deutschland ein Kernanliegen, den Aufbau nachhaltiger Energiesysteme weltweit zu forcieren.
Dabei darf kein Zweifel aufkommen, dass dieser Weg konsequent beschritten werden muss. Aus der derzeitigen Mangellage ergibt sich, dass auch fossile Energieträger wie Flüssiggas kurzfristig in den Fokus rücken. Mittel- bis langfristig können neue Energieinfrastrukturen für grünen Wasserstoff genutzt werden und die Energiewende in Deutschland weiter an Fahrt gewinnen – zum Beispiel durch den im Juni 2022 von der Bundesregierung beschlossenen weiteren Ausbau der Windkraft. Diese Dynamik muss im Ausland stärker herausgestellt werden. Der kurzfristige Bedarf an fossilen Energieträgern in Deutschland und Europa darf nicht dazu führen, dass Partnerländer neue Investitionen in fossile Energiemärkte tätigen und der Energiewende im eigenen Land weniger Beachtung schenken.
In der Türkei, Zentralasien, der Ukraine und Israel setzt die dena im Auftrag der Bundesregierung Energiepartnerschaften und -dialoge um. Durch diese etablierten Formate der Zusammenarbeit gelingt es besser, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Strategie der Bundesregierung in den Partnerländern zu kommunizieren. Gleichzeitig können Transformationsprozesse auch mit Hilfe von Demonstrationsprojekten und dem gezielten Austausch mit der Wirtschaft angeschoben werden.
Globale Aktivitäten bündeln
Für die Zukunft ist es wichtig, dass die Aktivitäten verschiedener Ressorts besser gebündelt und verzahnt werden: Energie-, Klima- und Entwicklungspartnerschaften müssen ineinandergreifen und multi-perspektivisch, sprich als ein zwischen Außenwirtschaftsförderung, Energiesicherheit sowie Klima- und Entwicklungspolitik eng koordinierter Ansatz, umgesetzt werden. Ein gutes Beispiel dafür sind die Aktivitäten im Bereich Wasserstoff: Koordiniert durch die H2-Global-Stiftung sind Mechanismen für den Markthochlauf von Wertschöpfungsketten entstanden. Gleichzeitig werden im Rahmen der so genannten „Wasserstoff-Diplomatie“ klima- und entwicklungspolitische Transformationspfade im Blick behalten. Auch multilaterale Vorhaben wie der neue Ansatz der Just Energy Transition Partnerships schaffen Synergien, indem Unterstützungsleistungen länderübergreifend auf ein Thema, den Kohleausstieg, fokussiert und damit die Potenziale internationaler Kooperation ausgeschöpft werden. Ein Weg, den die Bundesregierung konsequent weitergehen sollte.