Vorteil Tempo: Alles auf Erneuerbare!

04.10.2022 - Erneuerbare Energien sind das Herzstück eines klimaneutralen Energiesystems und müssen schnellstmöglich unter hohem Tempo weiter ausgebaut werden. Tibor Fischer, Leiter Arbeitsgebiet Erneuerbare Energien der dena, zieht eine Bilanz über die letzten beiden Jahrzehnte und zeigt zentrale Ansatzpunkte auf.

Tibor Fischer, Leiter Arbeitsgebiet Erneuerbare Energien / Bild: Götz Schleser

Licht und Schatten: Zwei Dekaden Ausbau erneuerbarer Energien

In etwas über zwei Dekaden ist es gelungen, erneuerbare Energien auf globaler Ebene zu einer Alternative für die Nutzung fossiler Energieträger zu entwickeln.

Diese rasante globale Entwicklung sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung für eine regenerative Energieversorgung sind die „Sonnen-Seiten“ einer technischen und wirtschaftlichen Disruption. Diese braucht es, um die Energie- und Klimaziele zu erreichen und ein zukunftsfähiges Wirtschaften zu ermöglichen.

Und auf der „Schatten-Seite“? Hier liegt die zögerliche Haltung in Politik und Wirtschaft, der weiteren Entwicklung den nötigen Wachstumsschub zu geben. Insbesondere im zweiten Jahrzehnt wurde dem Potenzial erneuerbarer Energien in Deutschland nicht genügend Raum und Licht gegeben. Der Effekt: Wachstum, aber nicht in dem Ausmaß, wie es nötig gewesen wäre.

Heute zeigt der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zudem die sicherheitspolitische und geostrategische Dimension erneuerbarer Energien. Die Preisausschläge am Strommarkt sind stark und wären weniger hoch, wenn bereits heute mehr erneuerbare Energien verfügbar wären.

Was es nun braucht: Vier zentrale Ansatzpunkte und ein mentaler Shift für die Transformation

Es braucht einen neuen Ansatz, der den erneuerbaren Energien den notwendigen Wachstumsschub gibt. Oder, um beim Garten-Bild zu bleiben: Düngen und Gießen in der alten Struktur reicht nicht, wenn wir die ambitionierten Ausbauziele im Strom- und Wärmemarkt erreichen wollen. Es braucht eine radikale Gartenumgestaltung, die das Wachstum der Erneuerbaren ins Zentrum aller Planung stellt.

  • Alle strategischen und planerischen Ansätze müssen auf den schnellen und integrativen Ausbau erneuerbarer Energien (EE) ausgerichtet sein: auf Ebene der Privathaushalte, der Industrie, der Kommunen, der Bundesländer und in Europa. Planung und Genehmigungsprozesse müssen schnell erteilt, die Akzeptanz für den weiteren Ausbau vor Ort über unterschiedliche Instrumente und Geschäftsmodelle gestärkt und die Erschließung von EE-Potenzialen innerhalb Europas forciert werden.
  • Der rechtliche und ökonomische Rahmen im Strom- und Wärmemarkt muss klar darauf ausgerichtet werden, sowohl private als auch öffentliche Investitionen in erneuerbare Energien und die dazugehörige Infrastruktur schnell freizusetzen und Risiken zu minimieren. Gleichzeitig müssen neue Technologien und Geschäftsmodelle in den Markt gebracht werden.
  • Zudem braucht es einen Nährboden für den schnellen Markthochlauf: Neue EE-Technologien im Strom- und insbesondere im Wärmebereich müssen gefördert, Industriecluster und Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa wiederbelebt und gestärkt werden. Es braucht eine aktive Innovations- und Industriepolitik für Deutschland und Europa.
  • Erneuerbare Energien sind der zentrale Baustein der Dekarbonisierung. Im Energiemarkt und in der Wirtschaft müssen Nachweis- und Zertifizierungssystemen etabliert werden, die systemisch wirken und über rechtliche und technische Standards die Nutzung erneuerbarer Energien nachweisen und so Anreize für zusätzliche Investitionen in Erneuerbare setzen.

It´s the renewables, stupid!

Soll das Zeitalter der fossilen Energieerzeugung schnell überwunden werden, braucht es für die anstehenden Debatten sowie politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen einen „mentalen Shift“ und eine neue Haltung. In Anlehnung an den Wahlkampfslogan des früheren US-Präsidenten Clinton aus dem Jahr 1992 „It´s the economy, stupid“ muss es heute heißen: „It´s the renewables, stupid!“. Denn erneuerbare Energien sind kein Kosten- sondern ein Standortfaktor. Sie sind die Basis für ein zukunftsfähiges Wirtschaften. Heute geht es um nicht weniger, als diese sicherzustellen.

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