Pressemitteilungen, Berlin

Acht Unternehmen mit Energy Efficiency Award 2019 ausgezeichnet

Energieeffizienzpreis geht nach Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz / Deutsch-rumänisches Energieversorgungskonzept mit Publikumspreis ausgezeichnet

Investitionen in Klimaschutz und Energieeffizienz lohnen sich auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Das zeigen die vier Preisträger des diesjährigen Energy Efficiency Award. Die Auszeichnung wird jährlich von der Deutschen Energie-Agentur (dena) an Unternehmen verliehen, die innovative und besonders erfolgreiche Wege gehen, um Energieverbrauch und klimaschädliche Emissionen zu senken. Schirmherr der mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Auszeichnung ist Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

Andreas Kuhlmann (Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, 1.v.r.), Dr. Philipp Tilleßen (KfW, 2.v.r.) und Ole Møller-Jensen (Danfoss, 1.v.l.) mit den Preisträgern Adolf Gottfried Tonwerke GmbH, Orcan Energy AG, Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG, Energieberatung MV, EnergieDienstleistungsGesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH, GETEC heat & power GmbH und Clariant AG bei der Preisverleihung des Energy Efficiency Award 2019 auf dem dena Energiewende-Kongress in Berlin. Quelle: dena

Für ihre Erfolge ausgezeichnet wurden:

  • Der Baustoffhersteller Adolf Gottfried Tonwerke GmbH gemeinsam mit dem Technologieanbieter Orcan Energy AG in der Kategorie Energiewende 2.0, für die Erschließung bislang ungenutzter Abwärme aus zwei Brennöfen für die Stromerzeugung.
  • Die Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG und die Energieberatung MV in der Kategorie Energieeffizienz: von clever bis digital, für die energetische Optimierung des Druckprozesses im laufenden Betrieb.
  • Die EnergieDienstleistungsGesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH und die Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz in der Kategorie Energiedienstleistungen und Energiemanagement, für den Aufbau eines energieeffizienten Nahwärmenetzes unter aktiver Einbindung seiner Nutzer.
  • Der Publikumspreis, der nach einem Live-Pitch im Rahmen der Preisverleihung verliehen wurde, ging an die GETEC heat & power GmbH (Magdeburg / Sachsen-Anhalt) und die Clariant AG (Podari / Rumänien) für ein CO2-neutrales Energieversorgungskonzept mit der Verwertung von Reststoffen als Energiequelle.

„Energieeffizienz und Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif. Doch wer intelligent investiert, schafft Vorteile für sein Unternehmen und seine Umwelt.“ sagte Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, anlässlich der Preisverleihung auf dem dena Energiewende-Kongress in Berlin. „Klimafreundliche Geschäftsmodelle funktionieren und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur integrierten Energiewende,“ so Kuhlmann weiter.

„Die mit dem Energy Efficiency Award ausgezeichneten Erfolgsprojekte zeigen, dass Unternehmen Verantwortung für eine klimaneutrale Zukunft übernehmen. Klimaschutz und wirtschaftliches Handeln sind kein Gegensatz," betonte Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie anlässlich der Preisverleihung.

Insgesamt hatten sich in diesem Jahr 142 Energieeffizienzprojekte für den Energy Efficiency Award beworben: 108 Bewerber kamen aus Deutschland, weitere 34 aus dem europäischen und internationalen Raum. Die Auszeichnung wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und durch die Premium-Partner Danfoss und KfW unterstützt.

 

Wettbewerbskategorie Energiewende 2.0

Adolf Gottfried Tonwerke GmbH und Orcan Energy AG

Das Familienunternehmen Adolf Gottfried Tonwerke GmbH gewinnt und veredelt im bayerischen Großheirath Ton und andere Rohstoffe für die keramische und tonverarbeitende Industrie. Nach der erfolgreichen Umsetzung erster Energieeffizienzmaßnahmen verfolgte das Unternehmen nun das Ziel, die bereits realisierte, aber auf die Produktion begrenzte Abwärmenutzung auch auf die Brennprozesse auszuweiten. Im Fokus standen dabei zwei Drehöfen zum Brennen des Tons. Mit möglichst wenig Änderungen am bestehenden Prozess sollten die dort entstehenden hohen Abgastemperaturen der Abwärme nutzbar gemacht werden.

Eine passende Lösung bot die Zusammenarbeit mit der Orcan Energy AG. Das auf ORC-Anlagen (Organic Rankine Cycle) spezialisierte Unternehmen übernahm die Planung und Implementierung des ORC-Moduls. Aufgrund seines flexiblen Verhaltens kann das Modul auf schwankende Wärmemengen innerhalb von Sekunden reagieren und erreicht auch in Teillast einen hohen Wirkungsgrad bei der Verstromung von Wärme. Zudem zeichnet sich das ORC-Modul durch einen zweiten Hochtemperaturkreislauf aus und kann dadurch auch höhere Temperaturen im Abwärmestrom generieren.

Eine technische Herausforderung bei dem Projekt stellte die Einbindung der ORC-Anlage in das bestehende System der Drehöfen dar. So musste am Abgasstrom der Öfen 1 und 2 zusätzlich ein Abgaswärmeübertrager (AGWÜ) eingesetzt werden. Ein hoher Staubgehalt im Abgas erschwerte die Situation. Die Lösung brachte schließlich ein speziell für diesen Anwendungsfall konstruierter Abgaswärmeübertrager. Sein Betrieb ermöglichte die ORC-Lösung und sorgte für eine Verringerung des Auslastungsfaktors des Saugluftgebläses, was weitere 15 kW Energie einspart. Die erzielte Einsparung wird durch eine integrierte Steuerung nachgewiesen, welche kontinuierlich die erzeugte elektrische Leistung misst.

Energieeffizienzmaßnahmen:

  • ORC-Anlage (Organic-Rankine-Cycle) zur Verstromung von Abwärme
  • Einbau eines speziellen Wärmeübertragers für Abgas mit hohem Staubgehalt
  • Staub-/Ascheabscheidung und Rohrleitungsbau

Einsparerfolge:

  • Senkung des Stromverbrauchs:   304.000 kWh/Jahr
  • CO2-Reduzierung: 181 t/Jahr

 

Wettbewerbskategorie Energieeffizienz: von clever bis digital

Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG und Energieberatung MV / Ingenieurbüro für physikalische Verfahrenstechnik

Die Ostsee-Zeitung GmbH & Co. KG ist Teil der Madsack-Mediengruppe und publiziert die gleichnamige regionale Tageszeitung in Mecklenburg-Vorpommern. In der Verlagsdruckerei gaben Anfang 2017 technische Probleme am Kaltwasserkreis der Druckmaschine Anlass, den gesamten Kühlprozess detailliert zu betrachten. Dabei setzte die Ostsee-Zeitung auf externe Unterstützung durch die Energieberatung MV. Das Ingenieurbüro, spezialisiert auf physikalische Verfahrenstechnik, hatte bereits in der Vergangenheit erfolgreich Maßnahmen zur systematischen Optimierung und Wärmeträgerumstellung im Verlag umgesetzt.

Die Analyse der thermischen und elektrischen Lastmessungen kam zum Ergebnis, dass eine deutliche Überdimensionierung des Kühlprozesses vorlag, wodurch die Anlage weder bedarfsgerecht noch energetisch sinnvoll betrieben werden konnte. Dabei reifte die Erkenntnis, dass der vorhandene Vorlaufdruck sowie der Wasservolumenstrom gar nicht notwendig waren. Die erforderlichen Kaltwasserparameter, die mit ca. 22 °C relativ hoch sind, wiesen zudem ein erhebliches Potenzial zur Anwendung einer „freien Kühlung“ auf. Daraufhin wurde der Kühlprozess der Druckmaschine so umgestaltet und optimiert, dass eine freie Kühlung nachgerüstet werden konnte. Dazu wurden ein neuer, außenstehender Rückkühler und ein Wasser-Glykol-Kreislauf über einen Platten-Wärmeübertrager mit dem Wasserkreislauf der vorhandenen Prozesskühlung verbunden.

Der neue Kühlkreislauf, aus freier und mechanischer Kälte bestehend, ist so eingebunden und geregelt, dass die Druckmaschine mit minimalem elektrischen Aufwand für Lüfter und Pumpen gekühlt wird – bei gleichzeitig gesteigerter Prozesssicherheit. Durch die Anpassung der Arbeitstemperatur des Kühlwassers auf ca. 23 °C kann die freie Kühlung bis zu einer Außentemperatur von etwa 19 °C die gesamte Kühlung übernehmen. Die freie Kühlung wird rund 7.500 Betriebsstunden pro Jahr genutzt. Überschreitet die Außentemperatur einen festgelegten Wert (Kühlgrenze), wird die freie Kühlung deaktiviert. Dann erfolgt die Kühlung in Kombination aus freier Kühlung und einer mechanischen Kälteanlage. Der Erfolg der Maßnahme wurde über das System der Gebäudeleittechnik nachgewiesen. So spart die Ostsee-Zeitung jährlich 105.000 kWh Strom und 59 Tonnen CO2 ein.

Energieeffizienzmaßnahmen:

  • Optimierung der Kälteprozesse im Druckprozess
  • Nachrüstung einer freien Kühlung zusätzlich zur vorhandenen Kälteanlage

Einsparerfolge:

  • Senkung des Stromverbrauchs: 105.000 kWh/Jahr
  • CO2-Reduzierung:           59 t/Jahr

 

Wettbewerbskategorie Energiedienstleistungen und Energiemanagement

EnergieDienstleistungsGesellschaft Rheinhessen-Nahe GmbH

Die EnergieDienstleistungsGesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH (EDG) übernahm 2018 eine veraltete und überdimensionierte Heizzentrale am Flughafen Hahn, welche auch die Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz sowie weiterer Gebäude versorgte. Die marode Infrastruktur bedurfte einer grundlegenden Sanierung, weshalb die EDG umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen plante und in Eigenregie realisierte. Die für die Energieerzeugung verantwortliche Heizzentrale mit ihren veralteten und überdimensionierten Anlagen wurde unter Reduktion der Wärmeerzeugungsleistung um 60 % saniert. Auch das zugehörige, ebenfalls überdimensionierte und marode Fernwärmenetz wurde komplett erneuert und unter Energieeffizienzgesichtspunkten hinsichtlich der Netzparameter (Absenkung der Systemtemperaturen, Halbierung des Volumenstroms zugunsten niedriger Rücklauftemperaturen, Optimierung des Differenzdrucks) realisiert. Die Abwärme einer benachbarten Biogasanlage wurde über ein BHKW in das jetzt neue Nahwärmenetz integriert.

Alle Anlagen der Wärmeerzeugung und -verteilung wurden über ein Energiemanagementsystem miteinander fernwirktechnisch verbunden und können nun über die zentrale Fernüberwachung der EDG kontinuierlich überwacht und ausgesteuert werden. Alle verbrauchs- und effizienzrelevanten Daten werden digital gemessen, als 1/4-Stundenwerte erfasst und grafisch dargestellt, womit ein stetig optimierter Anlagenbetrieb entlang der Effizienz- und Wirtschaftlichkeitskriterien ermöglicht wird.

Auch die Eigentümer aller im Nahwärmenetz angeschlossenen Gebäude wurden einbezogen. So wurden Effizienzmaßnahmen besprochen und umgesetzt, die ein „Energieeffizienznetz“ überhaupt erst ermöglichen. Hierzu gehört der Umbau von Einspritzschaltungen an Lüftungsanlagen durch Mischkreisregelungen, der Einbau entsprechender Thermostate, eine unter hygienischen Gesichtspunkten energetisch optimierte Warmwasserbereitung durch intelligente Regelungstechnik sowie der hydraulische Abgleich der Wärmeverbraucher. Das Nahwärmenetz ist ein praktiziertes und übertragbares Beispiel zur Optimierung von Fernwärmenetzen in Kombination mit einer Optimierung des Wärmebedarfs der Wärmeabnehmer. Damit steht neben einer klassischen Modernisierung der Wärmenetze insbesondere auch die Optimierung des Wärmebedarfs auf der Verbraucherseite im Fokus.

Energieeffizienzmaßnahmen:

  • Modernisierung und energetische Optimierung des Nahwärmenetzes
  • Einspeisung erneuerbarer Wärme aus Biogasanlage mit BHKW
  • rücklauftemperaturbegrenzende Maßnahmen bei den Wärmeabnehmern zur Senkung der Netztemperatur
  • zentrale Fernüberwachung

Einsparerfolge:

  • Senkung des Wärmeverbrauchs: 3.000 MWh/Jahr
  • CO2-Reduzierung: 2.440 t/Jahr

 

Publikumspreis Konzepte zur Steigerung der Energieeffizienz

GETEC heat & power GmbH und die Clariant AG

Der Schweizer Chemiekonzern Clariant errichtet derzeit in seinem rumänischen Werk Podari eine Bioethanol-Anlage. In dieser soll zukünftig aus Agrar-Reststoffen – wie z. B. Weizenstroh – Bioethanol hergestellt werden.

Der Energiedienstleister GETEC entwickelte für das Werk ein CO2-neutrales Energieversorgungskonzept.  Dieses nutzt den im Bioethanol-Herstellungsverfahren anfallenden Reststoff Lignin als Energiequelle. Dieses Lignin wird in einem Wirbelschichtkessel verbrannt und so als Energieträger erschlossen. Der Einsatz einer Gegendruck-Dampfturbine (8,5 MWel) ermöglicht so eine CO2-neutrale Dampf- und Stromversorgung des Werkes.

Das Unternehmen GETEC erbringt dabei alle Leistungen von der Konzeptentwicklung, über die Planung, Finanzierung und Bau bis zu Betrieb, Wartung und Instandsetzung. Das Projekt wird nach aktueller Planung bis Ende 2021 vollständig umgesetzt sein.