„Ziel ist es, den Temperatur- unterschied zwischen Wandoberfläche und Raumluft möglichst gering zu halten.“
Wer in einem Altbau lebt, weiß den Charme einer Immobilie mit eigener Geschichte zu schätzen. Aber spätestens bei der jährlichen Energiekostenabrechnung sprechen die Nachteile von historischen Gemäuern eine deutliche Sprache. Eine energieeffiziente Komplettsanierung, aber auch energetische Einzelmaßnahmen, können die Kosten erheblich senken. Aber ist das die Hauptmotivation für Hausbesitzer? Im vergangenen Jahr führte die dena eine Umfrage unter Eigentümern von energieeffizienten Häusern durch. 97 Prozent der Befragten haben sich eine Heizkostenersparnis erhofft. An erster Stelle stand jedoch die Erwartung, dass sich das Wohnklima dadurch verbessert: 100 Prozent der Befragten gaben dies als Grund an. Beide Annahmen wurden erfüllt. Ein Erfolg, der nachhaltig überzeugte: 94 Prozent der Eigentümer würden die Maßnahmen weiterempfehlen. Was dabei im Vorfeld besonders zählt, ist kompetente Beratung. Denn für die hohe Qualität der energetischen Sanierung sorgen Experten, die für entsprechende Vorhaben qualifiziert sind.
Gedämmt Wände halten die Wärme viel länger im Innenraum als ungedämmte. Ihre Oberflächen kühlen langsamer aus und sorgen damit für eine höhere Behaglichkeit“, erklärt Christian Stolte, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der dena. „Ziel ist es, den Temperaturunterschied zwischen Wandoberfläche und Raumluft möglichst gering zu halten. Denn beträgt dieser weniger als vier Grad Celsius, fühlen Menschen sich wohl“, weiß Stolte. Räume, die zwar gut geheizt, deren Wände aber kalt sind, werden hingegen als ungemütlich empfunden: Zum einen wird die stark erwärmte Luft sehr trocken, zum anderen entstehen innerhalb der Räume unterschiedliche Temperatur---zonen, auf die sich der Körper einstellen muss.
„Wir konnten den Verbrauch insgesamt um gut 75 Prozent verringern.“
Und genau dieser Effekt trete in einem sanierten Haus nicht mehr auf. „Auch das Wegfallen der bei undichten Fenstern typischen Zugluft trägt zum verbesserten Wohnklima bei“, ergänzt der dena-Experte.
All dies kann Gerhard Braunmiller nur bestätigen. Er kaufte vor zwölf Jahren ein zweistöckiges Einfamilienhaus im bayerischen Miesbach, 40 Autominuten südlich von München. Der promovierte Ingenieur hat über die Jahre immer wieder nach neuen Sanierungspotenzialen gesucht. Inzwischen verfügt das über 80 Jahre alte Haus mit Erker über gedämmte Außenwände, ein neues Dach sowie zweifache Wärmeschutzverglasung. „In Sachen Energieverbrauch liegt unser Haus nun etwa auf Neubauniveau“, sagt Braunmiller, der hier mit seiner Frau Alexandra und Sohn Simon lebt. „Wir konnten den Verbrauch insgesamt um gut 75 Prozent verringern."












„Die Behaglichkeit ist enorm gestiegen, weil die Zimmer nie mehr komplett auskühlen.“
Das verbesserte Raumklima bezeichnet Braunmiller als größten Gewinn. Die Maßnahmen, die mit insgesamt 58.000 Euro zu Buche schlugen, wurden überwiegend in Eigenleistung umgesetzt: „Die Behaglichkeit ist enorm gestiegen, weil die Zimmer nie mehr komplett auskühlen.“ Möglich macht dies eine 20 Zentimeter dicke Wärmedämmung außen auf dem Mauerwerk. „Die Heizungstemperatur kann ich jetzt gegenüber vorher um ein bis zwei Grad Celsius runterregeln“, ergänzt der Familienvater. „Denn dadurch, dass die Wärme die Zimmer gleichmäßiger erfüllt, empfindet man es trotzdem als genauso warm.“
Die Braunmillers haben ihr Haus, das an einen Berghang gebaut ist, über einen Zeitraum von fünf Jahren in Sachen Energieeffizienz optimiert. So trägt das Dach mittlerweile zwei Solaranlagen – eine für die Stromproduktion, die andere für die Warmwasser-bereitung. Beim Wasser zeigt sich ohne-hin der Ehrgeiz des Versorgungstechnikers, der in München ein Ingenieurbüro leitet. „Als Nächstes möchte ich unseren Kaminofen im Wohnzimmer durch einen Ofen ersetzen, der an der Rückwand einen Wasserumlauf hat“,
so Braunmiller. „Wenn das Dach zugeschneit ist, bringen die beiden Solaranlagen keine Leistung. Mit diesem speziellen Ofen können wir beim Kamin-abend mit der Familie gleichzeitig das Wasser zum Duschen erwärmen.“
In Zwickau möchten die Müllers auch nicht mehr auf ihren Wohnkomfort verzichten. Sie verliebten sich in ein dreigeschossiges Haus im Zentrum der sächsischen Stadt. Von Zwickau aus motorisierte sich die DDR einst mit dem Trabant, der hier vom Band lief. Seit den 1990er-Jahren produziert VW hier seine Golf- und Passat-Modelle. Das Haus von Anja und Frank Müller hat allerdings viel mehr Historie auf den Dachschindeln, denn es stammt aus dem 19. Jahrhundert, als noch der Kaiser herrschte. Entsprechend hoch war der Sanierungsbedarf. „Damit die historische Fassade erhalten bleiben konnte, mussten wir die vordere Außenwand von innen dämmen“, verdeutlicht der 37-jährige Bauherr, der aus den ursprünglich drei Wohnungen zwei gemacht hat. Im Erdgeschoss wohnen Mieter, und die beiden darüberliegenden Etagen dienen der vierköpfigen Besitzerfamilie als uriges Eigenheim.
In puncto Wohlfühlatmosphäre setzen die Müllers auf einen ursprünglichen Werkstoff. „Wir haben im Zuge der Sanierung eine Wandheizung auf die Innendämmung gesetzt und die Heizschlaufen mit Lehm verputzt“, erklärt Frank Müller. Hierfür eigne sich der Naturstoff wegen seiner hohen Temperaturbeständigkeit optimal. „Die beheizte Lehmwand in unserem Wohnzimmer erzeugt eine angenehme Strahlungswärme“, schwärmt Müller, „genau wie bei einem Kachelofen.“
„Die Erdwärme sowie die Energie der Solarthermieanlage fürs Warmwasser fließen hier ins Haus.“
Auf dem Rundgang durchs Haus präsentiert Frank Müller ein weiteres wichtiges Element der energieeffizienten Sanierung: In einer kleinen Kammer auf halber Treppe ist die zentrale Lüftungsanlage des Hauses installiert. „Schließlich haben wir jetzt dreifachverglaste perfekt isolierte Fenster mit nur extrem geringen Verlusten durch Fensterfugen“, so Müller. „Da ist eine intelligente Anlage besonders wichtig, die das Haus optimal mit Frischluft versorgt und auch wieder Luft nach außen abführt.“ Allerdings muss die Lüftungsanlage nicht permanent laufen. Eine elektronische Steuerung regelt die Anlage automatisch. Bei Bedarf kann sie aber auch von Hand eingestellt werden, etwa bei Feiern mit vielen Gästen oder wenn die Bewohner verreisen.
Alles in allem hat sich die kostenaufwendige Sanierung auf jeden Fall gelohnt. Der Energiebedarf ließ sich auf ein Sechstel reduzieren. „Das ist schon fast Passivhaus-Niveau“, freut sich Müller. Einzige Einschränkung: „Die hohe Auslastung der Betriebe, die auf energetische Sanierung spezialisiert sind, führte dazu, dass sich die Maßnahmen länger hinzogen als geplant. Man sollte aber unbedingt fachkundige Handwerker mit den Arbeiten beauftragen.“
Im Berliner Effizienzhaus von Günter Löhnert gab es eine andere Überraschung. Er sanierte sein Haus nach eigener Planung, denn der gebürtige Bayer betreibt ein kleines Architekturbüro. In einer ruhigen Seitenstraße im Westberliner Bezirk Wilmersdorf steht die 1920er-Jahre-Doppelhaushälfte mit Garten. Löhnert ließ die gesamte Gebäudehülle vom Dach bis zum Kellerfußboden konsequent dämmen. „Dabei kam ein alter Kriegsschaden ans Tageslicht“, erklärt der promovierte Diplom-Ingenieur. „Offenbar gab es vorn in der Außenwand einen Granateinschlag, der nur oberflächlich geflickt wurde“ – eine Art unsichtbares „Kälte-loch“. Inzwischen ist es aber wohlig warm im Eigenheim, das Löhnert mit seiner Frau bewohnt und das auch seinen Arbeitsbereich im Erdgeschoss beherbergt.
Stolz präsentiert Löhnert den Keller des Hauses, der im Rahmen der Sanierung komplett ausgegraben und trockengelegt wurde. Hier ist die Schaltzentrale für die effiziente Energieversorgung. „Die Erdwärme sowie die Energie der Solarthermieanlage fürs Warmwasser fließen hier ins Haus.“ Löhnert zeigt auf verschiedene
Leitungen. „Die Rohre gehören zur Lüftungsanlage, die mit einer Wärme-rückgewinnung ausgestattet ist. So strömt keine kalte Frischluft ins Haus, sondern über einen Erdwärmetauscher und aus der Abluft vorgewärmte Zuluft.“ Kombiniert mit einer Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung gelang eine Energieeinsparung von 90 Prozent. „Und wohler fühlen wir uns auch seit der Sanierung. Mehr kann man nicht erwarten von so einem Projekt.“
„Eine intelligente Lüftungsanlage ist bei perfekt isolierten Fenstern besonders wichtig.“
Aber nicht nur die Sanierung von Privathäusern ist für die zweite Säule der Energiewende, die Energieeffizienz, wichtig. 35 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland werden schließlich für die Erzeugung von Heizwärme und Warmwasserbereitung in Gebäuden aufgebracht. Ein Drittel entfällt dabei auf sogenannte Nichtwohngebäude – ein Bereich, der lange nicht im Sanierungsfokus stand. Zu den Nichtwohngebäuden zählen auch Hotels und Herbergen. „Hier gibt es großen Investitionsbedarf für lohnende Sanierungsprojekte“, sagt Heike Marcinek, Expertin für Energieeffiziente Gebäude bei der dena. Zudem funktionieren Hotels als Multiplikatoren: „Wir können die Vorteile von energetischen Sanierungen und dem ‚Wohlfühleffekt‘ erlebbar machen“, so Marcinek. „Das bringt manchen Hotelgast sicherlich auf den Geschmack.“
Im Hotel & Restaurant Schwarzer Bock in Ansbach zieht es bereits heute Gäste an. „Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Hotellerie stark im Kommen“, bestätigt Geschäftsführer Christian Fuhrmann. „Wir realisieren durchaus, dass Gäste nachfragen und uns auf unseren CO2-neutralen Strom ansprechen, den wir im eigenen Blockheizkraftwerk produzieren.“
Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus aus dem späten Mittelalter gehört zu den ersten Hotels, bei denen im Rahmen des dena-Modellvorhabens „Energie-effiziente Hotels und Herbergen“ Ener--gie---einsparpotenziale von 30 bis 50 Pro-zent erschlossen und entspre-chen-de Maßnahmen realisiert werden sollen.
Die Ansbacher Residenz ist nur 150 Meter entfernt. Während dort der Markgraf mit seinen Gästen tafelte, speiste deren Entourage in der Gaststube vom Schwarzen Bock. Heute funkeln hier statt Kerzen moderne LED-Leuchten. Wobei manch fränkischer Schweinebraten sicher auch damals schon auf der Speisekarte stand.
„Wir konnten die Energiekosten um ein Drittel drücken“
„Wir konnten die Energiekosten um ein Drittel drücken“, erklärt Christian Fuhrmann, der vor sechs Jahren einen Managerposten verließ, um sich als Hotelier selbstständig zu machen. „Wir setzen durchweg auf energieeffiziente Geräte in unserer Küche. Anstelle eines großen Ofens, der 20 Kilowatt verbraucht, haben wir zwei kleine Modelle mit jeweils sieben Kilowatt im Einsatz“, erklärt Fuhrmann. „Die verbrauchen zusammen selbst unter Volllast weni-ger als der alte große Ofen. Und bei geringerem Gästeaufkommen können wir einen Ofen ganz abschalten.“
Eine Dämmung der Wände, um Heizenergie zu sparen, sei allerdings schwierig. „Dieses Haus ist mit seinen mächtigen Grundmauern damals schon auf Langlebigkeit ausgelegt worden“, weiß Fuhrmann. „Das kann man mit einem normalen Altbau nicht vergleichen. Was wir aber vorhaben, ist die Dämmung des Daches und der obersten Geschossdecke.“ Eine kontinuierliche Bauberatung sei wichtig, auch weil „alles, was wir hier verändern wollen, mit dem Landesdenkmalpfleger aus München abgesprochen werden muss“. Der Sanierungsfahrplan, der im Rahmen des Modellvorhabens erstellt wird, zeigt den Weg für die nächsten Jahre auf. „Wir haben jetzt auch noch einmal eine Energieberatung von der dena in Anspruch genommen“, sagt Fuhrmann. „Denn wir wollen ja noch deutlich mehr Energie einsparen.“
Der Erfolg kann sich bereits heute sehen lassen. Seit der Übernahme erhöhte sich die Zimmerbelegung um ein Drittel, und im Restaurant verdoppelte sich gar der Umsatz. „Wenn alle unsere Kollegen beim Thema Nachhaltigkeit mitmachen würden“, resümiert Christian Fuhrmann, „das wäre super.“