Datengovernance: Zentraler Bestandteil der Energiewende
Philipp Richard, Bereichsleiter Digitale Technologien & Start-up-Ökosystem, erläutert, was es für die Digitalisierung eines dezentralen Energiesystems braucht.
Die Digitalisierung unseres Energiesystems umfasst die Umsetzung infrastruktureller Voraussetzungen genauso wie die Entwicklung einer klaren und effektiven Datengovernance. Diese beschreibt, wie datenbasierte Austauschbeziehungen zukünftig gesteuert und geregelt werden können.
Infrastrukturelle Voraussetzungen
Um ein teil- bzw. vollautomatisch steuerbares Energiesystem zu schaffen, das der dezentralen Erzeugung und Volatilität der erneuerbaren Energien Rechnung trägt, ist eine digitale Infrastruktur notwendig, die die Erhebung, Übertragung und Verarbeitung von Daten sicherstellt. Hier sind u.a. Hersteller, Netzbetreiber, Messstellenbetreiber und Lieferanten gefordert, um zum einen die vielfältigen Anforderungen aus den gesetzlichen Novellierungen mit der richtigen Priorisierung und in den vorgegebenen Fristen umzusetzen und zum anderen mit hohem Eigeninteresse die Themen im Top-Management der Unternehmen zu platzieren, um pro-aktiv die Transformation des Energiesystems voranzutreiben. Diese Aufgaben gehen natürlich weit über das Smart Meter Rollout hinaus. Auch die Einführung neuer und die Überarbeitung bestehender Marktprozesse sowie die Beschaffung und Integration von Hard- und Softwarelösungen für Netzsteuerungen, digitale (Netz-)Zwillinge oder CLS-Management sind gefragt – um nur Beispiele zu nenne
Effektive Datengovernance
Die E-World in Essen 2024 hat ein weiteres Mal eindrucksvoll gezeigt, dass mit über 750 Ausstellern der Markt für digitale Lösungen und damit für den Aufbau von Infrastruktur vorhanden ist. Umso mehr rücken daher Fragen in den Mittelpunkt, die nur eine klare und effektive Datengovernance im Einklang mit den Zielen der Energiewende beantworten kann. Diese ist notwendig, damit die so wichtigen Daten nicht nur in Datensilos bei einzelnen Unternehmen gelagert werden, sondern an geeigneten Stellen miteinander geteilt und aufbereitet werden. Um dies zu erreichen und dabei Qualität und Sicherheit zu gewährleisten, müssen Politik, aber eben auch der Markt selbst gemeinsame Vorgaben ausarbeiten und vereinbaren, die die notwendigen Standardisierungen definieren, um eine Interoperabilität der Systeme mögliche zu machen. Verantwortlichkeiten und Rechte für den Umgang mit Daten sind in ein solches Zielbild ebenso aufzunehmen wie eine Idee für einen anreiz- und gemeinwohlorientierten Datenaustausch (Datenökonomie).
Mit dem Future Energy Lab leistet die dena in diesem Zusammenhang seit mehreren Jahren Pionierarbeit für die Energiebranche: Sowohl bei Konzepten, die die Einflussgrößen auf den Wert von Datensätzen im Sinne der Datenökonomie greifbarer machen, als auch bei Umsetzungspiloten mit dem Ziel, die dezentrale Datenhaltung zu fördern und damit die europäischen Souveränitätsprinzipien im Umgang mit Daten zu operationalisier
Anwendungsorientierter Aufbau des Dateninstituts
Genau hier dockt nun der Auftrag für das zu gründende Dateninstitut der Bundesregierung an: Er nimmt den drängenden Aufgabenbereich für eine faire, gemeinwohlorientierte Datengovernance und einen florierenden Datenaustausch in den Fokus. Welche Herausforderungen, aber auch welche Lösungen bereits bestehen, damit ein mehrwertstiftendes Datenökosystem branchenübergreifend entsteht, wird die dena in den nächsten gut zwei Jahren mit den relevanten Akteuren herausarbeiten.
Dazu baut die dena gemeinsam mit einem in den kommenden Wochen einzubindenden Konsortium ein Testfeld auf, in dem bestehende Datenaustauschprozesse der Energiewirtschaft aufgesetzt und neue Möglichkeiten wie das Teilen von Daten über Datenräume erprobt werden. Darüber hinaus wird in der gesamten Laufzeit des Projekts die Branche über verschiedene Formate wie Umfragen, Stakeholder-Dialoge und Workshops eingebunden, um die Erfahrungen sowie die technischen, prozessualen, regulatorischen und auch ökonomischen Bedarfe für die Datennutzung zu sammeln.